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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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gehen«, flüsterte Niko Randal zu, während Jihan irgendwo herumflitzte, um sich um die zahllosen Dinge zu kümmern, zu deren Erledigung sich die Gischttochter schier überschlagen mußte. Vielleicht sah sie gerade nach Tempus, der immer noch mit allen möglichen Mitteln den Schlaf zu erzwingen versuchte und der in seinem gegenwärtigen Zustand ein Magnet für Sturmbringers Tochter war. Auch andere Schwierigkeiten könnten sie angezogen haben. Sie könnte überall sein, wo es welche gab. Und Niko, so schwach und elend, daß seine Stimme wie die eines Kindes klang, flehte Randel an.
    »Ich kann nicht«, entgegnete er. »Tut mir leid, Niko.«
    »Bitte!« Niko stemmte sich gegen die Stricke. Sein unverbundenes Auge war offen, blutunterlaufen und glitzerte von Jihans gräßlicher Salbe. Seine Haut war unsagbar bleich und schweißglänzend. »Ich bin in Ordnung, aber ich habe Schmerzen, Randal. Hab Erbarmen. Ich muß …«
    »Ich hole einen Topf, ist schon gut.«
    »Laß mich hoch, Randal. Mein Rücken tut weh, weißt du, wie es ist, wenn man so liegen muß? Laß mich wenigstens meine Arme ein bißchen bewegen. Nur einen Augenblick lang. Ich bin jetzt wirklich in Ordnung. Du darfst mich dann auch wieder festbinden. O um der Götter willen, Randal! Es sind nicht deine Gelenke, die sich anfühlen, als steckten Messer darin. Hab doch ein bißchen Mitleid, Mann. Laß mich einen Moment aufsetzen. Es selbst tun. Einverstanden?«
    »Ich muß dich dann wieder zurücklegen.«
    »Ist schon gut. Das weiß ich. Ich weiß, daß du das mußt.« Niko verzog das Gesicht und bewegte die Schultern. »Ihr Götter! Mein Rücken!«
    Randal biß sich auf die Lippe und bediente sich ein wenig magischer Hilfe bei den Knoten, die durch Nikos Aufbäumen zu fest waren. Sie lockerten sich, einer nach dem anderen. Er nahm sich die beiden nächsten Stricke vor, die Nikos Füße an den Bettrahmen banden. Dann erhob er sich vom Fußende und öffnete behutsam den Knoten am linken Handgelenk, behutsam trotz der dicken Polsterung, die sie herumgewickelt hatten, um Nikos Haut zu schützen. Niko seufzte, dehnte die Beine und zog den Arm zur Brust hinunter, während Randal ums Bett herum ging, um den anderen zu öffnen. »Danke«, hauchte Niko. »Ah! Das ist besser! Welch eine Erleichterung!«
    »Ich sollte dich massieren, das würde helfen.« Randal öffnete den letzten Strick und rieb ein wenig Leben in Nikos Arm zurück.
    Da traf ihn etwas an der Schläfe, und er sackte blind und benommen auf den Boden, wo sein Kopf auf dem Marmor aufschlug.
    »Niko!« rief er. Er versuchte seinen Blick zu klären, sich seiner Gabe zu bedienen oder Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Aber Dunkelheit wirbelte in grauen, von roten Blitzen durchzogenen Wolken um ihn.
    Er hörte bloße Füße davonrennen.
    »Ischade!« schrie er ihren Namen, und seine ganze magische Kraft schwang lautlos in diesem Schrei: Ischade! Hilfe!
    Zwei Männer lagen reglos in dem Schlafgemach. Einer war Tasfalen, bereits erkaltend, die Augen halb offen, zusammengekauert, so wie er gefallen war, und zum Teil noch in Bettdecke und Bettücher gewickelt. Der andere lag verdreht dort, wohin sie ihn geschoben hatte, als er das Bewußtsein verlor. Er atmete noch. Sein Gesicht zuckte leicht wie in einem Traum, wie in solchen Träumen, die sie ihm gab, mit denen sie seine Nächte füllte und die Wahrheit verwirrte.
    Ischade bebte am ganzen Körper, fröstelte und zitterte vor purem Schrecken und erstorbener Wut und dem Ansturm einer Macht, die mit genügend Zeit mehr getan hätte, als diesem Wüstling aus der Oberstadt nur das Leben zu nehmen, die seine Seele herausgerissen und zerfetzt hätte, daß keine Teufel oder Dämonen sie je hätten finden können.
    Doch etwas hatte sie an sich gerissen, etwas, das diese Art von Wut brauchte, die sie beim Tod empfunden hatte. Dieses etwas wollte durch, wollte die Essenz eines Gottes, wollte ein Gott sein. Es wäre auch mit der Seele einer Hexe zufrieden gewesen und hatte statt dessen Tasfalens bekommen, was bei weitem nicht ausreichte, zu bezahlen, was Roxane beschworen hatte. Es erkannte, daß Stratons Seele ungeschützt war, ihrer üblichen Wehr entblößt, und Ischade hüllte ihn in schützende Macht, während sie nach ihrem Umhang unter seinen Beinen griff und ihn mit mehreren heftigen, zornigen Rucken hervorzog.
    Ischade!
    Der Hilferuf war wie ein Schrei direkt hinter ihr. Sie wirbelte herum und starrte in die Richtung, aus der er gekommen war. Es war Randals Stimme.

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