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Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn

Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Peitsche höre, sendet eine andere Erinnerung - mehr ein Gefühl als wirklich eine Erinnerung -Schauer über meinen Rücken. Der schreckenerregende Ruck und die darauffolgende Betäubung durch diese schlangenköpfigen Waffen ist nichts, was irgend jemand schnell vergessen könnte. Sie greifen unter deine Haut und senden Wellen magischer Energie durch deinen Körper, Wellen, die deine Muskeln zucken und sich über die Maßen anspannen lassen.
    Dennoch war ich glücklicher dran als die meisten. Meine Schwester Vierna stand kurz vor ihrer Ernennung zur Hohepriesterin, als sie die Aufgabe meiner Erziehung zugewiesen bekam, und befand sich in einer Phase ihres Lebens, in der sie über bei weitem mehr Energie verfügte, als für diese Aufgabe nötig war. Vielleicht war an diesen zehn Jahren unter ihrer Obhut doch mehr, als ich mir jetzt noch in Erinnerung rufen kann. Vierna zeigte niemals die ausgeprägte Bösartigkeit unserer Mutter - oder gar unserer ältesten Schwester Briza. Vielleicht gab es gute Zeiten in der Abgeschiedenheit der Hauskapelle. Möglicherweise zeigte Vierna ihrem Kindbruder gegenüber eher ihre sanfte Seite.
    Vielleicht aber auch nicht. Obwohl ich Vierna als die freundlichste meiner Schwestern bezeichne, dringen auch ihre Worte so sicher wie die Worte jeder anderen Priesterin Menzoberranzans in die Venen der Lloth. Es erscheint mir unwahrscheinlich, daß sie ihr Streben nach der Hohepriesterschaft nur für ein Kind, nur für ein männliches Kind, aufgegeben haben sollte.
    Ob es in diesen Jahren wirklich auch Freude gegeben hat, unter den unerbittlichen Attacken der Bösartigkeit Menzoberranzans getrübte Freuden, oder ob diese früheste Phase meines Lebens eher noch schmerzerfüllter war als die folgenden Jahre - so schmerzerfüllt, daß mein Geist die Erinnerung verdrängt -, weiß ich nicht mehr genau. Und was alle meine Bemühungen betrifft, so kann ich mich nicht daran erinnern.
    Mehr Kenntnis habe ich von den folgenden sechs Jahren, aber die hervorstechendste Erinnerung der Zeit, die ich als Diener des Hofes der Oberin Malice verbrachte, ist - neben den heimlichen Ausflügen außerhalb des Hauses - das Bild meiner eigenen Füße. Ein Prinzenfürst darf niemals seinen Blick heben.
    Drizzt Do'Urden

»Zweihänder«
    Drizzt reagierte sofort auf den Ruf an die Seite seiner Mutter Oberin, und dieses Mal mußte ihn Briza nicht wie sonst mit der Peitsche zur Eile antreiben. Wie oft schon hatte er den Stachel dieser gefürchteten Waffe zu spüren bekommen! Aber Drizzt hegte keine Rachegedanken gegen seine bösartige älteste Schwester. Aufgrund all der Regeln, die man ihm beigebracht hatte, fürchtete er die Konsequenzen, wenn er sie - oder eine andere Frau - anrühren würde. Er fürchtete sie viel zu sehr, um solche Gedanken zu hegen.
    »Wißt Ihr, welche Bedeutung dieser Tag hat?« fragte Malice ihn, als er an der Seite ihres großen Thrones in dem verdunkelten Vorraum der Kapelle erschien.
    »Nein, Mutter Oberin«, antwortete Drizzt und hielt seinen Blick unbewußt auf seine Zehen gerichtet. Ein resigniertes Seufzen stieg in seiner Kehle auf, als er den ständigen Anblick seiner eigenen Füße bemerkte. Es mußte mehr im Leben geben als blanken Fels und zehn wackelnde Zehen, dachte er.
    Er schlüpfte mit einem Fuß aus seinem niedrigen Schuh und begann auf dem Felsenboden herumzukritzeln. Die Körperwärme hinterließ wahrnehmbare Spuren im infraroten Spektrum, und Drizzt war schnell und wendig genug, einfache Zeichnungen auszuführen, bevor die anfänglichen Linien abgekühlt waren.
    »Sechzehn Jahre«, sagte die Oberin Malice zu ihm. »Ihr atmet die Luft Menzoberranzans schon sechzehn Jahre lang. Eine wichtige Phase Eures Lebens ist vorbei.«
    Drizzt reagierte nicht, denn er sah keine Wichtigkeit oder Bedeutung in dieser Erklärung. Sein Leben bestand aus endloser und unwandelbarer Routine. Ein Tag, sechzehn Jahre - welchen Unterschied machte das? Wenn seine Mutter den Dingen, die er seit seiner frühesten Erinnerung durchlaufen hatte, Bedeutung beimaß, dann erschauderte Drizzt bei dem Gedanken, was die nächsten Jahrzehnte wohl für ihn bereithalten würden. Er hatte sein Bild einer Drow mit runden Schultern - Briza -, die von einer riesigen Viper von hinten gebissen wurde, fast beendet.
    »Seht mich an«, befahl Malice.
    Drizzt fühlte sich unsicher. Einmal hatte er aus einer ganz natürlichen Regung heraus einen Menschen, mit dem er gesprochen hatte, angesehen, und Briza hatte nicht gezögert,

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