Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
schnarchte.
    »Großer Vashanka – Siegbringer, Seelensammler –, steh mir bei auf deinem Schlachtfeld!«
    Die Laterne schwankte in seiner bebenden Hand, während der Akoluth weiterging. Er stapfte an einer der riesigen Säulen vorbei, die bis hoch zur Gerichtshalle führte. Ein schwaches Licht spiegelte sich auf dem Wasser – ein blasses blaues Licht, wie es ganz sicher nicht von seiner Laterne kommen konnte. Sein Magen verkrampfte sich vor Angst, und Panik griff nach ihm, als Isambard sich umdrehte.
    Eine Säule aus Eis erhob sich zwischen dem Bett und der hinteren Wand. In ihr pulsierte eine blaue Kugel von der Größe seines Kopfes, und Wasser rauschte mit jedem Pulsschlag auf den Boden. Das Licht wurde heller, rief ihn. Er ging darauf zu: einen Schritt, einen zweiten, einen dritten – da stieg er auf die spitze Spange von Tempus' Umhang. Der Schmerz riß ihn zurück und brach den Bann.
    Er war aus dem Gemach, ehe der Schrei aus seinen Lippen brach.
    Roxane hielt sich schon länger in der Machtkugel auf als ratsam, vor allem, weil sie durch Tasfalen mit dem Leben verbunden war – Tasfalen, der tot war und bereits zu verwesen anfing. Dadurch, daß sie wieder eine Kugel besaß, war die Nisibisihexe unvergleichlich mächtig, aber nicht einmal sie konnte alles tun, was Freistatts Situation sofort erforderte. Sie wurde gejagt – von einem Dämon und all den Feinden, die sie sich seit den ersten Schlachten am Hexenwall gemacht hatte. Die Anstrengung dieser häufigen Entwurzelung ihrer Seele machte sich allmählich bemerkbar. Sie wurde unvorsichtig – einen frisch erworbenen Sack voll Knochen wie Tasfalen durfte man nicht so lange alleinlassen, ohne dafür zu sorgen, daß er noch lebenswürdig blieb.
    Haught, der manchmal töricht, aber nie unvorsichtig war, kniete neben dem bewußtlosen Strat auf dem Fußboden der Küche im Peres-Haus. Das Verhör, das Haught seiner neuen Herrin versprochen hatte, hätte gar nicht langsamer und unbefriedigender verlaufen können. In seinem Fieberwahn machte der Stiefsohn keinen Unterschied zwischen Wahrheit und Phantasie. Sein irrender Geist hatte Haught nicht mehr als unsichere Hinweise auf Ischade und Tempus gegeben – und hämmernde Kopfschmerzen.
    Er verstand etwas vom Heilen kleinerer Wunden, wie die Schnittwunde an Morias Fuß; er konnte mit der Magie jener, die sie beherrschten, herumpfuschen, wie er es getan hatte, um Stilcho zu lenken. Aber ihm fehlte der komplexe magische Wortschatz, der nötig war, einen Toten oder tödlich Verwundeten zum Sprechen zu bringen. Er hatte bei Tasfalen versagt; die Leiche des rankanischen Edlen hatte sich fahlblau gefärbt, und wenn Roxane zurückkehrte, würde sie feststellen, daß ihre Steifheit viel ernster als Muskelkrampf war. Aber Tasfalen war Haughts erster Versuch gewesen. Aus diesen Fehlern hatte er gelernt – und Straton war nicht tot.
    Der Möchtegernhexer studierte Tasfalens silberweiße Augen. Eine Berührung der Kugel, und er würde die Macht haben, Strats Körper so weit zu heilen, daß sich der Stiefsohn nicht mehr in Fieberwahn flüchten konnte. Er würde dem Mann die Geheimnisse entziehen wie Seide einem Kokon und seiner Herrin einen Teil davon präsentieren.
    Nur eine kurze Berührung.
    Ein Stück von Haught schoß zur Kugel und streifte über sie wie der Finger eines Kindes durch die Glasur einer Torte. Er hatte nun genug, um zu heilen und ein bißchen zum Verstecken für die Zukunft, aber er zögerte. Mit den Schutzzaubern stimmte etwas nicht: sie waren geschwächt, lösten sich auf, verschwanden. Er griff ein wenig weiter und sah eine Pferdefratze, die in Zauberfeuer gehüllt war, die das Zauberfeuer fraß!
    »Unverschämter Abschaum! Eiswasser! Verdammnis über sie ! Und dich …«
    Die Stimme gehörte Tasfalen, aber der Klang ganz nisibisisch und boshaft. Die Hexe schwang die Hand wie eine Keule nach ihm und traf ihn mit der Kraft einer Hexenwallawine. Haught hörte, wie sein Rückgrat gegen die hintere Wand krachte, und spürte Blut aus Nase und Mund strömen.
    Sie mag dich nicht, klang eine namenlose Stimme aus Haughts Gedächtnis. Erinnere dich an deinen Vater: windumpeitschtes, lebloses Fleisch, dem die Haut abgezogen war, nachdem die Herren des Hexenwalls sich ihn vorgenommen hatten. Haught schüttelte das Blut von seinen Händen und heilte sich, während die Hexe schrie und fluchte und die Kugel verschluckte.
    Haught stand neben dem Küchenschrank, in dem Shiey die Messer aufbewahrte. Stumm rief er eines zu

Weitere Kostenlose Bücher