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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Stiefel klingelten.
    Ein Schritt. Noch ein Schritt. Die längste Reise besteht aus einzelnen …
    Das rote Leuchten hob sich, bis es den Zenit erreichte. Molin spürte, wie ihm der Schrei in der Kehle steckenblieb, als der Gott ihn mit Geist und Seele aus seinem Körper zog.
    »Lord Sturmbringer«, sagte er, obwohl er in diesem formlosen, rötlichen Universum, wo er sich mit dem obersten Sturmgott traf, keine richtige Stimme hatte.
    Du zitterst vor mir, winziger Sterblicher.
    Das Donnern kam von überall und nirgendwo her.
    »Nur ein törichter Sterblicher würde nicht vor Euch erzittern, Lord Sturmbringer.«
    Ein törichter Sterblicher, der sich mir zu entziehen versucht? Ich habe keine Zeit, nach törichten Sterblichen zu suchen.
    Hier im Universum des Gottes oder vielleicht im Gott selbst gab es keinen Platz, Gedanken zu verbergen oder sich das Gehirn nach Worten zu verrenken. Hier waren nur das Nichts und die ungebändigte, furchterregende Macht Sturmbringers.
    »Ich war solch ein törichter Sterblicher«, gab Fackelhalter zu.
    »Du machst dir Sorgen um die Meinung jener, die nicht mir oder den Kindern dienen. Du weißt, daß alle Sturmgötter nur Schatten meines Selbst sind – wie Vashanka ein Schatten ist, den ich aufgab, der Gott der Ilsiger ein Schatten, den ich vergessen habe, und jener, den sie ›Vater Enlil‹ nennen, ein Schatten, der nicht über Freistatt fallen wird.«
    »Das wußte ich nicht, Lord Sturmbringer.«
    »Dann weißt du es jetzt!« Das Universum pochte von Sturmbringers Groll. Ich bin Freistatts Gott! Bis die Kinder ihr Geburtsrecht beanspruchen können, bin ich ihr und Freistatts Hüter. Fürchtet nur mich!
    Natürlich fürchten sie dich! Eine zweite Präsenz, weiblich, aber nicht weniger furchterregend, wob sich durch und um die Präsenz, die Sturmbringer war. Sterbliche fürchten alles. Sie fürchten den Gott der Frau mehr, als sie den Gott des Mannes fürchten, und sie fürchten eine Frau ohne Gott am meisten. Du mußt ihnen sagen, wo sie die Hexe finden können, die meine Schlangen tötete!
    Die Gottheiten drehten sich umeinander, aber sie vermischten oder vereinten sich nicht. Molin wußte, daß er Zeuge der Unfruchtbaren Ehe war, wie es bereits genannt wurde. Und doch gab es etwas wie sterbliche Zuneigung und unsterbliche Lust zwischen diesen beiden. Er spürte, wie sich der Teil zusammenzog, der Sturmbringer war, und sich eine aufrechte Gestalt mit Löwenkopf und Adlerschwingen und dem unteren Körperteil eines Stieres im roten Dunst formte.
    »Ich kann dir nicht sagen, wo sie ist«, erklärte die Erscheinung mit einer Stimme, die sowohl männlich wie weiblich war. »Es gibt einiges, das sogar mir verboten ist. Dämonen sind Bruder und Schwester von euch Sterblichen, aber nicht mit den Göttern versippt. Die S'danzo kennen den größeren Teil der Wahrheit, die Nisibisihexen den Rest.
    Roxane versprach die Seelen der Kinder – oder ihre eigene, falls sie versagte. Sie ist nirgends, wo ich sie finden könnte – und sie ist nicht den Dämonen in die Hände gefallen. Was ich nicht finden kann, was der Erzdämon nicht finden kann, muß sich in Meridian oder jenseits befinden.«
    Molin stellte fest, daß er, genau wie Sturmbringer, nun einen Körper hatte und daß dieser Körper, soweit er es feststellen konnte, dem Mann weitgehend glich, der er immer war. Seine Finger fuhren die vertraute, fehlerhafte Stickerei seiner Ärmel nach, während er nachdachte, was er über die Topologie nichtmenschlicher Sphären und Meridian wußte, das Reich der Träume, in dem Askelon herrschte. Auch über Askelon dachte er nach, und er sagte sich, wenn es eine Wesenheit gab – Askelon konnte man schlecht als Menschen bezeichnen –, die ihr Problem sowohl komplizieren wie lösen könnte, dann war es der Traumlord.
    Er beging jedoch den Fehler, zu glauben, daß er auch er selbst war, weil er sich als er selbst fühlte, und so überlegte er blitzschnell, welcher der Spieler am besten die Rolle übernehmen könnte.
    »Das hast du nicht zu entscheiden!« tadelte der Löwe Molin und entblößte die glitzernden Zähne. »Askelon hat seine Wahl bereits getroffen!«
    »Tempus wird nicht gehen.«
    »Dann gib ihm dies.« Sturmbringer legte ein linnenes Halstuch über Molins widerwillig ausgestreckte Hände.
    Das Universum der Götter löste sich auf. Molin hielt das Tuch schützend ans Gesicht, als die Löwenkopferscheinung zu schweren, dunklen Kügelchen wurde, die auf ihn einpeitschten und ihn rückwärts in

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