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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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funktioniert«, stellte Haught fest. »An Geist mangelt es ein wenig, fürchte ich. Sein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es war. Die Seele könnte die fehlenden Teile bewahren – der Verfall setzt sehr schnell ein, weißt du; einige winzige Teilchen von ihm sind bereits verrottet. Also ist eine Menge weg, von dem, was er hatte. Aber er braucht keine Seele, nicht wahr? Nicht für das, wozu ich ihn benötige.«
    »Du hast gesagt, du würdest mir helfen!«, erinnerte ihn Stilcho, der noch neben dem verwundeten Stiefsohn kniete.
    »Später«, sagte er, als der Körper, der Tasfalen gewesen war, völlig interesselos die Stufen herunterkam und am Fußende der Treppe stehenblieb. »Er hat nicht viel Willen. Aber den braucht er ebenfalls nicht. Oder?«
    Nikos Körper hatte einen neuen Anfall. Jihan war es gelungen, seine Kiefer zu öffnen, und Tempus hatte einen kleinen Holzstab hineingeklemmt – die Götter mochten wissen, wo ihn Randal unter all diesen Trümmern in der Amtsstube gefunden hatte. Damit ließ sich verhindern, daß sich Niko die Zunge durchbiß. Und Randal hatte noch etwas aus diesem Anderswo-Depot eines Magiers herbeigeholt – Stücke der Rüstung, die er getragen hatte; jetzt bemühte er sich, einem Körper, der immer wieder versuchte, sein eigenes Rückgrat zu brechen, den Brustharnisch anzulegen.
    Niko schrie, als ihn der Harnisch berührte. Er schrie und tobte in einem neuerlichen Anfall mit einer Kraft, die Molin in einem so geschwächten Körper nicht mehr für möglich gehalten hätte. Seine eigenen Muskeln schmerzten vor Mitleid, und seine Hände schwitzten. »Es bringt ihn um!« brüllte Tempus. Er schob Randal und das zusammengestückelte Metall zur Seite. »Verdammt! Laßt ihn in Ruhe! Jihan, halt ihn fest, halt ihn fest … «
    Tempus drückte ihn an sich und schloß die Augen und versuchte es. Molin erkannte, was er versuchte, er spürte die Anstrengung, durch die Barriere zu gelangen, die jetzt in Niko war. Er fügte seine eigene Kraft dazu und spürte, daß Randal seinem Beispiel folgte.
    Bäume ächzten im Sturm, knickten und stürzten, und der Boden bebte. Ischade setzte ihre ganze Kraft ein, andere zu halten. Ihre Arme lagen um den Schlafenden, und Jannis weiße Form hielt ihn von der anderen Seite. Der Wind wurde kälter, und das Ding, das sich gegen das Tor warf, stärker.
    Sogar Roxane hatte jetzt Angst. Das wußte Ischade.
    »Komm heraus aus ihm!« brüllte Ischade in den Wind. »Hexe, du hast verloren! Komm heraus aus ihm und verlaß diesen Ort!«
    Ich weiß, wann ich gehen muß, antwortete die Stimme. Gib mir Niko!
    »Törin«, murmelte Ischade und hielt ihn fest. »Törin! Du wirst ihn nicht kriegen, Roxane! Eher schicke ich seine Seele in die Hölle, bevor ich zulasse, daß du sie in die Hände kriegst, hörst du?«
    Und dann würde es wahrhaftig ein Tor geben, wie eine Schlange, die ihren Schwanz verschlang, ein klaffendes Loch in der Substanz der Welt, das sie alle einsaugen würde. Sie sagte es und wußte, daß es kein Bluff war, daß sie nicht loslassen würde; daß sie gar nicht wußte, wie sie loslassen könnte, genausowenig wie Roxane es wußte; und schließlich würde genau das passieren: das Ding würde aus dem Loch kommen, das es an diesem Ort geöffnet hatte, und sobald es das tat, wenn es das tat, würde der Schlange-verschlingt-Schwanz-Effekt eintreten und sie alle mitreißen. Ihre Schuld – und Roxanes.
    Ein Gewitter brach aus.
    Etwas anderes hatte Form angenommen. Blitze zuckten, Donner krachte, der Boden schwankte. Und plötzlich schoß ein Blitz herab, schlug in der Nähe ein, wo das Tor war. Alles Dasein erschauerte.
    Und plötzlich war eine Leere in ihren Armen und in Jannis. Der Schläfer schmolz. Der Himmel löste sich in Blitz und Donner auf.
    Und eine dunkle Form flog aus der Wiese, um damit zu verschmelzen, zu einer geballten, wirbelnden Masse aus Blitzen und grauen Wolken und Nacht, die Zerstörung überallhin sandte …
    Nikos nicht verbundenes Auge öffnete sich. Er warf sich in einem Anfall gegen Jihans Kraft und Tempus' unnachgiebiges Gewicht, und Molin zuckte zusammen bei diesem Schrei, der durch den Knebel kam. Laßt ihn sterben, betete er, betete er noch, als Randal sich aus dem Durcheinander von Harnischteilen befreite und nach etwas anderem griff. Das Bild erschien in seiner Hand.
    »Holt Licht!« schrie Randal ihm zu. Dumpf begriff Molin, was Randal vorhatte. Er schreckte zurück davor und fragte sich in demselben dumpfen Moment, warum eine

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