Die Säulen der Schöpfung - 13
hatte Recht auf der hölzernen Sitzbank saß man unbequem, und da der Wagen für den Transport schwerer Lasten konstruiert war, geriet er im Leerzustand leicht ins Hüpfen.
»Aber sollte ich dann nicht auch Angst vor dem Sumpf haben?«, fragte sie schließlich.
»Vermutlich schon.«
»Und warum sollte ich dann diesen anderen Weg nehmen wollen?«
Er schaute wieder zu ihr hinüber und riskierte einen flüchtigen Blick auf ihr Haar.
»Ihr habt davon gesprochen, daß das Leben eines Mannes auf dem Spiel steht«, sagte er, seine Schüchternheit war verflogen. »Hier entlang geht es erheblich schneller, wenn man die Strecke abkürzt, indem man sich auf dieser Seite des Gipfels halt, von dem sie Euch erzählte, und den Aufstieg durch die gewundene Schlucht unterhalb der Klippen vermeidet. Das Problem ist, daß man auf diese Weise von hinten in den Sumpf gelangt, so daß man eine größere Strecke durch Sumpfland zurücklegen muß, um zu Altheas Haus zu gelangen.«
»Dauert es nicht länger, wenn man eine größere Strecke durch Sumpfgebiet gehen muß?«
»Doch, aber ich wette, auch wenn der Weg durch den Sumpf selbst länger ist, spart Ihr mindestens einen Tag in beiden Richtungen. Macht insgesamt zwei Tage weniger.«
»Aber ist das denn nicht viel gefährlicher?«
»Ihr würdet nicht ganz allein losmarschieren, noch dazu ohne Vorräte, wenn es nicht ziemlich wichtig wäre – eine Frage von Leben und Tod. Wenn Ihr bereit seid, Euer Leben für diese Sache zu riskieren, dann, so dachte ich, wäre Euch auch daran gelegen, so viel Zeit wie möglich einzusparen. Aber wenn es Euch lieber ist, kann ich Euch auch den Umweg fahren, wo die Strecke durch das Sumpfland kürzer ist. Das liegt ganz bei Euch.«
»Nein, Ihr habt Recht.« Die Fleischpastete auf ihrem Schoß war noch immer warm, es tat gut, sie in den Händen zu halten. Und es war sehr aufmerksam von ihm gewesen, sie mitzubringen. »Ich möchte mich bei Euch bedanken, Tom, daß Ihr darüber nachgedacht habt, wie ich Zeit einsparen kann.«
»Wer ist dieser Mann, um dessen Leben oder Tod es geht?«
»Ein Freund«, antwortete sie kurz angebunden.
»Muß ein sehr guter Freund sein.«
»Ohne ihn wäre ich längst tot.«
Er schwieg, während sie auf den dunklen Streifen des Gebirges in der Ferne zurollten. Sie dachte angestrengt darüber nach, was sie im Sumpf erwarten mochte, schlimmer noch, sie quälte sich mit dem Gedanken, was Sebastian zustoßen würde, wenn sie nicht schnell genug Altheas Hilfe erbitten konnte.
»Wie lange dauert es noch, bis wir das Sumpfgebiet erreichen?«, erkundigte sich Jennsen.
»Das hängt ganz davon ab, wie tief der Schnee am Paß liegt, und von einer Reihe anderer Dinge. Ich fahre diesen Weg nicht oft, deshalb kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber wenn wir die Nacht durchfahren, bin ich einigermaßen sicher, daß wir gegen Morgen die Rückseite des Sumpflandes erreichen.«
»Und wie lange braucht man von dort bis zu Althea? Durch den Sumpf, meine ich?«
Er sah unsicher zu ihr hinüber. »Tut mir leid, Jennsen, aber das kann ich nicht genau sagen. Ich war noch nie in Altheas Sumpf.«
»Und was schätzt Ihr?«
»Den örtlichen Gegebenheiten nach zu urteilen, sollte man meiner Meinung nach nicht länger als einen Tag für den Hin- und Rückweg benötigen, aber das ist nur eine Schätzung. Und dabei ist die Zeit noch nicht berücksichtigt, die Ihr Euch bei Althea aufhalten werdet.« Seine Unsicherheit kehrte zurück. »Ich werde Euch jedenfalls auf dem schnellsten Weg zu ihr bringen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, es wäre das Beste, wenn Ihr beim Wagen und den Pferden wartet. Wenn Ihr die Nacht durchfahrt, werdet Ihr Euch ausruhen müssen, um bereit zu sein, sobald ich wieder zurückkomme. Wir würden dadurch Zeit sparen.«
Er dachte über ihre Worte nach und nickte. »Das klingt vernünftig. Aber ich könnte doch trotzdem …«
»Nein. Ich weiß zu schätzen, daß Ihr mich mitgenommen habt, und das Essen, das Wasser und die warme Decke auch, aber ich werde nicht zulassen, daß Ihr ebenfalls Euer Leben dort riskiert. Am meisten würdet Ihr mir helfen, wenn Ihr beim Wagen wartet und bereit seid, mich gleich nach meiner Rückkehr zurückzufahren.«
Sie beobachtete das Spiel des Windes in seinen Haaren, wahrend er darüber nachdachte. »Also gut, wenn Ihr es so wünscht. Ich bin froh, daß Ihr mich helfen laßt, so weit es in meiner Macht steht. Wohin soll es nach Eurem Besuch bei Althea gehen?«
»Zurück zum
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