Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
er in der Gestalt von Gelroos Hun'ett auftritt, geben wir ihn als mörderischen Betrüger preis und nicht als Mitglied unserer Familie. Er wird ein keinem Hause zugehöriger Gauner sein, den überall ein Henker erwartet.«
Diese unerwartete Erklärung beruhigte Masoj, aber der Oberin SiNafay, die die Denkungsart der Drowgesellschaft sehr gut kannte, war das Risiko sehr wohl bewußt, das sie in dem Moment eingegangen war, als sie Alton DeVir in ihr Haus aufgenommen hatte. Ihr Plan schien absolut sicher, und der mögliche Nutzen - die Auslöschung des aufsteigenden Hauses Do'Urden - war ein verführerischer Köder.
Aber auch die Gefahren waren sehr real. Obwohl es für ein Haus völlig akzeptierbar war, ein anderes anonym zu vernichten, so durften die Folgen jedoch nicht übersehen werden. Zu Beginn dieser Nacht hatte ein niederes Haus einen Feind angegriffen und, wenn die Gerüchte stimmten, versagt. Die Aufklärung des nächsten Tages würde das Herrschende Konzil wahrscheinlich zwingen, einen Rechtsanspruch zu verfügen, um die erfolglosen Angreifer als Beispiel vorzuführen. Im Laufe ihres langen Lebens hatte die Oberin SiNafay diese »Gerechtigkeit« mehrere Male erlebt. Nicht ein einziges Mitglied eines der angreifenden Häuser - sie durfte sich noch nicht einmal ihrer Namen erinnern - hatte jemals überlebt.
Zak weckte Drizzt früh am nächsten Morgen. »Kommt«, sagte er. »Wir werden gebeten, das Haus heute zu verlassen.«
Jeglicher Gedanke an Schlaf war für Drizzt bei dieser Neuigkeit wie weggewischt. »Das Haus verlassen?« echote er. In den ganzen neunzehn Jahren seines Lebens war Drizzt niemals außerhalb des Diamantspatzauns des Do'UrdenAnwesens gewesen. Er hatte die Außenwelt Menzoberranzans nur von der Galerie aus betrachtet. Während Zak wartete, sammelte Drizzt schnell seine weichen Stiefel und seinen Piivafwi ein. »Findet heute kein Unterricht statt?« fragte Drizzt.
»Wir werden sehen«, war alles, was Zak antwortete, aber in seinen Gedanken war sich der Waffenmeister darüber im klaren, daß Drizzt eine der bestürzendsten Entdeckungen seines Lebens bevorstand. Ein Haus hatte beim Angriff versagt, und das Herrschende Konzil hatte die Anwesenheit aller Adligen der Stadt gefordert, um Zeugen der Bedeutung der Gerechtigkeit zu sein.
Briza erschien auf dem Gang vor der Tür des Übungsraumes. »Beeilt Euch«, schalt sie. »Die Oberin Malice möchte nicht, daß unser Haus als eine der letzten Gruppen zu der Versammlung kommt.«
Die Mutter Oberin selbst, die auf einer blauleuchtenden Scheibe heranglitt - da Mutter Oberinnen kaum jemals zu Fuß durch die Stadt gingen -, führte den Zug aus dem großen Tor des Hauses Do'Urden hinaus. Briza ging an der Seite ihrer Mutter, während Maya und Rizzen an zweiter Stelle kamen und Drizzt und Zak den Abschluß bildeten. Vierna und Dinin, die ihren Pflichten auf ihren Posten in der Akademie unterlagen, waren dem Ruf des Herrschenden Konzils in einer gesonderten Gruppe gefolgt.
Die ganze Stadt war an diesem Morgen auf den Beinen und versuchte, die Wahrheit der Gerüchte um den fehlgeschlagenen Angriff zu erfahren. Drizzt spazierte mit großen Augen durch den Tumult und registrierte mit Verwunderung den direkten Anblick der reichgeschmückten Drowhäuser. Sklaven aller niederen Häuser- Goblins, Orks und sogar Riesen sprangen aus dem Weg, wenn sie Malice erkannten, die in ihrer verzauberten Kutsche fuhr, wie es sich für eine Mutter Oberin ziemte. Bürgerliche Drow unterbrachen ihre Unterhaltung und verharrten in respektvoller Stille, als die adlige Familie vorbeizog.
Auf dem Weg zum nordwestlichen Gebiet der Stadt, dem Standort des schuldigen Hauses, kamen sie zu einem Weg, der von einer streitenden Karawane Duergar, Grauer Zwerge, blockiert wurde. Ein Dutzend Fahrzeuge waren umgestoßen oder ineinander verkeilt - anscheinend waren zwei Gruppen von Duergar auf dem schmalen Weg zusammengekommen, wobei keine ihr Durchgangsrecht hatte aufgeben wollen.
Briza zog die schlangenköpfige Peitsche aus ihrem Gürtel und verjagte einige der Kreaturen, um Malice den Weg zu den offensichtlichen Anführern der beiden Gruppen freizumachen.
Die Zwerge wandten sich ärgerlich zu ihr um - bis sie ihre Stellung erkannten.
»Verzeiht, gnädige Frau«, stotterte einer von ihnen. »Es ist nur ein unglücklicher Zufall.«
Malice begutachtete den Inhalt eines der nächststehenden Fahrzeuge, Kisten mit riesigen Krabbenbeinen und anderen Delikatessen.
»Ihr haltet mich auf«,
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