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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Roxanes Kugel jeden latenten Magier in Freistatt an die Schwelle des Hasardstatus' brachte –, könnten die Herren des Hexenwalls wie Kinder neben ihm aussehen.
    Molin sagte: »Nicht, wenn Ihr mir helft«, als hätte er die Gedanken des Jüngeren gelesen. »Der Preis ist zu hoch.«
    Die Schleichkatze, die bei der Versetzung aus dem Wald nach Freistatt ebensosehr Randal gewesen war, wie er der Mungo, reagierte auf die Not ihres ersehnten Gefährten mit einer Heftigkeit, durch die der Käfig auf den Boden stürzte. Sie durchbiß zwei der Rohrstäbe, ehe Randal sie erreichte. Und zwei genügten ihr, sich herauszuzwängen. Im Nu war sie auf seiner Schulter, wo ihre Krallen mühelos Halt im Brokat des Umhangs fanden, und ihr Schwanz ringelte sich um seinen Hals.
    »Ich – muß – niesen!« Und das tat er – so stürmisch, daß seine Verteidigerin und ein kleines Stück seines linken Ohres durch die Studierstube flogen.
    Molin warf sich zur Tür, um das geschmeidige Mungoweibchen zu erwischen, ehe es in den endlosen Korridoren des Palasts verschwinden konnte. Randal lachte, während er nieste: der Anblick war ein Stück Ohrläppchen wert. Nichts blieb von Fackelhalters Ernst und Würde, während er auf dem Bauch über den polierten Steinboden rutschte.
    Trotz solcher Widrigkeiten blieb der Priester seinem Ruf treu: Er tat, was getan werden mußte. Er faßte die Schleichkatze am Genick, nahm sie vorsichtig auf einen gut geschützten Arm und hielt sie an seine Brust gedrückt.
    »Chiringee?« Molin kraulte sie mit einem freien Finger unter dem Kinn, während er aufstand. Sein langes Gewand war zerknittert und hatte sich um seine Hüften geschlungen, so daß die nackten, muskulösen Schenkel des erfahrenen Kriegers zu sehen waren. »So scharf bist du?« Er straffte die Schultern, der beschwerte Saum fiel an seinen schicklichen Platz zurück, und Molin glitt wieder in seine vollkommene, lebenslange Tarnung als Priester und Hofbeamter. »Komm, ich bringe dich in die Kinderstube und mache dich mit den Kleinen bekannt, die du beschützen wirst.«
    Randal folgte ihm und stillte das Blut aus seinen Wunden mit dem Ärmel.
    Die Kinderstube war mehr ein chaotischer Auswuchs der Palastgesellschaft als ein fester Ort. Ihre Insassen waren von den Verliesen zum Dach geschafft worden, aus der Tiefe der Beysiberenklave in die Wärme und Fülle der Küche – je nach Befürchtungen und Einfluß der Verantwortlichen. Drei Tage lang war die riesige Halle mit der gewölbten Decke, als Ilsigisches Schlafgemach bekannt, bereits zu jedermanns Zufriedenheit Kinderstube.
    Das Protokoll erforderte, daß niemand ohne sorgfältige Überprüfung die Wachen passieren dürfe. Also warteten Molin, Randal und Chiringee, bis Jihan aus der Tür kam. Den beiden Männern gewährte sie Einlaß mit einem flüchtigen Blick, doch sie starrte die Schleichkatze durchdringend an und zog ihre Schlüsse aus den übernatürlichen Intuitionen, die ihr als Gischttochter und ursprüngliche Sturmbringerin – die nur zeitweilig Menschengestalt angenommen hatte – eigen waren.
    »Das also ist die unnatürliche Kreatur, die angeblich die Kinder besser beschützen kann als ich? Sie riecht nach Hexenwallmagie!«
    »Nun, sie ist größer und intelligenter, als sie normalerweise sein sollte. Diese unerwartete Gabe verdankt sie der Versetzung …«
    Randal wollte noch mehr sagen, doch Molin übernahm wieder den Befehl und schritt voraus in die Kinderstube.
    Die Stundenkerze neben Jihans Hocker war halb heruntergebrannt – fast Mitternacht. Es war still in der Stube, vom schnellen, flachen Atem der Sturmkinder abgesehen, die eigentlich in ihren Holzbettchen schlafen sollten, jedoch in Jihans Armen geruht hatten und nun auf dem Boden lagen. Sie hob sie hoch, ehe sie sich auf den Hocker zurücksetzte.
    »Sie müßten in ihren Betten sein«, tadelte Randal. »Wie wollt Ihr sie beschützen, wenn sie auf Eurem Schoß schlafen?«
    »Das Fieber machte sie unruhig.«
    »Sie sind nur zwei Schritte vom Tod entfernt, Lady. Sie haben sich seit einer Woche nicht bewegt!«
    »Ich beschütze sie, wie ich es für richtig halte – und ich brauche keinen kleinen Magier, der sich mit seinen geborgten Kräften und seiner Menagerie brüstet …« Ihre Augen hatten angefangen zu glühen, und die Luft in der Stube wurde eisig.
    Molin setzte das Mungoweibchen auf den Boden und legte eine Hand auf Jihans und die andere auf Randals Schulter. »Jihan, Chiringee ist lediglich eine weitere

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