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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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du dich deinen Anklägern stellst.«
    »Unter deinen Schutz?«
    »Unter Tempus' Schutz.«
    Walegrin warf ein: »Er gehört zu denen, die ihren Tod befohlen haben!«
    »Er befahl, sie festzunehmen – der Rest ist Übertreibung seiner Untergebenen. Er geriet in ein neuerliches Scharmützel mit dem Dämon – und mit Roxane – um Nikos Seele. Mit letzter Kraft gelang es Jihan, ihn herauszuholen. Jetzt ist sie, zumindest bis zum nächsten Seesturm, so sterblich wie wir. Tempus will gegenwärtig absolut nichts vom Tod wissen.«
    »Ihr täuscht Euch, wenn Ihr glaubt, daß er bei mir Milde walten ließe«, sagte Kama leise. »Er hat meine Existenz hingenommen – das ist aber auch schon alles. Ihm wäre leichter, wenn es mich nicht mehr gäbe.«
    Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, ob nun Fremden oder der Liebsten gegenüber. Molin wußte es besser, als daß er ihr widersprochen hätte. »Ich bin nicht daran interessiert, es diesem Mann leichter zu machen«, entgegnete er bedächtig. »Er wird es nicht wagen, dich selbst zu richten, deshalb wird er peinlichst korrekt sein und dafür sorgen, daß ein anderer Recht über dich spricht.«
    Kama warf das Haar hinter die Schultern. »Gehen wir gleich zu ihm.«
    »Morgen«, wehrte Molin ab. »Er hat heute nacht andere Pflichten.«
    Prinz Kadakithis nahm dem beysibischen Priester das Tablett ab. Er war freundlich, aber entschieden: außer ihm sollte niemand in Shupanseas Nähe kommen. Außerdem war es an der Zeit, allen klarzumachen, daß auch er das Recht hatte, Befehle zu erteilen. Dem kahlköpfigen Priester war heute schon zuviel widerfahren, als daß er sich noch hätte durchsetzen können. So verbeugte er sich, gab seinen Segen und verließ das Vorgemach. Der Prinz stellte die schön angerichteten, kalten Leckerbissen neben das Bett und wandte seine ganze Aufmerksamkeit wieder der Beysa zu. Flecken schillernden Puders waren verschmiert über das gebleichte Weiß des kaiserlichen Linnens verstreut. Kadakithis strich über einen grünblauen und nahm seine Wache wieder auf, wartete darauf, daß sie ihre Augen öffnete, und befürchtete schon fast, daß er einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Er glättete ihr Haar auf dem Kopfkissen; lächelte; küßte kühn, aber sanft ihre Brüste, wie er es bei den wenigen anderen Gelegenheiten, die sie allein gewesen waren, nie gewagt hatte – und fuhr auf, als er spürte, wie sich etwas auf seinem Nacken bewegte.
    Die Beysa strich mit orchideenfarben bemalten Fingerspitzen über seinen Arm. »Wir sind allein, nicht wahr?« fragte sie.
    »Völlig«, bestätigte er. »Man hat uns etwas zu essen heraufgeschickt. Bist du hungrig?«
    Er langte nach dem Tablett und bemühte sich um Zurückhaltung. Shupansea stützte sich auf und machte sich daran, die Spangen seines Wamses zu öffnen.
    »Kith-us, ich habe zwei halbwüchsige Kinder, und du hattest eine Gemahlin und Konkubinen, seit du vierzehn warst. Ich opferte meine Unschuld in einem Ritual, bei dem nicht weniger als vierzig Priester und Verwandte anwesend waren – sag mir, daß das erste Mal für dich nicht so schlimm war.«
    Der Prinz errötete tief.
    »Also gut. Wir sind nur Figuren im Spiel der Politik. Die billigste Hure hatte mehr Freiheit als ich je. Doch jetzt ist alles im Rollen. Selbst Mutter Bey ist davon betroffen. Sie sagte, ich solle die Nacht nicht allein verbringen. Ich glaube nicht, daß sie sich euren Sturmgott so einverleiben kann, wie sie es mit allen unseren Helden und Göttern getan hat. Ich hätte einen Priester oder einen der Bureks erwählen können – aber ich habe mich für dich entschieden.«
    Sie ließ sein Wams auf den Boden fallen und zog ihn an sich. Er befreite sich kurz und fingerte an den hartnäckigen Schnallen seiner Sandalen, dann gab er sich ganz den Veränderungen hin, die sie versprach.
    Endlich war Nacht, und die finstereren Gefühle des menschlichen Geistes verdunkelten den Himmel ebenso wie der Rauch und der anhaltende Nebel. Ischade löschte die Kerzen und raffte ihre dunklen Gewänder. Sie hatte gründlich überlegt und geplant und eine ungewöhnliche Entscheidung trotz der Risiken getroffen.
    Sie versiegelte das Haus am Schimmelfohlenfluß mit besonderer Sorgfalt; falls ihr Plan versagte, würde der Morgen hier nur noch verrottende Bretter vorfinden, die sich aus dem überwucherten Sumpf hoben. Die schwarzen Rosen öffneten sich, als sie sich ihnen näherte, und schenkten ihr, vielleicht zum letztenmal, ihren Zauberduft. Sie strich liebevoll

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