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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dergleichen?«
    »Leb-bendigsein …«
    »Das ist noch immer unsere Abmachung. Oder nicht? Sie wissen von uns. Sie stellten uns eine Falle. Glaubst du etwa, daß SIE nicht Bescheid weiß? Glaubst du, wir hätten ewig Zeit? Bisher habe ich uns gedeckt. Es könnte sein, daß sie nicht wissen, wer wir sind. Aber so vorsichtig ich auch bin, toter Mann, Straton kam sehr nahe. Er erkannte uns wahrscheinlich. Vermutlich hat er es ihnen gesagt. Und dieser verfluchte Priester und dieser verfluchte Magier wissen jetzt vielleicht, wer dahintersteckt. Sie haben wahrscheinlich gedacht, daß SIE es ist. Jetzt könnte es sein, daß sie zu IHR gehen und IHR sagen, was wir tun. Und das dürfte gar nicht gut für uns sein, nicht wahr, toter Mann?«
    »Nein«, würgte er heiser hervor. »Gar nicht.«
    »Also wollen wir doch keine Risiken eingehen, solange es hell ist. Ich habe meine Möglichkeiten. Also Geduld, ja? Ich übernehme die Herrin. Ich werde mit ihr fertig. Wart nur ab.« Haught tätschelte ihm sanft die Wange und lächelte wieder. Es war kein angenehmes Lächeln. »Das Ding, das wir brauchen, ist zu dem Priester zurückgekehrt. Es ist nicht dort und ist es doch. Ich weiß jetzt, wie es funktioniert. Und ich weiß, wohin es ist. Wir brauchen bloß ein wenig näher an die Oberstadt heranzukommen – sobald es dunkel ist, verstehst du?«
    »Ja«, murmelte Stilcho. Er hätte auch ja gesagt, wenn Stilchos Frage gewesen wäre, ob Schweine fliegen konnten. Alles nur, damit Haught zufrieden war.
    »Aber zuerst mußt du einen Gang für mich machen.«
    »Ihr Götter, nein, nein, Haught! Dort ist dieses Ding! Ich sehe es, ihr Götter, ich sehe es … «
    Haught schlug ihm ins Gesicht. Die Ohrfeige war kaum zu spüren. Das dunkle Tor war wirklicher, dieses Ding, das daran riß, war deutlicher, und wenn es in seine Richtung stierte …
    »Wenn es dunkel ist. Zu Morias Haus.«
    Stilcho sackte zusammen und lehnte sich an die Tür. Sein Herz hämmerte wie verrückt. Und Haught grinste mit blitzenden Zähnen.
    Die alte Stiege knarrte unter jedem Schritt (sie war mit voller Absicht so gerichtet, denn mehr als ein Stiefsohn benutzte die Stallung der Magiergilde und die Kammer darüber) – und Straton bemühte sich gar nicht, seinen Besuch zu verheimlichen, da das die beste Weise war, zu dem Mann zu gelangen, dessen Fuchs unten in einer Box untergebracht war.
    Seinen Braunen hatte er im Hof stehengelassen. Dort würde er bleiben, unter der Stiege, vom schmutzigen Fenster aus nicht zu sehen, für den Fall, daß Crit heraussah, wenn er wachsam war. Aber vielleicht würde er sorglos sein. Ausnahmsweise.
    Oder vielleicht wartete er hinter der Tür.
    Strat erreichte den oberen Absatz. Die Tür gab nach. Das sagte ihm genug. Er schwang sie heftig auf; sie schmetterte gegen die Wand und prallte zurück.
    Und Crit stand mitten in der Kammer und hatte die Armbrust auf Stratons Brust gerichtet.
    Der Bach, dem Janni folgte, plätscherte kalt und klar über die Steine und schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch. Der Wind säuselte klagend in den Blättern, erinnerte an alte Geister, an verlorene Freunde. Manche Bäume standen unnatürlich stramm wie Wachsoldaten, andere schief und verkrüppelt. Sie boten Schutz und Geborgenheit mit ihren Schatten, dem Schatten dichten Laubes.
    Der Bach aber rauschte weiter durch sonnenhelles Gras, durch eine Wiese hinter dem Wäldchen mit bunten Blumentupfen, über denen die Bienen summten. Aber die Idylle, die sich dem ersten Blick bot, trog. Es war unnatürlich still, kein Hauch rührte sich, die Halme waren wie erstarrt. Janni blickte in panischer Angst aus dem Wäldchen hinaus auf die Wiese. Sie erstreckte sich schier endlos im strahlenden Sonnenschein, und das reglose Gras würde jeden Schritt verraten. Da draußen gab es keine Deckung.
    Wäre er so töricht, würde sie ihn finden. Roxane konnte ihn in jeder beliebigen Gestalt verfolgen, und er hatte keine Chance gegen sie. Er hatte schon einmal versagt, und das nagte an seinem Stolz, aber so töricht war er nicht, daß er es ein zweites Mal versuchte; daß er hinausging, wo Roxane im hellen Sonnenschein wartete, in der Mitte der Wiese, die von solcher Leere und Stille geschützt war, daß es unmöglich wäre, sie zu überraschen. Aber er hatte das schreckliche Gefühl, daß die Sonne, die im Mittag gestanden hatte, endlich dem Abend entgegenstrebte und daß der Sonnenuntergang das Zeichen von Veränderung sein und hier an diesem Ort ein Leben enden würde.

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