Die Säulen des Feuers
leicht zu ersetzen sein würde, wurde gerade von seiner Qual erlöst. Er sagte seine Meinung noch laut und deutlich, als eine Laterne aus den Bäumen herauskam.
»Strat?« rief Walegrin.
Durch den peitschenden Regen war keine Antwort zu hören. Schweigend legte jeder die Hand wieder um sein Schwert und wartete, bis der Braune die Kutsche erreichte und Strats grimmiges Gesicht im Fackelschein zu erkennen war.
»Haught.«
»Was?«
»Haught«, wiederholte Strat und warf einen dunklen Stoffetzen auf den Kutschbock. »Und noch jemand – vielleicht Moria, vielleicht ein Toter.«
»Haught?« Randal streckte den Kopf wieder aus dem Fenster. »Nicht Haught. Er trägt Ischades Mal. Ich hätte erkannt …«
»Und ich ihn noch vor Euch«, unterbrach ihn Strat, und es gab niemanden hier, der es nicht geglaubt hätte.
»Bedeutet das Ischade?« fragte Molin nervös. Sie hatten sich mit ihr als der für sie weniger gefährlichen der beiden Hexen abgefunden, trotzdem war keine der zwei von der Art, bei der sich jemand wohl gefühlt hätte' – außer Straton.
»Es bedeutet Haught. Es bedeutet, daß er die Kugel will. Es bedeutet, daß er Roxane, Datan oder sonst irgendein verdammter Magier sein will. Man kann die Nisi zwar vom Hexenwall wegholen, nicht aber die Heimtücke aus ihrem Blut.« Molin schwieg, bis Strat geendet hatte. »Dann war es zumindest nicht Roxane. Darüber wird Tempus froh sein.«
Die anderen Trupps, die Tempus zur Beobachtung der Kutsche abgestellt hatte, kamen nach und nach herbei. Crit traf mit einem halben Dutzend Stiefsöhnen ein, von denen die meisten offenbar Strats Anschuldigungen gehört hatten oder es zumindest vermieden, ihrem bisherigen Kommandanten ins Gesicht zu blicken. Ein großer Teil vom 3. Kommando ritt von hinten heran. Was Tempus auch von der Sache gehalten haben mochte, er hatte jedenfalls dafür gesorgt, daß es nicht an Männern für diesen Einsatz mangelte.
»Ich glaube, wir haben herausgefunden, was wir wissen wollten«, sagte Molin. Ohne Strat, Crit und Walegrin das Kommando ganz wegzunehmen, sorgte er mit seinen Worten dafür, daß sie nicht entscheiden mußten, wer jetzt den Befehl hatte. »Randal, leiht Euch ein Pferd. Wir kehren zum Palast zurück. Man wird dort wissen wollen, was geschehen ist. Straton, Ihr kommt am besten mit. Die übrigen Stiefsöhne können den Garnisonssoldaten helfen, die Kutsche umzudrehen und sie dann zurückzubegleiten. Ich überlasse es Euch beiden«, wandte er sich an Crit und Walegrin, »zu entscheiden, ob ihr die Hilfe des 3. braucht. Ich habe dafür gesorgt, daß in der Garnisonskaserne Branntwein und Braten bereitgestellt wird. Kümmert euch darum, daß alle – Soldaten, Stiefsöhne und die 3., – ihren Teil davon bekommen.«
Molin wartete, bis Randal ein offenbar lammfrommes Pferd zu Straton gelenkt hatte, ehe er seinen Wallach von den Männern an der Ochsenkutsche wegdrehte. Critias war hinuntergeritten, um mit den 3. zu reden, und Walegrin erwies sich als durchaus fähig, die Ochsen dazu zu bringen, die Kutsche zu wenden. Ein paar Reiter vom 3. trennten sich vom Rest und schlossen sich Strat und Randal an, während die meisten zur Straße der Generäle zurückkehrten und zu den Unterkünften, die sie in Abwind und der Basargegend hatten.
Er ließ den Wallach in einigem Abstand hinter ihnen hertrotten. Sie waren alle Rankaner, auf die eine oder andere Weise an den Kaiser oder die Überreste von Vashankas Priesterschaft gebunden, mit der er nicht mehr auf sehr gutem Fuß stand. Wahrscheinlich fühlten sie sich in seiner Gegenwart ebenso unbehaglich wie er sich in ihrer, nur daß sie hier in der Überzahl waren.
Die Reiter befanden sich hinter der Kutsche und noch ein gutes Stück von der Stadtmauer entfernt, als Molin das erste Zucken göttlicher Neugier spürte. Blutrotes Leuchten stieg am Horizont auf; der Boden wogte und streckte sich und trug ihn weiter von den anderen fort. Trotz des Regens, der durch jedes einzelne Kleidungsstück drang, brach dem Priester kalter Schweiß auf der Stirn aus, der sich rasch ausbreitete, bis er seine schwachen, plötzlich gefühllosen Knie erreichte.
Sturmbringer.
Mit allem, was er an Entschlossenheit sammeln konnte, konzentrierte sich Molin darauf, die Finger um den Sattelknauf zu klammern. Doch nicht hier! Nicht auf einem regenüberschütteten Weg, von Tempus' Männern umringt! Sein Herz pochte heftig. Ohne es zu spüren, hörte er, wie die losen Steigbügel gegen die Senkelknöpfe seiner
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