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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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seinem Ärmel und drückte es an seinen Unterarm, als er sich unterwürfig erhob und seiner Herrin aus der Küche folgte. Er verschwieg, was er über die Schutzzauber herausgefunden hatte.
    Stilcho schlich die Stiege wieder hoch zu dem dunklen Absatz, wo Moria wartete.
    »Jetzt oder nie«, sagte er zu ihr und war dankbar, daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte, als er nach ihrem Handgelenk tastete und ihr die Stufen hinunterhalf.
    Es gab zwei Stiegen, die zur Küche des Peres-Hauses führten: eine von den Vorratskammern im Keller, die andere von den Dienstbotenunterkünften unter dem Dach. Sowohl in den einen wie den anderen hatte sich jemand aufgehalten. Stilcho öffnete die Tür und sah sich dem bösen Blick Shieys gegenüber. Er kannte dieses Gesicht nur zu gut – es war das letzte gewesen, das sein mittlerweile fehlendes Auge gesehen hatte –, und sein Magen verkrampfte sich. Seine Entschlossenheit und sein Mut schwanden; Morias Hand entglitt seinen zitternden Fingern.
    »Wir bringen Straton in den Pferdestall«, sagte Moria leise, als sie aus Stilchos Schatten trat. Sie hatte ihre eigenen Ängste, was das Gesinde dieses Hauses betraf, das der Bettlerkönig selbst Moruth zur Verfügung gestellt hatte, doch sie hatte längst gelernt, sie zu verbergen. »Du und du«, sie deutete auf die zwei kräftigsten Dienstboten. »Ihr nehmt ihn an den Füßen.« Sie blickte zu Stilcho hoch.
    Der Einäugige funkelte die einhändige Köchin finster an, ehe er nach den Schultern des Stiefsohns griff.
    »Wir bringen ihn auf den Heuboden, wenn wir es schaffen. Und warten auf die Hilfe, die kommen wird – von irgendwoher.«
    »Und wenn keine kommt?« fragte Shiey.
    »Zünden wir die Ställe ringsum an.«
    Sie brummelten, aber auch sie hatten gelauscht; keiner widersprach. Moria hielt die Hintertür für die Männer auf, während Shiey einen Blick in ihren Küchenschrank warf.
    »Hat mein bestes Hackmesser genommen, eh?« Sie kramte rasch durch die übrigen Messer und steckte ihre Lieblingswaffen durch die Lederschlaufen an ihrem Gürtel. »Da, Lady!« Sie wirbelte herum und warf ein gezahntes Geflügelmesser durch die ganze Küche. Moria spürte den Hartholzgriff auf ihrer Handfläche aufprallen, ehe sie sich bewußt entschieden hatte, ob sie das Messer auffangen oder ihm ausweichen sollte.
    »Gibt nichts, was sich mit einem guten Messer nicht zerstückeln läßt«, versicherte ihr Shiey grinsend.
    Walegrin schob das Schneidebrett zur Seite. Was immer die Kasernenköche in den Abendessentopf geworfen und geschmort hatten, roch so übel wie der Rauch, den er den ganzen Nachmittag hatte einatmen müssen, und schmeckte schlechter. Er hatte noch Männer draußen auf der Straße – mehr als ein Dutzend gute Männer; Thrusher nicht mitgerechnet, der noch nicht von seinem Sondereinsatz zurückgekehrt war. Vielleicht hatte der Palast gute Gründe, die Pestwarnung über alle anderen Schmierereien da draußen pinseln zu lassen; er hoffte es jedenfalls. Die Bürger reagierten bereits mit der vorhergesehenen Panik.
    Die Sonne war untergegangen. Eine rankanische Ruderbarke, an deren Fahnenmast Vashankas hier schon lange nicht mehr gehißtes Banner flatterte, hatte im Hafen angelegt, doch ihre Besatzung und Ladung standen unter sogenannter Quarantäne. Niemand hatte einen von der Pest dahingerafften Toten gesehen, trotzdem wurden die Gerüchte wilder. Bisher glaubte Walegrin nichts davon, doch einige seiner Männer verrieten Zweifel, und die Nacht hatte noch kaum angefangen.
    Ehe er sich klar werden konnte, wie er weiter vorgehen sollte, krachte die Tür seiner Unterkunft gegen die Wand; und ein Veteran, der seit Jahren bei ihm war, stürmte herein.
    »Thrush ist am Westtor mit Cythen. Sie haben eine Leiche dabei und wollen sie nicht übergeben.«
    »Verdammt«, fluchte der Standortkommandant und zerknüllte seinen Umhang in einer Faust. »Paß auf den Topf auf, Zump. Ich bin bald zurück.«
    Er rannte die Treppe hinunter. Er hatte Kama vertraut. Er hatte auch nicht geglaubt, daß sie auf Straton geschossen hatte, und angenommen, daß sie klug und vorsichtig genug war, sich am Leben zu halten, nachdem es passiert war.
    Das behelfsmäßige Leichenhaus des Palasts befand sich unmittelbar hinter der öffentlichen Richtstätte. Es glühte leicht im späten Zwielicht. Bei den Pestwarnungen überall gingen die Totengräber kein Risiko ein und hatten einen dicken Teppich Ätzkalk unter ihre Füße gelegt. Thrush stritt laut mit ihnen, als Walegrin

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