Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
dem jungen Do'Urden erfahren.«
»Ich dachte, seine Unterrichtung durch Euch sei beendet«, sagte Alton. »Er geht für die letzten sechs Monate seiner Ausbildung nach Arach-Tinilith -, wo er ziemlich unerreichbar für Euch ist.«
»Wir promovieren beide nach diesen sechs Monaten«, erklärte Masoj. »Wir werden unsere Pflichtzeit gemeinsam bei den Patrouillenstreitkräften verbringen.«
»Viele werden diese Zeit mit Euch verbringen«, erinnerte Alton ihn. »Dutzende von Gruppen patrouillieren in den Gängen des Gebietes. Vielleicht seht Ihr Drizzt in der ganzen Zeit Eurer Ausbildung nicht ein einziges Mal.«
»Ich habe bereits veranlaßt, daß wir in derselben Gruppe dienen«, erwiderte Masoj. Er faßte in seine Tasche und zog die Onyxfigur des magischen Panthers hervor.
»In beiderseitigem Einverständnis zwischen Euch und dem jungen Do'Urden«, erkannte Alton mit höflichem Lächeln.
»Es scheint, als würde Drizzt großen Gefallen an meinem Haustier finden«, kicherte Masoj.
»Zu großen Gefallen?« warnte Alton. »Ihr solltet auf Krummsäbel hinter Euch achten.«
Masoj lachte laut. »Vielleicht sollte unser Freund Do'Urden auf Pantherklauen hinter sich achten!«
Opfer
»Der letzte Tag«, stellte Drizzt erleichtert fest, als er seine Zeremonienkleidung anlegte. Während die ersten sechs Monate dieses letzten Jahres, in denen er die Feinheiten der Magie in Sorcere gelernt hatte, die erfreulichsten gewesen waren, hatten diese letzten sechs in der Schule der Lloth die gegenteilige Wirkung gehabt. Jeden Tag waren Drizzt und seine Klassenkameraden endlosen Lobpreisungen der Spinnenkönigin, Erzählungen und Prophezeiungen ihrer Macht und der Belohnung, die sie treuen Dienern zukommen ließ, unterworfen worden.
»Sklaven« wäre ein treffenderes Wort gewesen, wie Drizzt erkannt hatte, denn in dieser ganzen großen Schule, die der Drowgöttin geweiht war, hatte er nichts gehört, was dem Wort Liebe gleichkam oder auch nur darauf hindeutete. Sein Volk huldigte Lloth, und die Frauen Menzoberranzans widmeten ihr gesamtes Dasein diesen Diensten. Jedoch waren ihre Dienste vollständig von Selbstsucht durchdrungen. Eine Priesterin der Lloth strebte ausschließlich aufgrund der persönlichen Macht, die den Titel begleitete, die Position einer Hohepriesterin an.
Drizzts Herz erschien dies alles so völlig falsch.
Drizzt war mit seiner üblichen Gelassenheit durch diese sechs Monate in Arach-Tinilith gegangen, wobei er die Augen gesenkt und den Mund geschlossen gehalten hatte. Jetzt war er endlich am letzten Tag angelangt, der Zeremonie der Graduierung, ein den Drow überaus heiliges Ereignis, bei dem er, wie Vierna ihm versprochen hatte, den wahren Ruhm der Lloth verstehen lernen würde. Mit zögernden Schritten trat Drizzt aus dem Schutz seines kleinen, schlichten Raumes heraus. Er machte sich Gedanken darüber, daß diese Zeremonie seine persönliche Probe sein könnte. Bis jetzt hatte sehr wenig an der Gesellschaft um ihn herum für ihn einen Sinn ergeben, und er fragte sich trotz der Versicherungen seiner Schwester, ob die Ereignisse dieses Tages es ihm ermöglichen würden, die Welt so zu sehen, wie seine Schwester sie sah. Drizzts Befürchtungen hatten einen wirbelnden Tanz aufgenommen, wobei sich eine aus der anderen ergab und sie alle ihn umkreisten mit der Vorgabe, er könne dem nicht entkommen.
Vielleicht, so fragte er sich, fürchtete er in Wahrheit, daß die Ereignisse des Tages Viernas Versprechen erfüllen könnten. Drizzt schirmte seine Augen ab, als er den kreisrunden Zeremonienraum Arach-Tiniliths betrat. Ein Feuer brannte inmitten des Raumes in einer achtbeinigen Kohlenpfanne, die an eine Spinne erinnerte, wie anscheinend alles in diesem Raum. Die Vorsteherin der gesamten Akademie, die höchste Oberin und die anderen zwölf Hohepriesterinnen, die als Lehrer in Arach-Tinilith dienten, einschließlich Drizzts Schwester, saßen mit gekreuzten Beinen in einem Kreis um die Kohlenpfanne. Drizzt und seine Klassenkameraden von der Schule der Kämpfer standen an der Wand hinter ihnen. »Maku!« befahl die höchste Oberin, und alles war still bis auf das Knistern des Feuers in der Kohlenpfanne. Die Tür des Raumes öffnete sich erneut, und eine junge Priesterin trat ein. Sie sollte die erste Graduierte von Arach-Tinilith in diesem Jahr sein, wie man Drizzt gesagt hatte, die beste Schülerin in der Schule der Lloth. Daher wurde sie während dieser Zeremonie mit den höchsten Ehren belohnt. Sie streifte ihre
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