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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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dieser Frau entwickelt. Ich bin ein wenig in Sorge darüber, was sie mit Sol vorhat... und Dag. Ich bleibe also noch ein paar Tage.«
    »Kann ich kommen und... ?«
    »Nein, das kannst du nicht. Es war schon schlimm genug, dass du heute gekommen bist.«
    Im Schnee, wo sie standen, hatte sich ein festgetretener Fleck gebildet. Siljes Füße wurden langsam kalt, doch sie wollte nicht gehen. Jetzt noch nicht.
    »Silje...«, sagte er leise, ohne sie anzuschauen. »Waren die Träume so widerlich, wie du gesagt hast?«
    Es wurde ganz still.
    »Aber so antworte doch!«, rief er heftig aus.
    »Ich habe den Kopf geschüttelt«, murmelte Silje.
    Er drehte sich um und sah auf das gesenkte, gerötete Gesicht.
    »Das kann ich doch nicht hören, du Dummchen«, lachte er, und sie entdeckte in seiner Stimme so etwas wie Freude.
    Aber es war wohl nur Hohn.
    Ohne ihn zu berühren, ohne viel mehr als auf Wiedersehen zu sagen, lief sie los.
    Erst als sie ein Stück unterhalb der Weide war, drehte sie sich um.
    Er stand noch immer dort, felsenfest, und ohne sich zu rühren, wie eine Gestalt aus der heidnischen Urzeit.
    Sie hob für einen Augenblick die Hand zum Gruß und er tat es ihr gleich. Lange blieben sie stehen und sahen einander an. Dann drehte Silje sich plötzlich um und ging nach Hause zurück.

9. Kapitel
    Die Verhältnisse auf dem Hof wurden immer unerträglicher. In der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag pflegte Abelone fleißig Umgang mit den Nachbarn. Dabei kam es auch heraus, dass die kleinen Kinder möglicherweise noch nicht getauft waren.
    »Siljes Nottaufe!«, rief sie Benedikt zu. »Was glaubst du denn, was die wert ist? Eine solche Göre – nimmt sich heraus, eine heilige Handlung zu vollziehen! Und
meine
Kinder leben unter einem Dach mit zwei ungetauften Bälgern!«
    »Sie machen mir nicht den Eindruck, als würden sie dadurch Not leiden«, stellte Benedikt trocken fest und warf einen Blick auf die beiden wohlgenährten Jugendlichen.
    Abelone kniff die Augen zusammen. »Du weißt sehr wohl, mein lieber Verwandter, dass sich die Zahl der Unterteufel auf zwei Trillionen 665 Billionen 866 Millionen 746 664 beläuft, stell dir doch einmal vor
    »Und diese Zahl konntest du die ganze Zeit im Kopf behalten! Zählst du sie jeden Tag in allen Winkeln nach? Was, wenn du einen übersiehst? Oder zählt man einige zweimal?«
    Doch Abelone ließ sich nicht beirren. »Man stelle sich einmal vor, wie viel hier durch die beiden Kinder ungehinderten Zutritt haben! Sie können überall sein, sie können...«
    »Nun werd mal nicht hysterisch, du kriegst davon ein so rotes Gesicht.«
    »Die beiden müssen fort! Jetzt gleich.«
    »Nie im Leben!«, sagte Benedikt und baute sich drohend vor ihr auf. »Das kleine Mädchen ist aller Wahrscheinlichkeit nach schon längst getauft worden.«
    »Das können wir nicht wissen. Sie wurde auf der Straße gefunden, nicht wahr? Wahrscheinlich bei einem liederlichen Frauenzimmer.«
    Silje dachte an Tengels Schwester und protestierte aufgebracht.
    »Du bist still!«, herrschte Abelone sie an. »Alle wissen, worauf du aus bist. Die Kinder müssen getauft werden, und das auf der Stelle!«
    »Wir haben bisher noch keinen neuen Pastor«, wandte Marie ein.
    »Dann müssen wir eben einen aus dem Nachbarkirchspiel holen. Du guter Gott, ich verstehe nicht, wie ihr hier zurechtkommen und euer Leben wegwerfen konntet, bevor ich gekommen bin! Ich weiß, dass die Familie Bekkemark ihn für heute zu Besuch erwartet, um nach dem Alten zu sehen, der im Sterben liegt. Der Knecht kann ihn holen gehen.«
    Und so geschah es. Die Kinder wurden zurechtgemacht. Dag wurde in den Schal mit den Goldfäden gehüllt, bei dessen Anblick Abelone vor Besitzgier die Augen aus dem Kopf quollen, und die kleine Sol war unermesslich stolz auf das schöne Kleid, das Grete ihr gewebt und bestickt hatte.
    Niemand konnte die Taufe als gut gelungen bezeichnen. Sie hatten die große Stube mit Stoffen und Talglichtern geschmückt, und die schönste Silberschale diente als Taufbecken. Dag jedoch schrie die ganze Zeit, und Sol lief fort und wollte sich verstecken, wobei sie heulend schrie. Kein Wunder, dachte Silje, denn mit seinem schwarzen Umhang und der kalten Würde sah der Pastor recht beängstigend aus.
    Doch zumindest konnten sie Sol so nah an den Pastor locken, dass es ihm gelang, etwas Wasser auf sie zu gießen und sie Sol Angelica zu taufen.
    Silje bestand darauf, dass Sol zwei Namen bekam, und da Angelica ein so schöner

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