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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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das sie am wenigsten erwartete; vor allem aber durch eine Schwäche …
    Und sie war blind.
    Da sie das wußte, kam sie hierher, nach einem nutzlosen Mord und einer vergeblichen Suche während des größten Teils der Nacht in ganz Freistatt nach Spuren von Roxane …
    Spuren, die Roxane in der Zukunft hinterlassen hatte.
    Ein Licht brannte in dem kleinen Geschäft. Also war jemand schon so früh auf. Sie klopfte an die Tür, die sie mühelos hätte öffnen können, und wartete wie ein Bittsteller im Tempel.
    Schwere Schritte näherten sich, jemand öffnete das winzige Guckfenster, schaute hinaus und schloß es hastig wieder.
    Sie klopfte ein zweitesmal. Und hörte eine höhere Stimme als zu diesem Schritt gehörte, ehe der Riegel sich hob und die Tür nach innen aufging.
    Die S'danzo Illyra ließ sie ein. Der Schatten an ihrer Seite war Dubro, ein sehr verzweifelter Dubro. Und Illyras Gesicht war tränenüberströmt. Die S'danzo wickelte ihr Fransentuch fester um sich, als fege ein schlimmer Wind durch die Tür.
    »Ihr habt es also bereits erfahren«, sagte Ischade leise und war sich allzusehr der Anwesenheit Dubros bewußt. Sie zwang sich zur Ruhe, wollte sich ganz auf die Frau konzentrieren, auf den brennenden Schmerz einer Mutter. »Ein Magier ist seit gestern abend bei Eurem Sohn, S'danzo. Ich wäre bei ihm, aber meine Kräfte sind heute nacht – anders. Später vielleicht, falls sie mich brauchen.«
    »Setzt Euch.« Illyra deutete zitternd, und Dubro machte eine Bank frei. »Ich habe gerade Tee aufgebrüht …« Vielleicht verstand die S'danzo diesen Besuch als Zeichen des Mitgefühls, als Hoffnung. Sie strich sich mit der dünnen Hand rasch über die Augen und drehte sich zum Herd um, auf dem ein Kessel stand. Es war eine versöhnlich stimmende Gastlichkeit. Vielleicht auch etwas anderes. »Ihr seht in mir Hoffnung für Euren Sohn?« »Ich sehe Arton nicht. Ich versuche es nicht.« Die S'danzo goß den Tee durch ein Sieb in eine, zwei, drei Tassen, brachte ihr eine und ließ die beiden anderen stehen. Ich versuche es nicht. Aber eine Mutter täte es vielleicht, deren Sohn krank im Palast lag, neben einem sterbenden Gott. Jemand hatte es der S'danzo erzählt; oder sie hatte es gesehen, als sie sich selbst die Karten gelegt oder im zerrissenen Himmel oder in Teeblättern gelesen hatte.
    Und Trost mochte ihr einen klareren Verstand bringen, was nötig war, wenn sie ihr dienen sollte. »Denkt Ihr, sie würden Euren Sohn des anderen Jungen wegen vernachlässigen?« Ischade nahm einen Schluck Tee. »Nicht, wenn ihnen etwas an dieser Stadt liegt. Glaubt mir. Randal ist sehr tüchtig. Und Ihr zweifelt doch nicht, auf welcher Seite die Götter im Fall Eures Sohnes sind. Oder?« »Ich weiß es nicht … Ich kann nicht sehen !« »Ah, ich auch nicht. Ihr wollt über die Gegenwart Bescheid wissen. Da kann ich Euch helfen.« Ischade schloß die Augen; tatsächlich war es nicht schwierig, Randal bei der Arbeit zu sehen. »Ich kann Euch versichern, daß die Kinder schlafen, daß der Schmerz jetzt nicht groß ist, daß die Kraft des Gottes Euren Sohn am Leben erhält. Daß ein …« Schmerz bohrte sich hinter ihre Lider. Magierfeuer. »Randal.« Sie öffnete die Augen wieder der kleinen, überfüllten Stube, dem angespannten Gesicht der S’danzo. »Ich könnte gerufen werden, dort zu helfen. Ich weiß es nicht. Ich habe die Kraft. Aber etwas hindert mich, sie einzusetzen. Ich brauche eine Antwort. Wo ist Roxane?«
    Die S'danzo schüttelte verzweifelt den Kopf. Goldene Reifen klimperten. »So kann ich nicht sehen – das ist etwas Gegenwärtiges. Ich kann nicht …«
    »Sucht Ihre Spur in der Zukunft. Sucht meine. Sucht die Eures Sohnes, wenn Ihr könnt. Denn dort will sie hin. Zu einem Mann namens Niko. Ganz bestimmt wird sie versuchen, ihn zu finden. Tempus. Critias. Straton. Auf sie wird sie sich hauptsächlich konzentrieren.«
    Die S'danzo eilte davon, langte nach einer kleinen Schachtel auf dem Wandbrett. »Dubro – bitte!« sagte sie, denn der hünenhafte Mann wollte sie zurückhalten; und er ließ sie in Frieden, als sie sich mitten in der Stube auf den Boden kniete und ihre Karten legte.
    Unsinn, dachte Ischade; aber etwas tat sich, ihr Nacken prickelte, und sie dachte an den Zauber, der immer noch den Wind schickte; daran, daß ihr verwehrt war, in die Zukunft zu blicken; daran, daß sie nicht die geringste Möglichkeit hatte, zu beurteilen, was die S'danzo tat, wieviel davon Augenauswischerei war, wieviel

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