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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Findet sie, ehe sie sonst jemand erwischt!«
    Walegrin ließ Thrushers enttäuschten Seufzer über sich ergehen und blickte dem Kleinen nach, wie er auf demselben Weg verschwand, den er gekommen war. Dann stieg er zur Straße hinauf.
    Pestschilder. Der Palast wollte Pestschilder, um die Besucher fernzuhalten. Es könnte funktionieren. Es könnte die Kaiserleute dazu bringen, auf ihrem Schiff abzuwarten und dem Wahnsinn von Freistatt fernzubleiben. Aber es würde den Rest der gesetzestreuen Bürger in Panik versetzen, und so wie die Dinge hier gingen, würde die Pest oder sonst eine Seuche tatsächlich kommen.
    Er nahm sich eine Fackel von der Wand des Nebenhauses, und nachdem er den Ausguck in den Keller geschickt hatte, machte er sich auf den Weg zum Hafen. Noch keine zwei Stunden waren vergangen, seit eine dunkle Erscheinung den Nachmittagshimmel zwischen dem Peres-Haus und dem Palast zerrissen hatte. Verfluchte Hexen! Verfluchte Magie! Verdammnis über alle, durch die anständige Menschen gestorben waren, während sie ihre Spiele mit Göttern trieben!
    Es dauerte lange, bis Stilcho verstand, was keineswegs überraschte. Es gab keine Zeit für Verständnis in dem Haus, das Ischade gehört hatte. Und ein Mann, der verstand, daß er tot war, gab es auf, ans Gegenteil zu glauben. Tatsächlich war seine erste Reaktion beim Anblick Stratons mit dem Pfeil nahe dem Herzen alles andere denn mitfühlend. Dieser blutende Kerl, der ihn in IHRER Zuneigung verdrängt hatte, dieser mordende Stiefsohn, der seine Kameraden abgeschlachtet hatte, verdiente, was man ihm angetan hatte.
    Seine Meinung verstärkte sich noch, als die wirbelnde Kugel sie alle mit Wahnsinn erfüllte und der verletzte Stiefsohn mit letzter Kraft in dieses blendende Blau der Magie gelangt hatte, um sie zu unterbrechen. Zunächst hatte Stilcho nur gesehen, wie die Kugel von Haught auf Roxane übergegangen war: vom Regen in die Traufe. Er hatte Straton mit der ganzen latenten Kraft seines in die Hölle blickenden Auges verflucht. Er war nicht sanft vorgegangen, als er die Hände unter Strats Schultern geschoben und ihn den Gang entlang gezerrt hatte, während Roxane eine triumphierende Miene aufsetzte und Haught eine scheinbar unterwürfige.
    Dann bemerkte er die kleinen Dinge, die ihnen nicht auffielen. Feinste Mängel in den Schutzzaubern, die von der Kugel gewirkt worden waren, die Löcher, durch die SIE möglicherweise greifen konnte. Er spürte Furcht und Erwartung gleichermaßen in seinen Schläfen pochen, und er spürte, daß seine Hände schwitzten – und das hatte er nicht je wieder zu spüren erwartet; er erinnerte sich sogar vage, was es bedeutete.
    Haught hatte behauptet, SIE habe ihn aufgegeben – hatte es bewiesen –, doch jetzt hatte Haught nichts außer dem, was Roxane ihm gestattet hatte, und die Todeskönigin hätte sich seiner bestimmt bemächtigt … wenn er tot gewesen wäre.
    »Lebe ich?«
    Er hielt einen Herzschlag lang inne, dann zog er den Stiefsohn weiter, wie man es ihm befohlen hatte. Welcher Mensch könnte es ertragen, eine so kostbare Gabe zu verlieren? Aber er ging nun sanfter mit dem Schwerverwundeten um. Strat, was immer er auch mit seiner Geste beabsichtigt hatte, hatte ihm das Leben gegeben. Er stieß die Küchentür hinter sich zu und wischte den Speichel vom Kinn des Liegenden.
    »Töte mich«, bat Strat, als sich Stilcho über ihn beugte.
    Ihre Blicke hielten einander fest. Stilcho fühlte sich überrumpelt und auf eine Bewußtseinsebene gezogen, die er nie, weder lebend noch tot, gekannt hatte.
    Strat sollte gefoltert, systematisch jeglicher Erinnerung beraubt werden, die sein Gedächtnis enthielt. Der Tod würde ihm nichts ersparen, außer dem Schmerz, und für Strat würde der Schmerz nicht die eigentliche Folter sein. Stilcho erinnerte sich, wie er selbst von Moruth gefoltert worden war. (2) Alles in ihm verkrampfte sich bei der Erkenntnis, daß keine kleine Heldentat, wie ihm die Halsschlagader aufzuschneiden, diesen Mann retten würde. Mehr als kleiner Heldenmut war ihm nie gegeben gewesen, doch jetzt würde er über sich selbst hinauswachsen, für Straton. Der Entschluß war sofort gefaßt und erfüllte den wiederbelebten Mann mit einem Glühen, das Nisibisihexe und -hexer hätte erstarren lassen – wenn sie es gesehen hätten.
    »Es geht nicht, As«, sagte er zu dem Stiefsohn, während er sich bemühte, es ihm auf dem Boden etwas bequemer zu machen. »Denkt an etwas anderes. Denkt an Lügen, bis Ihr sie selbst

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