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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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den anderen Artefakten wirkte der Stoffstreifen mit seiner einfachen, mädchenhaften Stickerei völlig harmlos – bis Molin darüber nachdachte, daß sein Anblick Tempus dazu bringen sollte, Schlaf und einen Besuch in Askelons Reich zu riskieren.
    Der Regen hörte endlich auf. Es würde Tage dauern, bis die Straßen trockneten – wenn sie überhaupt trocken wurden, ehe das nächste Regenwetter einsetzte. Molin steckte das Halstuch in einen Beutel und schlang sich einen Umhang über die Schultern. Jetzt war die günstigste Zeit, Tempus zu finden. Aber er brauchte die Stube nicht einmal zu verlassen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm Tempus, der ganz offensichtlich zu ihm wollte. Und Crit folgte ihm mit besonders grimmiger Miene.
    »Dieses Bild«, knurrte der fast unsterbliche Söldner und deutete über Molins Kopf, als die schwere Holztür gegen die Wand schmetterte.
    Crit ignorierte den Priester und ging um ihn herum, um sich das Bild genauer anzusehen. Nachdem er es mit den Fingerspitzen berührt hatte, versuchte er mit seinem Messer etwas von dem Hintergrund abzuschaben – und bekam statt dessen abblätternde Tünche.
    »Es ist nicht da, Critias«, sagte Molin.
    »Holt es!« wies Crit ihn scharf an.
    »Ihr habt mir keine Befehle zu erteilen!«
    »Zeigt es ihm«, murmelte Tempus müde. »Ich sorge dafür, daß dem Bild nichts passiert.«
    Molin versuchte sich zu konzentrieren. Er war kindisch stolz darauf gewesen, als es ihm gelungen war, das eigentliche Bild zu verstecken und den Schein sichtbar an der Wand zu lassen. Es war schwierig genug für einen Lehrling mit seiner geringen Erfahrung, etwas in den Schatten der Magie zu verbergen; doch nun, während ihm Tempus und Crit ungeduldig zusahen, erwies es sich als unmöglich, es wiederzufinden.
    »Ihr könnt es nicht verbrennen«, keuchte Randal und schnaufte schwer zwischen jedem Wort. »Niemand weiß, was geschehen wird, wenn Ihr es tut!«
    »Wir verbrennen das Hexenluder, wenn wir es verbrennen – das wird geschehen.« Critias berührte Roxanes Gesicht auf dem scheinbar an der Wand hängenden Bild. »Findet es!« wandte er sich wieder an Molin.
    »Wir wissen nicht, was aus Niko wird – oder Tempus«, gab Randal zu bedenken.
    Critias schwieg. Und Molin, in seiner Verzweiflung, oder mit etwas Glück, oder beidem, schloß seine Gedanken um das Bild und zog ein bißchen. Das Scheinbild an der Wand schimmerte, ehe es verschwand, und das echte Bild fiel zusammengerollt mit einem unangenehmen Schwefelgeruch auf den Boden und rollte vor Tempus' Füße. Er bückte sich danach und behielt es in der Hand.
    »Nein«, sagte der Hüne.
    »Wir können die Kugel nicht vernichten«, brummte Critias, als Randal zitternd nickte. »Wir können die Sturmkinder nicht töten.« Molins Fingerknöchel wurden weiß. »Und nun behauptet Ihr, daß wir das Bild nicht verbrennen können. Befehlshaber, was können wir tun?«
    Molin packte die Gelegenheit beim Schopf. Er öffnete den Beutel, legte das Halstuch über den Arbeitstisch und wartete auf die Reaktion. Randal starrte, Crit blickte es nervös an, und Tempus fuhr zusammen.
    »Allmutter!« stöhnte er. Er legte das Bild auf den Tisch und nahm statt dessen das Tuch in die Hand. »Wo habt Ihr das her?« Während er sprach, lasen seine Finger die unregelmäßige Stickerei.
    »Von Sturmbringer«, antwortete Molin so leise, daß nur Tempus es hören konnte.
    »Warum?«
    »Um Euch zu überzeugen, daß Ihr schlafen müßt; daß Ihr mit Askelon sprechen müßt, weil Askelon beschlossen hat, nur mit Euch zu sprechen. Und, was noch wichtiger ist, weil Sturmbringer glaubt, daß Askelon eine Möglichkeit kennt, an Roxane heranzukommen.«
    »Glaubt? Der Gott glaubt? Er weiß es nicht?« Tempus schloß kurz die Augen. »Wißt Ihr, was das ist? Hat er es Euch gesagt?«
    Molin zuckte die Schultern. »Er dachte, es würde genügen, Euch dazu zu bringen, Euch dorthin zu begeben, wohin Ihr Euch eigentlich nicht begeben wolltet, wie ich ihm bereits gesagt hatte.«
    »In die Verdammnis mit ihr!« fluchte Tempus. Er warf das Halstuch auf den Tisch, griff wieder nach dem Bild und warf es Critias zu, der es auf den Boden fallen ließ. »Verdammt, tu damit, was du willst!«
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    (1) Ein Hauch Macht von Diana L. Paxson. Geschichten aus der Diebeswelt: Sturm über Freistatt, Bastei-Lübbe 20122
    Geschichten aus der Diebeswelt: Der Krieg der Diebe, Bastei-Lübbe 20107

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