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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ihren Fingern zu spüren…
    Sie mußte sich mit aller Kraft beherrschen, um ihn nicht in ihre Arme zu nehmen und ihn nie wieder loszulassen.
    Dann fiel ihr Blick auf das kleine Mädchen, das mit großen Augen zusah, welche Herrlichkeiten die großen Geschwister kriegten.
    »Hier, kleine Liv«, sagte sie rasch. »Wir haben dir auch etwas mitgebracht.«
    »Ohhh!« staunte Sol, als sie das Paradekleidchen aus tiefgrünem Samt sah, das Charlotte hervorzog. »Wie schade, daß ich nicht mehr drei Jahre alt bin!«
    Charlotte und die Baronin lachten. Die Freudentränen perlten, sie waren so eifrig dabei, als wäre es Weihnachtsabend. Silje fragte sich bekümmert, was die Kinder mit diesen prächtigen Sachen nur anfangen sollten.
    Aber die Damen hatten auch andere, vernünftigere Kleidungsstücke eingepackt. Immer neue Kleider kamen zum Vorschein, und auf beiden Seiten war die Freude riesengroß.
    »Mutter«, flüsterte Dag in einem unbemerkten Augenblick Silje zu. »Die Dame da hat mich in den Arm genommen und gesagt vergib mir. Warum hat sie das getan?«
    »Vielleicht hat sie gedacht, sie hätte dich zu fest gedrückt oder vielleicht gekratzt«, flüsterte Silje zurück.
    Als der schlimmste Trubel überstanden war, sah die Baronin sich um.
    »Wir sollten uns unterhalten, aber… » »Tja, hier gibt es nicht recht Platz zum Sitzen«, lächelte Tengel, und die Damen begannen zu verstehen, warum Silje ihm so ergeben war. »Und in der Kate selbst ist es noch schlimmer. Muffig und stickig, und so niedrig, daß man drinnen nicht aufrecht stehen kann.«
    »Die Kinder müssen außerdem etwas essen«, sägte Charlotte. Es fiel ihr schwer, unbefangen und ganz natürlich mit diesem Mann zu reden. »Können wir nicht eine Fahrt mit der Kutsche machen?«
    »Ja, das machen wir!«, sagte ihre Mutter. »Da können wir uns unterhalten.«
    Die kleine Liv wollte partout ihr schmuckes Kleidchen nicht wieder ausziehen. Sie schrie erbärmlich, und Charlotte sagte, wenn sie schon mit der feinen Kutsche fuhren, dann sollten sie auch ruhig schön gekleidet sein dürfen.
    »Wenn sie nur nicht darauf besteht, in dem Kleid heute nacht auch zu schlafen«, lachte Silje. Aber sie erlaubte ihnen, die neuen Kleider anzubehalten.
    Der blanke, schimmernde Wagen löste bei den Kindern neue Begeisterung aus. Sie durften vorne auf dem Bock beim Kutscher sitzen, der ihnen zu essen gab und sich mit Dag unterhielt, der alles über dieses Gefährt wissen wollte. Silje war es gelungen, ein Hühnchenbein und etwas Wein für Tengel hineinzuschmuggeln, während die anderen sich für die Fahrt fertigmachten, damit er nicht völlig ausgehungert der Unterredung ausgeliefert war.
    Hunger ist niemals eine gute Grundlage für vernünftige Überlegungen. In all dem Durcheinander hatten die adeligen Damen vergessen, daß auch er essen mußte.
    Vielleicht glaubten sie, daß Zauberer keine Nahrung brauchten?
    Sie fuhren langsam auf der Landstraße dahin. Die beiden adeligen Damen hatten zunächst einige Schwierigkeiten, sie blickten nervös in alle möglichen Richtungen, um nur nicht diesen schrecklichen Dämon ansehen zu müssen, der ihnen nun so dicht auf den Leib gerückt war. So dicht, daß seine Anwesenheit in dem engen Wagenkasten körperlich spürbar war. Aber als sie merkten, daß er ebenso unsicher war wie sie, fanden sie zu ihrer natürlichen Haltung zurück.
    »Nun sollt Ihr es erfahren«, sagte die Baronin. »Charlotte und ich haben Euch einen Vorschlag zu machen. Und der lautet folgendermaßen, daß Ihr den Jungen behaltet, aber Charlotte gleichzeitig in seiner Nähe sein darf. So lange mein Mann lebt, wird Charlotte sich Dag nicht als seine Mutter zu erkennen geben, und nach seinem Tod werden wir diese Frage neu erörtern müssen. Wir haben in der vergangenen Nacht lange darüber gesprochen, wir zwei, und wir sind uns einig. Die Frage ist nur, ob Ihr zustimmt.«
    »Einen Augenblick«, sagte Tengel. »Ich möchte nur sicher sein, daß Ihr Euch nicht getäuscht fühlt. Seid Ihr Euch gewiß, daß der Junge von Eurem Blut ist? Daß wir Euch nicht an der Nase herumfuhren, nur um dadurch Vorteile für uns zu erreichen?«
    »Wir sind uns ganz sicher, daß er ein von Meiden ist«, sagte die Mutter. »Silje sagte, daß er Charlotte ähnlich sieht. Ich für mein Teil darf sagen, daß er ein sehr schmeichelhaftes Abbild von Charlotte ist. Wir haben keinen Zweifel.«
    »Gut! Dann können wir fortfahren.«
    »Nun ist es so, daß Charlotte sich in Trondheim nie wohlgefühlt

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