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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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klar denken, spürte nur, wie er hochgezogen und wie ein Kind zur Seite gesetzt wurde, ehe die Gischttochter ihn losließ, um nach Tempus' Arm zu greifen.
    »Ich komme nicht durch!« brüllte Tempus verzweifelt. »Verdammt, Sturmbringer – laß mich zu ihm durch!«
    »Du kannst nicht hinein!« schrie Jihan. Ihre Finger schlossen sich um seinen Arm und drückten tief in seine Muskeln. »Sie ist dort ! Sie ist da drinnen, und du willst es zu sehr – bleib hier!«
    Trümmer, überall Trümmer. Ischade schaute sich im Wald um, während der Wind zerstörerisch tobte und die Bäume knarrten und ächzten. Ein Bach floß da, mit klarem Wasser an den Ufern, doch mit Blut in der Mitte, durch das sich ein schwarzer Faden wie Verderbnis zog.
    Sie wußte, woher der Angriff kam. Sie hielt ihren Umhang fest zusammen, um sich so gut wie möglich davor zu schützen, und rannte mit dem Rücken zum Wind, versuchte die verlorene Seele zu finden, deren Zuflucht dies war. Ein bißchen Hölle hatte sich hereingestohlen und auf der Wiese niedergelassen. Und mehr davon war nicht sehr weit entfernt, denn an einem so übernatürlichen Ort gab es sehr viel, was sie benutzen könnte, wenn der Feind ein so großer Narr war, sie einzulassen.
    Ein Baum krachte entwurzelt nieder, riß andere mit sich und überschüttete sie mit sterbenden Ästen. An diesem Ort verfügte sie über keine Zauberkräfte. Sie hatte nichts als ihren Verstand, und der war jetzt so chaotisch wie dieser Ort. Wahrhaftig war sie hier eine schlechte Hilfe, eine rohe Kraft ohne einen eigenen Bezugspunkt, ein Sein ohne Vernunft. Für sie war es der ungünstigste Ort, an den sie hätte kommen können.
    Der Boden bebte. Donner krachte und eine Stimme verfolgte sie wortlos, ein Kreischen, das den Sturm befehligte und mit tödlicher Kälte zuschlug.
    Sie entdeckte einen Steinhaufen, eine Erhöhung, auf der ein Hüter wartete, gesichtslos, selbstlos, eine weiße Gestalt, die von innen heraus leuchtete und deren Hände erschreckender glühten als das leere Gesicht, als sie diese Hände hob, um ihr den Weg zu verwehren – Licht gegen ihre Schwärze, Gewißheit gegen ihren Zweifel. Diese Gestalt hatte einst einen Namen gehabt, und sie wußte ihn plötzlich; und sobald sie den Namen kannte, nahm er Form an und wurde Janni: ein zerrissener, schwacher Geist, der in Fetzen im Wind flatterte.
    »Ich brauche seine Hilfe«, sagte sie. »Janni, ich brauche deine.«
    Sie hatte nur seinen Schein aus der Hölle geholt; der Teil Jannis, der dort leuchtend vor ihr stand, war eine Leihgabe von anderswo, einem Anderswo, mit dem sie so wenig wie möglich zu tun haben wollte, denn sie hielt von seinen teuren Pakten nicht mehr als von denen der Hölle.
    Aber er war hierhergekommen. Um hier zu stehen. Aus Rache und aus – bedingungsloser Zuneigung. Sie schien aus ihm wie eine Kerzenflamme durch Papier und machte es unerträglich, in sein Gesicht zu blicken. Sie zuckte zurück und vermied es, ihn anzusehen. Er blendete. Er brannte durch die Augen und ließ sein Bild zurück, wenn sie wegschaute, so daß ein Schattenjanni vor ihr schwebte, als eine leuchtende Hand am Rand ihres Blickfelds auf den Schläfer am Bach deutete.
    »Niko!« sagte sie und setzte all die aufgespeicherte Kraft gegen den Sturm und die Verwüstung dieses Ortes ein. »Niko. Nikodemus. Katzenpfote, deine Zeit ist noch nicht gekommen. Hörst du mich?«
    Meine! rief eine Stimme im Wind. Sei verdammt, verdammt, Ischade!
    Es war ein Fluch mit der Macht einer Hexe, ein Fluch, der am Tor der Hölle rüttelte.
    »Törin!« Ischade wirbelte im widerhallenden Windstoß und schob dagegen mit aller Kraft, die in ihr war, so daß das Tor geschlossen blieb. Es erzitterte. Es erschien über dem Bach eine verschlossene Tür im Felsen am Ufer: eine Tür, die sich verformte und unter den Schlägen von etwas krachte, das eine Schulter sein mochte, ein Arm, ein Fragment der Nacht selbst, die nach Nikos Seele langte …
    »Niko!« schrie sie. Und: »Roxane, du unverbesserliche Törin!«
    Niko bäumte sich auf. Jihan und Tempus hielten ihn fest, während Molin sich bemühte, Nikos zusammengebissenen Zähne zu öffnen, um zu verhindern, daß er erstickte. »Kümmert Euch um SIE!« brüllte Molin einen Priester an, der an der Tür verharrte, während er seine ganze Kraft an Nikos starrem Kiefer einsetzte und mit einem Kopfnicken auf die zusammengesackte Gestalt im schwarzen Umhang deutete. »Haltet sie warm – es ist mir egal, ob sie atmet oder nicht! –

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