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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihm etwas einflößen konnte, das ihn beruhigte«, erklärte Critias.
    Molin ging näher an Niko heran, und diesmal hielt ihn Tempus nicht zurück. Der junge Mann war geschlagen worden, doch der Priester interessierte sich nicht für die Blutergüsse.
    »Was ist mit der Schleichkatze Chiringee?« fragte er, während er die blutigen Wunden an Nikos Händen und Handgelenken untersuchte. »Randal sagte, daß sie auf Roxane eingestimmt ist.«
    Jihan blickte Tempus an, Tempus die Wand, und Critias sagte tonlos: »Sie hat ihn angegriffen – und er hat sie getötet. Er hat sie zerfleischt und angefangen, sie zu fressen – richtig?«
    Die Gischttochter langte nach Tempus' Handgelenk. »Er war zum Berserker geworden«, sagte sie leise. »Er wußte nicht, was er tat. Es bedeutet nichts.« Glitzernde Eiskristalle und Wasser bildeten sich in ihren Augen.
    Critias bedachte die beiden mit einem bösen Blick, und als er die Tür erreichte, auch Kama – Molin verstand nicht, aus welchem Grund – , und dann stieß er sie zur Seite. Molin spürte, wie sich die Muskeln seines Schwertarms spannten. Aber das wäre Torheit im höchsten Maß – Kama würde sich einen Beschützer verbitten, und Critias war ein so eiskalter Killer, wie man sich ihn nur vorstellen konnte. Aber der Stiefsohn würde für diese Unverschämtheit büßen!
    »Roxane hat Katzenpfote übernommen?« fragte Kama in die erstarrte Stille. Nicht eines der Gerüchte, die im Labyrinth kursierten, war so weit gegangen.
    Tempus entzog Jihan seinen Arm. »Noch nicht«, murmelte er, während er Crit aus dem Gemach folgte.
    Molin und Kama wandten sich Jihan zu, die mit knappem Kopfnicken ihre schlimmste Befürchtung bestätigte. Kama stützte den Rücken an die Wand und schüttelte den Kopf. Die Gischttochter ihrerseits griff wieder nach ihrem Mörser und kniete sich neben den Stiefsohn.
    »Er war betrunken«, sagte die dunkelhaarige Söldnerin wie zu sich selbst. »Zuviel Wein. Zuviel Krrf. Zu viele Ausschweifungen.« Sie schloß die Lider und befreite sich mit tiefen, anfangs unsicheren Atemzügen von ihrem Leid und von Niko.
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Molin zu ihr. Er wagte ihren Arm zu nehmen, und überrascht wurde ihm bewußt, daß er geradeaus blickte, nicht hinunter in ihre Augen. »Vergangene Nacht war ich bei Sturmbringer.«
    Ihre Augen weiteten sich, aber sie widersetzte sich nicht, als er sie aus dem überheizten Gemach und vorbei an den besorgten Schlangenpflegern führte.
    »Ich muß mit Tempus reden – ihn überzeugen, daß er etwas tun muß, was er nicht will. Aber es ist noch lange nicht vorbei, Kama.«
    Sie nickte und entzog sich seinem Griff. »Ich werde dich wiedersehen wollen«, sagte sie, drückte leicht seine Hand und drehte sich um.
    »Ich habe eine Gemahlin. Sie ist Sabellia-Priesterin und von hoher Geburt. Sie wohnt jetzt bei meinem Bruder Lowan Vigeles in Landende, und sie wird so viele Schwierigkeiten machen, wie sie nur kann.« Molin schluckte schwer. Natürlich hatte Rosanda auch ihre guten Seiten, aber sie bedeuteten ihm nichts mehr. »Ich bin Priester eines toten Gottes und Neffe eines toten Kaisers. Ich folge einem gefährlichen Pfad vor den Augen meiner Feinde – und ich würde keinen anderen nehmen.«
    Kama lachte. Es war ein sinnliches Lachen, das einen Mann in Schwierigkeiten bringen mochte. »Wenn ich nicht in rauschenden Gewändern und mit Kleinodien behangen durch deine Eingangstür treten kann, wirst du mich vor deinen Fenstern finden – oder bereits in deinem Schlafgemach.« Sie verschwand mit einem weiteren Lachen und kehrte zu Jihan und Niko zurück.
    Als Molin seine Gemächer erreichte, befahl er Hoxa, einen Kessel voll Wasser zu kochen und ihm ein frisches Gewand und trockene Stiefel zu bringen. Der junge Mann besorgte das Badewasser und die Stiefel, doch als er mit dem Gewand zurückkehrte, brachte er auch noch eine unwillkommene Überraschung: ein linnenes Halstuch von der Länge eines ausgestreckten Männerarms und in der Farbe von Sturmbringers Horizont.
    »Ich gebe Euch den Tag frei, Hoxa«, murmelte Molin, während er das Tuch durch die Finger zog. »Ich muß allein sein.«
    Er saß in einer Dachstube, die als Zaubergemach benutzt worden war. Randals Nisikugel blieb nicht auf seinem Arbeitstisch. Lalos Porträt war nicht an die Wand hinter ihm genagelt. Ischades verlassener, schlechtgelaunter Rabe flatterte von einem Platz zum anderen, und jetzt war auch noch Sturmbringers Geschenk aufgetaucht. Im Gegensatz zu

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