Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
verteidigend. »Ich hätte Euch nicht gerufen, wenn ich nicht an die Bedrohung glauben würde.«
»Fahrt fort«, sagte die Yochlol, von der ganzen Geschichte belustigt. »Es sind mehr als nur Gerüchte, Oberin Malice Do'Urden. Ein anderes Haus plant einen Krieg gegen Euch.«
Mit einem unreifen Keuchen zog Maya die verächtlichen Blicke ihrer Mutter und ihrer Schwestern auf sich.
»Nennt mir den Namen dieses Hauses«, bat Malice. »Wenn Daermon N'a'shezbaernon der Spinnenkönigin heute wirklich zu Gefallen war, dann bitte ich Lloth, unsere Feinde zu entlarven, damit wir sie vernichten können!«
»Und wenn dieses andere Haus die Spinnenkönigin auch erfreut hat?« sann die Dienerin. »Würde Lloth es Euch dann verraten?«
»Unsere Feinde haben alle Vorteile auf ihrer Seite«, protestierte Malice. »Sie kennen das Haus Do'Urden. Zweifellos beobachten sie uns jeden Tag und schmieden ihre Pläne. Wir bitten die Lloth nur, uns den gleichen Wissensstand zu ermöglichen, den unsere Feinde haben. Entlarvt sie, und laßt uns beweisen, welches Haus eher den Sieg verdient hat.«
»Was ist, wenn Eure Feinde größer sind als Ihr?« fragte die Dienerin. »Würde die Oberin Malice Do'Urden dann auch bitten einzugreifen, um ihr erbärmliches Haus zu retten?«
»Nein!« schrie Malice. »Dann würden wir jene Kräfte anrufen, die Lloth uns gegeben hat, um unsere Gegner zu bekämpfen. Selbst wenn unsere Feinde mächtiger sind - Ihr könnt der großen Lloth versichern, daß sie viele Qualen auf sich nehmen, wenn sie das Haus Do'Urden angreifen!«
Wieder sank die Dienerin in sich zusammen, um die Verbindung zu ihrer Heimatebene herzustellen, einem Ort, der dunkler war als Menzoberranzan. Malice hielt Brizas Hand mit ihrer Rechten fest umklammert und Viernas mit ihrer Linken.
»Die Spinnenkönigin ist erfreut, Oberin Malice Do'Urden«, sagte die Dienerin schließlich. »Vertraut darauf, daß sie dem Haus Do'Urden eher ihre Gunst erweisen wird als Euren Feinden, wenn der Kampf beginnt - vielleicht...« Malice zuckte bei der Vieldeutigkeit dieses letzten Wortes zusammen und akzeptierte nur widerwillig, daß Lloth niemals irgendein Versprechen gab.
»Was ist mit meiner Frage«, wagte Malice einzuwenden, »dem Grund für meine Anrufung?«
Ein greller Blitz erschien, der den Priesterinnen die Sicht nahm. Als ihre Sehfähigkeit wiederhergestellt war, sahen sie die Yochlol, jetzt wieder klein, die aus den Flammen der Onyxschale zu ihnen herausleuchtete.
»Die Spinnenkönigin gibt keine Antwort, die bereits bekannt ist!« verkündete die Dienerin, und die reine Kraft ihrer anderweltlichen Stimme schnitt in die Drowohren ein. Das Feuer erhob sich in einem weiteren blendenden Leuchten, und die Yochlol verschwand und hinterließ die wertvolle Schale in ein Dutzend Stücke zerschmettert.
Die Oberin ergriff ein großes Stück des zerschmetterten Onyx und warf es gegen die Wand. »Bereits bekannt?« schrie sie zornig.
»Wem bekannt? Wer in meiner Familie enthält mir dieses Geheimnis vor?«
»Vielleicht weiß diejenige, die es weiß, nicht, daß sie es weiß«, warf Briza in dem Versuch, ihre Mutter zu beruhigen, ein. »Oder vielleicht ist die Information ganz frisch, und sie hat noch keine Gelegenheit gehabt, damit zu Euch zu kommen.«
»Sie?« grollte die Oberin Malice. »Von welcher >sie< sprecht Ihr, Briza? Wir sind alle hier. Ist eine meiner Töchter so dumm, daß sie eine so offensichtliche Bedrohung unserer Familie nicht bemerkt?«
»Nein, Oberin!« riefen Vierna und Maya gleichzeitig, die über den außer Kontrolle geratenden anwachsenden Zorn Malices erschrocken waren.
»Ich habe kein Anzeichen dafür bemerkt!« sagte Vierna.
»Ich auch nicht!« fügte Maya hinzu. »Ich bin in all diesen Wochen an Eurer Seite gewesen und habe nicht mehr gesehen als Ihr!«
»Wollt Ihr damit sagen, daß ich etwas übersehen hätte?« grollte Malice und ihre Knöchel wurden weiß.
»Nein, Oberin!« schrie Briza übererregt und laut genug, um ihre Mutter für den Augenblick zum Schweigen zu bringen und ihre Aufmerksamkeit vollständig auf sich zu lenken.
»Also nicht sie«, überlegte Briza. »Er. Einer Eurer Söhne könnte die Antwort wissen oder vielleicht Zaknafein oder Rizzen.«
»Ja«, stimmte Vierna zu. »Sie sind nur Männer, die zu dumm sind, die Bedeutung kleinerer Dinge zu verstehen.«
»Drizzt und Dinin waren außer Haus«, fügte Briza hinzu, »und außerhalb der Stadt. In ihrer Patrouille sind Kinder von jedem mächtigen Haus,
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