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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Silje. »Er ist fast fünf, aber das wißt Ihr natürlich, und er heißt Dag. Dag Christian. Christian nach Euch.«
    Ein Schluchzen entrang sich Charlottes Brust. Und noch eines. »Oh mein Gott!« Sie holte tief Atem. »Gott sei Dank!«
    Es klopfte an der Tür des Vorzimmers.
    »Charlotte?«
    Das junge Adelsfräulein blickte mit tränennassen Augen erschrocken auf. »Meine Mutter! Nein«, flüsterte sie und eilte ins Boudoir hinaus.
    Die Mutter drückte die Türklinke nieder. »Charlotte?
    Charlotte, was geht da vor?«
    »Nichts, Mutter. Wir unterhalten uns nur.«
    »Ja, aber so lange? Und du hörst dich so merkwürdig an.
    Kann ich hereinkommen?«
    »Gleich, liebe Mutter. Ich komme gleich hinunter. Seid so nett und erwartet mich unten, ja?«
    Die Mutter ging murrend wieder hinunter. Charlotte verschloß nun auch die innere Tür.
    Sie blieb mit dem Rücken dagegen gelehnt stehen und atmete schwer.
    »Ist das wahr?« sagte sie mit gebrochener Stimme. »Ist es wahr, daß das Kind lebt? Ein kleiner Junge. Dag - warum habt Ihr ihn Dag genannt?«
    »Weil ich ihn in der Dunkelheit fand und er etwas brauchte, das ihn vor den bösen Mächten der Finsternis beschützte. Es war übrigens das kleine Mädchen, das ihn gefunden hat. Ich wollte schon weitergehen, aber die Kleine - die ich gerade vorher neben dem Körper ihrer toten Mutter gefunden hatte - bestand darauf, daß wir nachsehen gehen. Sie war es, die Eurem Kind das Leben gerettet hat, nicht ich. Wir haben sie ebenfalls bei uns aufgenommen.«
    »Ich dachte mir noch, daß Ihr zu jung seid, um eine so große Tochter zu haben«, sagte Charlotte geistesabwesend. »Ist er hübsch?«
    Silje mußte lächeln. »Er sieht Euch ähnlich, Gnädiges Fräulein.«
    Charlotte schnitt eine ironische Grimasse. »Das arme Kind!«
    In Siljes Augen glitzerte es. Die vornehme Dame hatte tatsächlich Sinn für Humor! In dem Moment trafen sich ihre Augen - und der Kontakt war hergestellt. Sie waren zwei Verbündete.
    »Er ist ein unheimlich lieber Junge«, sagte Silje warm.
    »Blond, mit einem langen, schmalen, edlen Gesicht, und er hat ein sehr sensibles Gemüt. Er ist vielleicht etwas wählerisch und anspruchsvoll mitunter, aber sehr intelligent.«
    Charlotte lächelte verträumt und in sich gekehrt. Plötzlich erinnerte sie sich an etwas.
    »Er leidet Not, sagt Ihr?«
    Sie beugte sich rasch zu Silje hinüber und packte ihren Arm »Alle unsere Kinder leiden Not«, sagte Silje ernst. »Wir haben keine Zukunft mehr, Fräulein Charlotte. Vor einigen Tagen wurden wir von einer Katastrophe heimgesucht, und mein Mann hat sich seinen Fuß verletzt, und…«
    Gegen ihren Willen brach sie in Tränen aus. Es war, als ob die Anspannung, die sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen hatte, nun endlich ein Ventil gefunden hätte.
    Charlotte sah sie ratlos an und wußte nicht, was sie tun sollte. Immer war sie es gewesen, die beschützt und umsorgt worden war. Sich um andere zu kümmern, das war vollkommen fremd für sie.
    »Aber meine Liebe«, sagte sie hilflos. »So setzt Euch doch! Vergebt mir, wenn ich Euch gegenüber kühl und abweisend war, ich bin nicht wirklich so, aber man muß vorsichtig sein mit den gewöhnlichen Leuten, wißt Ihr.
    Wir gehören ja der dänischen Oberklasse an, deshalb werden wir nicht von jedermann hier im Lande geschätzt.
    Und die vergangenen fünf Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Ich habe nicht einen glücklichen Augenblick gehabt. Und da wird man bitter und vergrämt. Wieviele Kinder habt Ihr denn eigentlich?«
    »Drei«, nuschelte Silje und nahm sich mit aller Macht zusammen. »Den Jungen und das Mädchen, die wir zu uns genommen haben, und dann unsere eigene kleine Tochter, sie ist drei.«
    »Und jetzt erwartet Ihr noch eines?« sagte Charlotte leise.
    »Woher wißt… Ach, natürlich, Ihr seid ja auch eine Frau.«, »Ich sehe es an Eurer Haut. Sie ist so durchsichtig. Wir müssen etwas tun! Ich will ihn sehen, wo ist er?«
    »Südlich von Trondheim. In einem zugigen Unterschlupf im Wald. Wir haben unser Zuhause verloren, wir werden verfolgt und haben nicht genug zu essen, und mein Mann kann im Moment nicht laufen. Ich wußte mir keinen anderen Rat, Fräulein Charlotte, als Euch aufzusuchen.«
    Die Baronesse packte sie erneut am Arm. Ein schwere Wolke von Parfüm umgab sie. »Ich danke Euch, daß Ihr gekommen seid! Ihr habt mir neues Leben gegeben, Ihr habt… Ich kann ihn zu mir nehmen und ihn hier aufwachsen lassen. Denn es ist doch klar, daß er… » Silje sah

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