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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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vermutlich an der Pest gestorben war und daß sein Vater ganz bestimmt nicht mehr lebt. Ich habe keinen Namen erwähnt, sondern nur gesagt, daß wir versucht hatten, Euch zu finden, daß es uns aber nicht gelungen war.«
    Wenn sie nur einen Hut gehabt hätte, oder eine kleine Haube als Zeichen, daß sie eine verheiratete Frau war!
    Das hätte ihr zu ein wenig mehr Würde verhelfen. Aber Silje hatte noch nie etwas auf dem Kopf tragen mögen, vielleicht weil Tengel sie so gerne barhäuptig sah. Ein klein wenig Eitelkeit wohnte schon noch in ihr!
    »Wie viele wissen davon, daß ich seine Mutter bin?«
    fragte Charlotte.
    »Nur Tengel und ich. Es gab noch einen Mann, derjenige, der Euch damals ausfindig gemacht hat aufgrund des Monogramms und der Baronetkronen. Aber er wußte nicht, warum wir Euch finden wollten. Und nun ist er tot.
    Er war einer aus dem Eisvolk, und sein Haus war eines der ersten, die in Flammen aufgingen.«
    Sie spürte die Übelkeit wieder, die sie in letzter Zeit plagte, und starrte angestrengt zwinkernd aus dem Fenster.
    Als sie sich wieder entspannte, sagte die Baronin:
    »Ist Euer Mann tüchtig?«
    Silje sah sie fragend an.
    »Bei der Arbeit, meine ich.«
    »Oh ja, das ist er. Er liebt es, für seine Familie zu arbeiten. Ansonsten ist mehr die Heilkunst seine Spezialität. Aber er kann sie nicht öffentlich ausüben. Ihr wißt, warum.«
    »Ach, wenn er doch etwas gegen meine Gicht tun könnte! Aber das kann niemand. Die dummen Bader schröpfen mich immer bloß, davon werde ich nur schlapp und elend.«
    »Mein Mann würde das nicht tun. Er sagt, daß es nichts nützt.«
    »Das hört sich an, als wäre er ein sehr vernünftiger Mann!«
    »Ja. Aber jetzt sind wir sicherlich gleich da.«
    Was für ein schönes Gefühl, »mein Mann« von Tengel sagen zu können! Auf einmal spürte sie, wie eng sie miteinander verbunden waren, auch in den Augen der anderen. Mitunter hatte sie eine vage Vorstellung davon, daß die Kirche sicherlich ihre eigene Meinung darüber hatte, daß der Häuptling des Eisvolks Trauungen vornahm, aber sie war überzeugt, daß nur wenige Ehen aufrichtiger und echter waren als ihre eigene.
    Nach Siljes Anweisungen bogen sie vom Weg ab und fuhren so weit es ging einen überwachsenen Waldweg hinein. Als sie nicht weiter kamen, hießen sie den Kutscher warten und trugen selbst alle Kisten und Körbe mit Essen und Kleidung weiter hinein in den Wald. Die vornehmen Damen hoben Füße und Röcke schon bei dem geringsten Grashalm hoch hinauf.
    Dann blieb Silje stehen. Sie standen auf einer kleinen Anhöhe und sahen hinunter auf die kleine Lichtung, wo die Kate stand. Sie wollte weitergehen, aber die Baronin hielt sie zurück. Sie wollte erst noch ein wenig schauen.
    Tengel hockte vor Dag, mit dem Rücken zu ihnen gewandt, und half ihm, einen kleinen Bogen zu spannen.
    Sol und Liv saßen im Gras und spielten mit der Puppe und plapperten mit hellen, zwitschernden Stimmchen.
    Dann stand Tengel auf und zog mit raschem Griff Dags Hosen hoch, die ständig herunterrutschten.
    Charlotte und ihre Mutter hatten Tränen in den Augen.
    »Was für ein wunderbarer Mann!« flüsterte die Baronin.
    »Hätte mein Mann nur ein einziges Mal unseren Kindern gegenüber eine solche Liebe gezeigt, ich hätte ihm vieles verziehen! Ihr seid eine glückliche Frau, Silje!«
    »Ja«, sagte sie. »Ich liebe und respektiere ihn jeden Tag mehr.«
    Liv entdeckte sie und sprang auf.
    »Mama!« schrie sie, und alle Kinder sprangen auf sie zu, blieben jedoch verlegen stehen, als sie die Fremden bemerkten.
    Die Frauen kamen näher heran. Charlotte konnte den Blick nicht von dem Jungen wenden. Sie schluckte und schluckte.
    »Wie süß er ist!« flüsterte sie erstickt.
    »Ja, ich liebe alle meine Enkelkinder, so wahr ich hier stehe«, murmelte die Baronin. »Aber niemand wird einen von Meiden hübsch nennen. Dieses Kind ist eine Ausnahme. Was für ein entzückender Junge!«
    »Und wie intelligent er zu sein scheint«, sagte Charlotte.
    Sie konnte sich nicht sattsehen an ihm.
    »Kommt her und sagt den Damen hübsch guten Tag, Kinder«, sagte Silje, ein wenig nervös, ob sie diese Feuerprobe wohl bestehen würden.
    Aber sie hätte sich nicht ängstigen müssen. Die Kinder näherten sich, stumm angesichts all der Pracht. Die Mädchen knicksten tief, und Dag machte einen Diener, so tief, daß seine helle Haartolle den Boden fegte.
    Das war zuviel für Charlotte, sie mußte sich abwenden und ein Taschentuch aus ihrem bestickten

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