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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sich näherte.
    »Ruhe!« befahl er und stellte sich zwischen die Totengräber und die vermummte Leiche. »Was ist das Problem?«
    »Sie muß hierbleiben!« sagte der oberste Totengräber und deutete auf das Schwarzverhüllte hinter Walegrins Füßen.
    Thrusher sog laut die Luft ein. »Aber, Kommandant, er ist einer von uns: Malm. Er verdient die Riten im Innern – neben den Männern, mit denen er zum letztenmal kämpfte!«
    Malm war vor zwei Jahren gestorben, und Walegrin hatte nie sehr viel von ihm gehalten. Er spähte in die Dunkelheit, aber das Gesicht seines alten Freundes war unlesbar. Jedenfalls kannte er Thrusher bereits dreizehn Jahre, wenn der kleine Mann den Totengräbern Kamas Leiche nicht überlassen wollte, hatte er dafür bestimmt einen guten Grund.
    »Wir kümmern uns um unsere Leute selbst«, erklärte er den Totengräbern.
    »Die Pest, Kommandant! Befehle, Eure Befehle.«
    Der strohblonde Mann war ohnehin leicht aufbrausend. »Mein Mann ist nicht an der Pest gestorben, verdammt! Er hat ein riesiges, blutiges Loch, wo sein Bauch war! Schaff ihn in die Kaserne, Thrush – sofort!«
    Das brauchte man Thrush und Cythen nicht zweimal sagen. Sie hoben das schlaffe Bündel auf die Schultern und trugen es eilig über den Paradeplatz, während Walegrin ein stummes Duell mit den Totengräbern führte.
    »Muß es melden!« brummte ihr oberster und deutete mit dem Daumen auf die Kuppel der Gerichtshalle. »Befehl ist Befehl. Auch die, die sie geben, dürfen sie nicht brechen.«
    Walegrin strich über die zerzausten Strähnen, die sich aus dem Bronzereif um seine Stirn gelöst hatten. »Dann bringt meine Botschaft zu Molin Fackelhalter persönlich. Sagt ihm, Vashankas Riten müssen in der Kaserne abgehalten werden – Pest oder nicht.«
    Der unterste Totengräber eilte zur Halle. Walegrin wartete einen Augenblick, dann kehrte er recht zufrieden mit sich zur Kaserne zurück. Bis die Totengräber sich aufgespielt hatten, war er ohne brauchbare Idee gewesen, wie er seinem Mentor eine Botschaft zukommen lassen könnte, ohne die falsche Art von Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Oben – in Cythens Kammer«, sagte Zump, kaum daß er über die Schwelle trat. Alle sechs Männer in der Stube beobachteten ihn. Aber zumindest dachten sie nicht an Pest oder kaiserliche Barken. Walegrin zwang sich zu einem langsamen Schritt, während er die Treppe zum Zwischengeschoß emporstieg, zur Kammer der einzigen Frau, die in der Standortkaserne untergebracht war.
    Thrush und Cythen standen Wache vor der offenen Tür.
    »Wie geht es ihr?« fragte Walegrin.
    »Danke, gut«, antwortete Kama selbst und schwang die langen Beine von Cythens Bett.
    Ein dunkler Fleck bedeckte den größten Teil ihrer rechten Gesichtsseite, aber offenbar war es hauptsächlich Ruß. Sie bewegte sich nicht, als wäre sie wund am ganzen Körper.
    »Ich nehme an, ich schulde Euch mein Leben«, sagte sie etwas verlegen.
    »Ich glaubte nicht, daß Ihr Strat töten würdet. Dazu hattet Ihr zu viele Gelegenheiten – viel bessere. Und es wäre Euch egal, ob er mit der Hexe schläft.«
    Sie machte ein finsteres Gesicht. »Zumindest mit dem ersteren habt Ihr recht.«
    »Volksfrontleute, Kommandant«, warf Thrusher ein. »Zwei bewachten den Keller, in dem wir sie fanden.«
    Kama stellte sich vor Walegrin. Sie blickte durch ihn hindurch. Es war ihre Art – selbst in zerkratztem, mit Fetzen zusammengebundenem Leder hatte sie die Eleganz und – obgleich unbewußt – das machtgewohnte Auftreten ihres Vaters. Der Standortkommandant hatte bei ihr nie die Oberhand gehabt.
    »Eine persönliche Sache?« stammelte er.
    »Persönlich? Ihr Götter, nein. Sie haben mich mit Strat und Euch gesehen. Sie dachten, ich hätte sie verraten – daran ist nichts persönlich«, entgegnete sie heftig.
    Weshalb sperrten sie sie dann ein und schossen Strat über den Haufen? Und weshalb Strat und nicht ihn? Er war genauso leicht zu finden. Ganz bestimmt war es etwas Persönliches, so persönlich, wie es der VFBF-Führer nehmen konnte.
    »Ihr habt noch schlimmere Probleme«, sagte Walegrin zu ihr.
    Schließlich drehte sie sich um und beobachtete die Kerzenflamme, als wäre sie die Nabe des Universums. »Ja, das sagte man mir. Er hat einen von Jubals Pfeilen benutzt. Und dann brach die Hölle los, nicht wahr?«
    Walegrin konnte ein bitteres Lachen nicht unterdrücken. »Nicht ganz. Aber es fehlte nicht viel. Jemand kam aus dem Haus der Hexe und zerrte Strat wieder hinein. Stiefsöhne

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