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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Hexenwallberge in seine Brust drückten. Randal glitt aus der Welt zurück ins Nichts und in pure Panik. Er hatte sich fast wieder gefangen, als ein beschwertes Netz über ihn fiel.
    »Der Käfig, Molin. Verdammt, der Käfig, ehe sie sich durch meinen Hals beißt!«
    »Bring ihn schon.« Der ehemalige Hohepriester Vashankas schwenkte einen Käfig aus Rohr- und Drahtgeflecht, während Magier und Mungo sich auf dem Tisch herumwarfen.
    Aber den Käfig zu haben bedeutete noch lange nicht, die in ihrer Liebeslust unbefriedigte Schleichkatze gefangen zu haben. Beide Männer waren blutig und ihre Kleider zerfetzt, bis sie endlich den Riegel vorschieben konnten.
    »Ihr hättet den Käfig bereithalten sollen!«
    »Und Ihr hättet vor Sonnenuntergang zurück sein sollen – vor dem gestrigen, wie ich hinzufügen möchte.«
    »Ihr seid mein Assistent, mein Lehrling. Lehrlinge sind wie Kinder. Kinder treffen keine Entscheidungen, sie tun, was man ihnen sagt. Und wenn ich Euch sage, daß Ihr den Käfig bereithalten müßt, habt Ihr ihn auch bereitzuhalten, ganz egal, wann ich zurückkehre!« entgegnete der Magier anklagend und betupfte vorsichtig die Wunden an seinem Hals.
    Die Männer starrten einander an, bis Randal den Blick abwandte. Molin Fackelhalter war viel zu sehr an Macht gewöhnt, als daß er jemandes Lehrling sein könnte.
    »Ich hielt es für angebracht, zuerst die Kugel zu retten, die Ihr und sie von ihrem Ständer gestoßen habt«, erklärte er und deutete mit einem Kopfnicken zum Tisch, wo eine nicht sonderlich beeindruckend aussehende Tonkugel gegen ein halbleeres Weinglas lehnte.
    Randal stützte sich mit dem Rücken an die Wand. »Ihr habt eine aktivierte Machtkugel angefaßt«, staunte er. Die Machtkugel gehörte ihm, aber er zauderte immer noch, ehe er sie berührte. Und dieser Hohepriester hob sie einfach auf! »Es hätte Euer Tod sein können – oder Schlimmeres«, sagte Randal. Seine Finger schrieben Zeichen, wodurch die Kugel zuerst schimmerte und dann in die Zwischenstation zwischen den Wirklichkeiten verschwand, die Magier ihre ›Vitrine‹ nannten.
    »Ich habe mein ganzes Leben getan, was getan werden mußte«, sagte Molin, nachdem die Kugel in Sicherheit war. »Ihr habt mir weisgemacht, daß die Vernichtung dieser Kugel die Existenzebenen für immer trennen könnte. Ich sehe jetzt, daß dieses Ding im Grund genommen nichts weiter als eine stümperhaft gebrannte Tonkugel ist. Vielleicht ist Magie nötig, um sie zu zerstören, wie Ihr und Ischade sie bei Roxanes Kugel angewendet habt, aber vielleicht würde es ihr genauso schlecht bekommen, von ihrem Ständer zu fallen. Da ich jedoch das Risiko dieses Experiments nicht eingehen wollte, setzte ich sie woandershin.«
    Priesterschaften, dachte Randal, während er Molins Blick begegnete, bildeten ihre Akoluthen besser aus als die Magiergilde ihre Lehrlinge. Askelon konnte in seiner besten Verkörperung Leben selbst in die simpelsten Phrasen hauchen und jedes Wort zur Drohung, zum Versprechen und zur Wahrheit machen. Aber Askelon war ja auch nicht sterblich. Nicht daß Molin Fackelhalter typisch für Vashankas Priesterschaft war. Randal hatte Brachis kennengelernt, der hierarchisch über Molin stand, und war absolut unbeeindruckt von ihm gewesen. Jedenfalls war ihm klar, daß lediglich Tempus, der alle Regeln brach – die von Söldnern, Magiern und Priestern –, noch bezwingendere Kraft in seine Stimme und Gesten legen konnte.
    Das war eine Erkenntnis, die einen vorsichtigen kleinen Magier veranlaßte, in eine harmlosere Richtung zu blicken. »Ihr könntet eines Tages einen Fehler begehen, Fackelhalter«, sagte er mit vorgetäuschter Festigkeit.
    »Ich habe schon viele Fehler gemacht und werde noch viele machen. Ich nehme an, eines Tages werde ich einen machen, der mich das Leben kostet. Aber bisher hatte ich Glück.«
    Randal starrte unwillkürlich auf das unfertige Bild von Niko, Tempus und Roxane, das Molin an die Wand hinter seinem Arbeitstisch genagelt hatte. Es bestand beachtliche Ähnlichkeit zwischen der Hexe und dem Priester, obwohl sie so porträtiert war, daß sie sich gerade in einen schwarzen Adler verwandelte; und Molins Gesichtsschnitt verriet den Adel seines rankanischen Vaters. Kein Wunder, seine Mutter war eine Nisibisihexe gewesen. Bisher hatte er sich an sein Versprechen gehalten, nur soviel zu lernen, wie er benötigte, um seine Seele von ihrem Erbe zu schützen, aber wenn er je in Versuchung kam – nun, da die Vernichtung von

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