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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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die Tiefe wirbelten. Der Schrei, der in seiner Kehle erstarrt war, entquoll ihm nun und erfüllte die Welt um ihn.
    »Es ist vorbei. Entspannt Euch.«
    Eine kräftige Hand mit langen Fingern hatte sein Handgelenk ergriffen und zog seine Hände von seinem Gesicht. Die schweren Kügelchen waren windgepeitschte Regentropfen. Als er seine verkrampften Hände öffnete, stellte Molin fest, daß sie leer waren. Er lag auf dem Rücken – war von seinem Pferd gefallen.
    »Ihr seid wieder bei uns gewöhnlichen Sterblichen«, sagte die junge Frau, als sie an seinem Umhang zog und Molins Oberkörper drehte, bis seine Schultern Halt an einem verhältnismäßig trockenen Strohballen fanden. »Alles in Ordnung? Eure Zunge? Die Lippen?«
    Er stützte sich auf die Ellbogen. Jeder Muskel, jeder Knochen, jeder Nerv schmerzte – wie immer nach einer Belehrung durch den Sturmbringer. Aber er versicherte ihr, daß alles in Ordnung war, während er immer noch darum kämpfte, sich zurechtzufinden und zu verstehen, was geschehen war.
    »Sie sagen, daß mein … daß Tempus sich die Lippe durchbeißen oder einen Knochen brechen würde. Ich habe es nie erlebt. Er selbst würde es nicht einmal bemerken. Aber Ihr seid ja nicht er.«
    »Kama?« riet Molin.
    Er befand sich in einem primitiven Unterschlupf, dem Geruch nach wurde er üblicherweise von Schäfern benutzt. Aber zumindest schützte er vor dem ärgsten Unwetter. Sie hatte eine Laterne an den Mittelpfosten gehängt, die allerdings nicht viel Licht bot. Der Priester hatte Tempus' Tochter nur ein paarmal gesehen, vor allem, als sie noch viel jünger gewesen war.
    »Ich sah Euch plötzlich erstarren und ahnte, was geschehen würde. Es war nicht Vashanka, oder?«
    »Nein.«
    Sie kauerte sich neben ihn. Der Laternenschein hob ihr Profil von der Dunkelheit ringsum ab. Sie trug den formlosen Lederkittel eines Burschen, hatte das hochgesteckte Haar zu einem Knoten gedreht, von dem sich ein paar Strähnen gelöst hatten, die naß an ihrem Gesicht klebten. Sie fröstelte und suchte nach ihrem eigenen Umhang, doch er war so naß und so voll Schlamm, daß er als Kälteschutz von keinem Nutzen war.
    »Sind die anderen weitergeritten?« fragte Molin.
    Kama nickte. »Sie dürften inzwischen den Palast erreicht haben. Strat weiß, daß ich bei Euch bin. Er wird den Mund halten.«
    Molin blickte auf die Laterne. Er müßte sich jetzt eigentlich hochstemmen und zusehen, daß er ebenfalls zum Palast kam. Sein Leben war voll von Göttern, Magie und den damit verbundenen Intrigen. Für Liebe oder Lust war da kein Platz – vor allem nicht für Kama.
    »Ihr hättet nicht bei mir zu bleiben brauchen«, sagte er sanft.
    »Ich war neugierig. Den ganzen Winter habe ich von Fackel gehört. Fast alles, was Hand und Fuß hatte, war offenbar von Euch geplant. Niemand scheint Euch sonderlich zu mögen, Molin Fackelhalter, aber alle empfinden anscheinend Hochachtung vor Euch. Ich wollte Euch einmal gern selbst sehen.«
    »Und Ihr habt gesehen, wie ich mit schäumendem Mund von meinem Pferd fiel?«
    Sie lächelte leicht. »Werden die vom 3. tatsächlich am Branntwein und Braten teilhaben?«
    »Ich habe weder das Reich noch die Priesterschaft mehr hinter mir«, gestand Molin. »Ich kann niemand zur Loyalität zwingen und auch nicht dazu beflügeln – ich kenne meine Grenzen. Ich habe die Köche bestochen, ehe ich aufbrach.« Ein Wasserschwall brach durch das Dach aus Zweigen und Stroh und traf ihn im Gesicht. »Keiner, der in einer solchen Nacht zum Wohle Freistatts unterwegs war, sollte ohne wenigstens eine kleine Anerkennung bleiben. Wenn die vom 3. zur Kaserne geritten sind, bekommen auch sie ihren Anteil.«
    »Was ist mit Euch?«
    »Und Euch?«
    Kama zuckte die Schultern und zupfte an den losen Fäden des Verbands an ihrer rechten Hand. »Was ich will, finde ich nicht in der Kaserne.«
    »Ihr werdet es auch beim 3. nicht finden …«
    Kama blickte ihn düster an.
    Sturmbringer, die Hexen, die Kinder, alles, was in dem großen Plan wichtig war, schwand aus Molins Gedanken, als er sich aufsetzte und ihre Hände in seine nahm. »Ihr werdet es auch nicht bei irgendeinem seiner Leute finden.«
    Offenbar hatte auch sie das bereits gefolgert, denn sie legte sich ohne Zögern zu ihm ins Stroh.
    Sie kehrten zum Palast zurück, als der Himmel feucht graute, ehe noch die erwacht waren, wie sie hofften, mit denen Molin sprechen mußte. Nichts unterschied sie von anderen müden, durchweichten Reitern, die Zuflucht hinter den

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