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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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durch einen von Freistatts üblichen, bestimmt drei Tage dauernden Regengüssen zunichte gemacht werden würde.
    Der Palasthof war klebriger Morast, in dem bereits drei gute Pferde steckengeblieben waren – dabei war es hier bei weitem nicht so schlimm wie sonstwo auf den Freistätter Straßen, Gassen und Plätzen. Es würde fast unmöglich sein, die Kutsche von der Remise zum Tor zu kriegen, geschweige denn den Hang zum Landhaus hinauf. Walegrin machte das Critias klar, während sie in geölten Lederumhängen über den Paradeplatz wateten.
    »Er hat gesagt, wir sollen Ochsen verwenden«, antwortete Crit ungerührt.
    »Und wo soll ich vor Sonnenuntergang ein Ochsengespann herbekommen?«
    »Wird gestellt.«
    »Und wer soll sie kutschieren? Hat er daran auch gedacht? Ochsen sind keine Pferde, wißt Ihr?«
    »Ihr.«
    »Den Teufel werd' ich!«
    Sie hatten die ein wenig geschützte Remise erreicht, wo das Wasser in Strömen aus der Dachtraufe rann, man ihm aber mit genügend Vorsicht ausweichen konnte. Critias nahm seinen triefenden Regenhelm ab und wand ihn aus.
    »Hört zu, Mann.« Er schob den Hut unter den Gürtel. »Nicht ich denk' mir diese Befehle aus. Sie kommen vom Geheimnisvollen und Eurem eigenen Vorgesetzten, Fackelhalter. Also, sobald die Ochsen da sind, spannt Ihr sie an die Kutsche und lenkt sie zum Landhaus. Wenn sie«, er deutete mit einem Daumenzucken zum Palast, »mit ihren Göttern ruhig abwarten, wird alles nach Plan gehen – irgendwie. Und wenn nicht – könntet Ihr der verdammt beste Fuhrmann auf der ganzen Welt sein, und es würde absolut nichts nützen.«
    So kam es, daß Stunden nach Anbruch der Dunkelheit Walegrin in seinem geölten Leder neben zwei Ochsen stand. Randal kam vorsichtig die regenglatte Freitreppe herunter und drückte das schädelgroße Paket mit der nisibisischen Machtkugel an sich. Der Magier trug eine lächerlich altmodische Rüstung, die seine äußerst vorsichtigen Schritte noch mehr behinderte. Tempus sah nicht so aus, als fühlte er sich wohl in seiner Haut, während er mit einem Kind in jedem Arm unter dem steinernen Regendach stand.
    »Bin gleich da«, versicherte ihm Randal. Er schaute zurück zu dem Fackellicht, doch dabei verlor er das Gleichgewicht soweit, daß er die letzten drei Stufen hinunterrutschte.
    Es gab keinen in Freistatt, weder lebendig noch tot, der nicht zumindest von der Machtkugel etwas munkeln gehört hatte. Walegrin ließ seine Fackel fallen und machte einen Satz zu dem Paket. Seine Mühe war jedoch unnötig, denn das Paket blieb zuvorkommend in leerer Luft hängen, bis Randal wieder auf die Füße gekommen war und es sich zurückholte. Das verfehlte seine Wirkung weder auf Walegrin noch auf die anderen, die als Eskorte der Ochsenkutsche eingeteilt waren; auch nicht auf Tempus, der hinter Randal die Stufen herunterkam, um seine stummen, reglosen Bündel in der Kutsche zu verstauen.
    Magier und Söldnerbefehlshaber wechselten ein paar geflüsterte Worte, die Walegrin durch den Regen nicht hören konnte. Dann schloß Tempus die Tür und trat zu Walegrin.
    »Ihr kennt den Weg?« fragte er.
    Walegrin nickte.
    »Dann weicht nicht davon ab. Randal kann sich zwar auch so um den Zauber kümmern, aber wenn Ihr Schutz vor etwas anderem wollt, müßt Ihr in Sicht der Beobachter bleiben.«
    Walegrin löste die lange Peitsche aus der Halterung am Kutschbock und kitzelte die Nase der Ochsen. Tempus trat rasch zu Seite, als das Gefährt schwankend in Bewegung kam. Die Tiere trugen weder Kopfgeschirr noch Zügel und reagierten lediglich auf Peitsche und Stimme des Fuhrmanns. Walegrin beabsichtigte, sie vom Kutschbock aus zu lenken, aber er befürchtete – zu Recht, wie sich herausstellte –, daß er neben ihnen durch den Schlamm waten würde, noch ehe sie das alte Henkerstor hinter sich hatten und sich der zur Zeit fast verlassenen Straße der Roten Laternen näherten.
    »Der Morgen wird grauen, ehe wir dort sind«, brummte Walegrin, als der rechte Ochse mit seinen Fladen noch zu dem Morast beitrug.
    Aber die mannshohen festen Räder drehten sich unbeirrt, und die Ochsen waren so kräftig, wie sie langsam und dumm waren. Straton und zwei Stiefsöhne schlossen sich dem Zug an, als sie am letzten der mauerumzäunten Freudenhäuser vorbei waren. Strat, der eine Laterne von seiner Pike baumeln hatte, lenkte seinen Fuchs neben den Wagen. Walegrin hielt sich an einem herunterhängenden Sattelgurt fest, um beim Ausrutschen in dem trügerischen Morast nicht ganz den

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