Die Säulen des Feuers
heimtückischen Schützen auf der Straße zu erwischen, damit wir hinein können. Sie sind rings um das Haus. Das einzige, dem sie nichts anhaben können, ist das verdammte Pferd. Dolon hat es am Arm erwischt, und Ephis mußten wir zwei Pfeile aus dem Bein schneiden …«
»Verdammt, wer?« Tempus faßte ihn am Arm. »Was zum Teufel ist passiert?«
»Die Volksfront, die verdammten VOBFs! Sie hatten es schon einmal auf ihn abgesehen. Diesmal haben sie ihn erschossen. Es hat sich schnell in der Stadt herumgesprochen. Barrikaden werden wieder aufgebaut, in jedem Sektor beginnen die Feindseligkeiten aufs neue. Wir haben einfach nicht genügend Leute, sie über die ganze Stadt zu verteilen und einen Angriff mit Scharfschützen zurückzuschlagen. Sie haben die ganze verdammte Straße in der Hand, und ich mußte einen Riesenumweg machen, um hierherzugelangen.«
»Mein Haus«, sagte Ischade. »Strat ist dort?«
»Im Peres-Haus. Sie haben ihn hineingebracht. Wir wissen allerdings nicht, ob lebend oder tot.«
»Verdammt bei allen Göttern!« brüllte Tempus. »Wo ist dein Geheimdienst?«
Crit preßte die Lippen zusammen, um nicht zu erwidern: Der paßt auf Eure Tochter auf! »War am falschen Ort im Einsatz«, sagte er statt dessen. Was hätte er sonst schon sagen können?
»Tempus!« Molin streckte eine Hand aus, um ihn zurückzuhalten, als er gehen wollte. »Niko. Niko ist in Gefahr. Das wißt Ihr doch!«
»Haught ist dort«, sagte Ischade. »Roxane inzwischen ebenfalls. Mitten drin. Und Roxane hat ihren Verbündeten hier auf der Lauer. In Niko. Ihr braucht mich für beide, und wir könnten hier wie dort verlieren. Trefft Ihr die Wahl. Ihr seid der Stratege.«
Die Hexe machte einen Schritt, dann blickte sie an ihrem/ seinem Körper hinunter und wieder hoch. Tasfalens Augen brannten in übernatürlicher Schärfe. »Gebt das her!« sagte Tasfalen/Roxane und machte einen zweiten Schritt auf Haught zu. Haught drückte die Tonkugel fester an sich und machte einen Schritt rückwärts, während Moria an die Außenseite der Treppenbrüstung zurückwich.
»O nein!« sagte Haught. »Nicht so ohne weiteres – Landsmännin. Könnte sein, daß ich besser bin als Ihr. Wollt Ihr es auf eine Probe ankommen lassen? Oder nehmt Ihr das Geschenk, das ich Euch bereits zukommen ließ, und seid vernünftig?«
Die Hexe legte eine Hand auf ihre nackte Männerbrust und strich zum Bauch hinunter. »Ist das Eure Art von Humor, Mann? Ich kann darüber nicht lachen.«
»Ich mußte mit dem arbeiten, was zur Hand war. Wenn Ihr die Domestiken in diesem Haus gesehen habt, wißt Ihr, daß ich es gut machte. Sie …« Haught faßte Moria am Arm und zog sie hinter sich. »… gehört mir. Euer Körper ist der von Tasfalen Lancothis. Er ist sehr reich. Und bei Euren Neigungen werdet Ihr Euch so oder so amüsieren können, dessen bin ich sicher.«
Die Hölle selbst blickte aus Tasfalens Augen.
»Wir bringen es beide noch zu mehr«, sagte Haught. »Falls wir so lange leben.« Er deutete zur Straße. »Da draußen ist die Hölle los. Sie haben wieder angefangen. Ich fand Euch, ich biete Euch einen Körper. Ich habe die Kugel. Für zwei Hexer ist dies ein günstiger Ort und eine günstige Zeit. So wie ich es sehe, stirbt Ranke da draußen auf den Straßen. Und hier …« Er stieß Strats Beine. »Hier ist Tempus' Mann, sein oberster Inquisitor. Sein Sammler von Geheimnissen. Ich glaube, wir haben etwas mit ihm zu besprechen, Ihr und ich. Meint Ihr nicht?«
Tasfalens Nasenflügel blähten sich. Das Gesicht wirkte eingefallen. »Ich brauche etwas zu trinken«, erklärte Roxane. »Ich bin ausgedörrt.«
»Moria!« sagte Haught.
»Ich bin nicht deine verdammte Dienstmagd!«
»Ich hole was«.« Stilcho richtete sich von dem bewußtlosen Stiefsohn auf und ging zum Salon.
»Moria, nimm dich zusammen!« Haughts Hand streichelte ihre Schulter, aber er ließ Roxane nicht aus den Augen. »Kleiner Krach unter Liebenden«, erklärte er Roxane.
»Wer seid Ihr?« fragte Roxane. Haught blickte sie durchdringend an, und seine Hand hielt in der Bewegung inne. Tasfalens Miene wurde hart und vorsichtig.
»Genügt das als Antwort?« fragte Haught. »Ihr habt meinen Vater gekannt. Wir sind fast Vetter und Base.«
Dazu schwieg Roxane/Tasfalen. Doch ihr Gesicht wurde nachdenklich, dann änderte sich ihr Miene auf eine Weise, die Moria Schauder den ilsigischen Rücken hinabjagte. Das Gesicht des Mannes, der sie vor kurzem erst geliebt hatte, veränderte die Züge, nahm
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