Die Säulen des Feuers
Kerze, warum nicht Feuer: aber eine Kerze fiel dem Feuer anheim, die Leinwand war magisch und tat es nicht, sie widerstand Zerstörung. »Licht!« brüllte Molin dem Priester zu, der verstört auf Ischades Körper aufpaßte. Der Priester schaute dahin und dorthin, und im gleichen Moment riß Randal eine Handvoll Schriftstücke hoch und setzte sie in Brand. Das Feuer schoß empor und erfaßte die Ecke des Bildes, auf dem Tempus und Niko und Roxane als Dreiheit existierten. Molin krallte die Finger in die Lehne des Stuhles vor ihm und zuckte zurück, als Rauch davon hochquoll, während Randal das brennende Papier und die brennende Leinwand festhielt. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als die Glut höher und höher stieg und das Feuer nach Ärmeln, nach Gewand, nach Haar, nach allem leckte, was es erreichen konnte, während Randal sich drehte und wand, so daß es aussah wie die grotesken Verrenkungen eines Tänzers, es von sich weghielt und von allem anderen, wonach es greifen wollte. Silberner Rauch stieg auf und vermischte sich auf unnatürliche Weise mit schwarzem Qualm. Plötzlich stank es nach Schwefel, und ein bedrohlicher Schatten löste sich aus diesem Rauch. Der Priester schrie gellend und bedeckte den Kopf. Dann verschwand die Schwärze – irgendwohin.
Im gleichen Moment erschlaffte Nikos Körper wie tot, und ein langsames Rinnsal Blut sickerte aus der Nase und um den Mundwinkel, wo das Stäbchen die Kiefer auseinanderhielt. Jihan wirkte verwirrt, während Randal heftig schnaufte, Schweiß auf seinem weißen Gesicht perlte, seine Hände schwarz und rot waren und die Lippen in einer Grimasse von Schmerz und Zweifel gefletscht waren.
Stoff raschelte. Molin blickte in seiner Qual zur Seite und sah, daß sich Ischade auf einen Ellbogen und die andere Hand aufstützte. Ihr dunkles Haar verbarg das Gesicht. Sie schaute auf, dann zu Niko, und nun war ihr Gesicht zu sehen, angespannt und grimmig.
Tempus rührte sich und plagte sich vom Boden auf. Seine Backenmuskeln verkrampften sich, als er in Nikos Gesicht sah. Jihan entfernte vorsichtig den Stab zwischen den Zähnen und schloß ihm den Mund, doch immer noch rann Blut heraus.
»Er lebt«, sagte Ischade schwer und heiser. »Er ist frei von ihr.«
»Aber nicht von diesem Ding !«, knurrte Tempus. »Verdammt, nicht davon …«
»Laßt es in Ruhe! schrie Ischade. Ihre Stimme brach. Sie streckte warnend die Hand aus und stützte sich auf den anderen Arm. »Es ist nicht frei. Noch nicht. Legt Euch nicht damit an. Es ist etwas, dem Ihr nicht Herr werden könntet, genausowenig wie ich. Ich schließe keine solchen Pakte!«
»Tut es!«
»Nein.« Sie kam auf die Knie und stolperte auf die Füße. »Er hat noch Janni. Und Janni an jenem Ort ist Macht genug, für ihn zu sorgen, bis er erwacht. Sie ist immer noch frei, versteht Ihr? Roxane ist noch frei, und sie hat einen Pakt mit diesem Ding. Sie ist irgendwo, und Eure Einmischung an diesem Ort würde alles nur verschlimmern: sie ist noch damit verbunden. Sie will dieses Tor genausowenig offen haben wie wir, jedenfalls nicht solange sie diesem Ding nicht bringen kann, was sie ihm versprochen hat. Dann wird sie es öffnen. Sie hat ihre Macht verloren und ihr Versteck; wir sind da besser dran, doch nicht, wenn Ihr unüberlegt gegen ihren Verbündeten vorgeht …«
»Das ist nicht das schlimmste«, warf Randal ein. »Euer Gehilfe hat gerade in dem ganzen Durcheinander hier die Kugel gestohlen. Ich hörte ihn kommen, konnte ihn jedoch nicht rechtzeitig genug erreichen. Ich vermute, daß das nicht Eure Idee war.«
Ischade öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Die Luft erzitterte, und Niko würgte und röchelte. Da schloß sie ihn wieder, biß die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Schließlich sagte sie: »Nein, es war nicht meine Idee.« Sie sprach keinen Fluch, und gerade diese Zurückhaltung jagte Molin einen Schauder über den Rücken und erinnerte ihn, was sie war. »Nun«, sagte sie, »jetzt wissen wir, wohin Roxane verschwunden ist, nicht wahr?«
»Tu ihm nicht weh, Haught, bitte!« flehte Moria.
»Noch einer deiner Liebhaber?« fragte Haught und stupste Straton mit dem Stiefel in die Seite.
»Nein, um Shalpas willen …«
»Dein alter Schutzpatron.« Haught schob die Kugel vom Ellbogen zur Achselhöhle und langte nach Morias Kinn. »Also wirklich, Moria, ich mache eine Dame aus dir, aber sieh dich jetzt an! Du riechst wie eine Hure und fluchst wie eine Kanalratte. Trägst ein Messer im Strumpfgürtel,
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