Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
als Gesichtsloser neunzehn Jahre lang aufrechterhalten. Ein Narr? Vielleicht, aber zumindest ein listenreicher Narr.«
Masoj rieb unbewußt die Stelle um seine Augenbraue, die nie wieder gewachsen war. »Ich habe die ganzen Jahre unter den Possen des Alton DeVir gelitten«, sagte er. »Er hat viel Glück, das gebe ich zu, und er kann sich selbst aus Schwierigkeiten befreien - obwohl er normalerweise derjenige ist, der sich auch selbst hineinbringt!«
»Keine Angst!« SiNafay lachte. »Alton wird unser Haus aufwerten.«
»Was können wir uns von ihm an Nutzen erhoffen?«
»Er ist ein Meister der Akademie«, antwortete SiNafay. »Er richtet seine Augen jetzt dahin, wo ich sie brauche.« Sie befahl ihrem Sohn, stehenzubleiben und sie anzusehen, so daß er die Bedeutung jedes einzelnen ihrer Worte verstehen möge. »Alton DeVirs Ansprüche gegenüber dem Haus Do-'Urden können sich als für uns nützlich erweisen. Er war ein Adliger des Hauses, der das Recht hat, Anklage zu erheben.«
»Ihr wollt also Alton DeVirs Anspruch dazu benutzen, die großen Häuser zu vereinigen, um das Haus Do'Urden zu bestrafen?« fragte Masoj.
»Die großen Häuser würden kaum einwilligen, wegen eines Vorfalls zu handeln, der fast zwanzig Jahre zurückliegt«, erwiderte SiNafay. »Das Haus Do'Urden hat die Vernichtung des Hauses DeVir fast perfekt durchgeführt. Jetzt eine Anklage gegen die Do'Urdens auszusprechen, würde bedeuten, den Zorn der großen Häuser auf sich selbst zu ziehen.«
»Was nutzt Alton DeVir uns dann?« fragte Masoj. »Sein Anspruch ist nutzlos für uns.«
Die Oberin antwortete: »Ihr seid nur ein Mann und könnt die Komplexität der herrschenden Hierarchie nicht verstehen. Wenn Alton DeVirs Anspruch an den richtigen Stellen bekannt wird, könnte das Herrschende Konzil vielleicht wegsehen, wenn ein einzelnes Haus Rache für Alton nehmen würde.«
»Für welchen Zweck?« bemerkte Masoj, der den Sinn nicht erkannte. »Ihr würdet die Verluste bei einem solchen Kampf zur Vernichtung eines niederen Hauses riskieren?«
»So dachte das Haus DeVir über das Haus Do'Urden«, erklärte SiNafay. »In unserer Welt müssen wir uns genauso mit den niederen Häusern befassen wie mit den höheren. Alle großen Häuser täten gut daran, jetzt die nächsten Züge von Daermon N'a'shezbaernon, dem neunten Haus, zu beobachten, das als Haus Do'Urden bekannt ist. Es hat jetzt sowohl einen Herrn als auch eine Herrin, die an der Akademie dienen, sowie drei Priesterinnen und eine weitere, die dieses Ziel bald erreicht.«
»Vier Hohepriesterinnen?« sann Masoj. »In einem einzigen Haus.« Nur drei der acht wichtigsten Häuser konnten auf mehr als das verweisen. Normalerweise gab es unter Schwestern, die solche Höhen anstrebten, Rivalitäten, die die Ränge unweigerlich lichteten.
»Und die Legionen des Hauses Do'Urden zählen mehr als dreihundertfünfzig Mitglieder«, fuhr SiNafay fort, »die alle vom vielleicht besten Waffenmeister der ganzen Stadt ausgebildet wurden.«
»Zaknafein Do'Urden natürlich«, erinnerte sich Masoj.
»Ihr habt von ihm gehört?«
»Sein Name wird in der Akademie und auch in Sorcere oft erwähnt.«
»Gut«, schnurrte SiNafay. »Dann werdet Ihr die volle Bedeutung der Aufgabe verstehen, die ich für Euch ausgewählt habe.«
Ein eifriges Leuchten erhellte Masojs Augen.
»Es wird bald ein weiterer Do'Urden dort anfangen«, erklärte SiNafay. »Kein Meister, sondern ein Schüler. Den Worten der wenigen nach zu urteilen, die diesen Jungen, Drizzt, bei der Ausbildung gesehen haben, wird er ein genauso guter Kämpfer wie Zaknafein werden. Das sollten wir nicht zulassen.«
»Ihr wollt, daß ich den Jungen töte?« fragte Masoj eifrig.
»Nein«, erwiderte SiNafay, »noch nicht. Ich will, daß Ihr ihn kennenlernt, daß Ihr die Gründe für jeden seiner Züge verstehen lernt. Wenn die Zeit zum Handeln kommt, müßt Ihr bereit sein.«
Masoj gefiel diese ungewöhnliche Anordnung, aber eines machte ihm doch noch etwas Kopfzerbrechen. »Wir müssen trotzdem immer noch Alton berücksichtigen«, sagte er. »Er ist ungeduldig und risikofreudig. Welche Konsequenzen wird es für das Haus Hun'ett haben, wenn er das Haus Do'Urden vor der geeigneten Zeit angreift? Sollten wir einen offenen Kampf in der Stadt herbeiführen, für den das Haus Hun'ett verantwortlich gemacht werden würde?«
»Macht Euch keine Gedanken, mein Sohn«, erwiderte die Oberin SiNafay. »Wenn Alton DeVir einen gravierenden Fehler begeht, während
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