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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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das zerbrochene Fenster.
    »Jetzt haben wir die Bescherung.« Fackelhalter drehte sich um und stützte sich an die Wand.
    Jihan schloß die Augen und drang tief in ihr Urwissen über alles Wasser und vor allem Salzwasser. »Wir haben noch ein wenig Zeit. Durch die Ebbe können sie erst nach Sonnenuntergang im Hafen einlaufen.«
    »Es ist wohl nicht möglich, daß Ihr sie den Weg zurückschickt, den sie gekommen sind?« fragte Molin.
    Shupansea versuchte ebenfalls zu sehen, starrte und lehnte sich gefährlich weit aus dem Fenster, sah jedoch auf Grund der Kurzsichtigkeit die Hafengegend und das Meer dahinter nur verschwommen. »Was zurückschicken?« fragte sie gereizt.
    »Das Rankanische Reich, meine Lady«, erklärte Tempus. »Es kommt, um herauszufinden, was in diesem götterverlassenen Hinterland vorgeht.«
    »Wie viele Schiffe?«
    »Eine Menge«, antwortete der Hüne mit bösem Grinsen.
    Die Beysa trat vom Fenster zurück. Sie erinnerte sich plötzlich, daß sie ihre Wachen weggesandt hatte, und daß keiner zwischen ihr und der Tür als Verbündeter angesehen werden könnte. »Wir müssen Vorbereitungen treffen«, sagte sie und wich so unauffällig wie möglich zur Tür zurück, um die Flucht ergreifen zu können.
    »Ihr habt ihr ganz schön Angst vor der Macht Rankes eingejagt«, schnaubte Crit, nachdem die nervöse Beysa die schmale Treppe hinuntergelaufen war. Das einsame Schiff, das sich durch den Gezeitenstrom kämpfte, hatte nicht mehr als zweihundert Mann an Bord, einschließlich der Ruderer, und es war als kaiserliches Reiseschiff ausgestattet, nicht als Kriegsschiff.
    »Ich hätte sie töten sollen!« murmelte Jihan.
    »Dann hättest du diesen Raum nicht lebend verlassen«, erklärte Tempus.
    »Ich? Ich hätte diesen Raum nicht verlassen. Ich hätte dieses kleine Luder zu Eis erstarren lassen können, ehe sie überhaupt wußte, was ihr geschah.«
    »Und was würde dein Vater dazu gesagt haben?« entgegnete Tempus.
    Die Gischttochter hob die Faust zum Befehlshaber der Stiefsöhne und schüttelte sie drohend. Ihre Schuppenrüstung knarrte, als sie zum Tisch zurückstapfte, wo Niko leise stöhnte. Molin blickte hastig aus dem Fenster, damit sie sein Lächeln nicht sehen konnte. Crit kämpfte gegen ein Lachen an und hätte seinen Kampf fast verloren, als er sah, wie sich der Priester auf die Unterlippe biß.
    »Ich bringe Katzenpfote wieder hinunter«, erklärte Sturmbringers Tochter. Sie hob den erwachsenen Mann mühelos auf die Arme. »Kommt jemand mit?«
    Sie hatte Kraft und Macht, und es war gefährlich, sie auszulachen, so unreif sie sich auch manchmal benahm. Nicht einmal Randal, der zweifellos am meisten Respekt vor Göttern und Magie hatte, wagte ihr zu antworten.
    »Was jetzt?« fragte Randal und ließ sich vorsichtig auf dem Hocker nieder, auf dem Ischade gesessen hatte. Jihans Berührung hatte die Wunden äußerlich gesäubert und geschlossen; und er hatte seine eigenen Heilfähigkeiten, die er einsetzen konnte, doch sein anhaltendes Zittern verriet, daß der kleine Magier noch nicht den vollen Preis für die heutige Anstrengung bezahlt hatte.
    Nachdem auch die letzte Frau gegangen war, kehrte Tempus' Selbstsicherheit zurück. »Was Euch betrifft – Ihr werdet Euch jetzt ausruhen. Bleibt bei Jihan und Niko, wenn Ihr glaubt, daß Ihr drüben in der Magiergilde keine Ruhe habt. Crit, du siehst zu, daß jemand in ihr verdammtes Haus gelangt. Und hol Kama, egal wie! Wir übrigen werden versuchen, hier wieder einigermaßen Ordnung zu schaffen, ehe das Schiff anlegt.«
    Er schaute noch einmal aus dem Fenster, als Trompeten an den Toren schmetterten. Shupansea hatte offenbar ihre Ratgeber gefunden. Trupps von Burekkriegern, hervorragende Schwertkämpfer und Bogenschützen, trotz ihrer seidigen Pluderhosen und polierten Köpfe, hasteten über den Hof. Entweder waren alle Beysiber kurzsichtig wie ihre Kaiserin und glaubten tatsächlich, die gesamte rankanische Flotte erschiene am Horizont, oder sie wollten nur kein Risiko eingehen.
    Als das Dreifachporträt gebrannt hatte, hatte das Feuer Tempus berührt – nicht so wie Randal, aber es hatte ihn von der finsteren Verbindung zwischen Todeskönigin, Niko und ihm selbst befreit. Schock und Schmerz waren noch stark in ihm – wenn er könnte, würde er die Hexe umbringen, wegen dieser schrecklichen Narben, die Niko von ihr hatte –, aber der Zwang schwand, den er seit den schwarzen Unwettern in der Hauptstadt verspürt hatte.
    »Verdammte Peststadt«,

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