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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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hat. Wir besitzen ein Anwesen unten in Akershus, das hätte sie als Mitgift bekommen, wenn sie geheiratet hätte. Zu dem Anwesen gehört ein kleineres Haus, das unmittelbar neben dem Herrenhaus steht.
    Wenn Ihr wollt, könnte dieses kleine Haus das Eure werden. Dann würde Charlotte mit ihrer Dienerschaft in das Herrenhaus ziehen, und Ihr würdet in dem kleinen Haus wohnen und die Leitung über alle Ländereien und Gehöfte übernehmen, die zu dem Gut gehören. Denn sie hat nicht die geringste Ahnung davon.«
    Silje und Tengel waren verstummt.
    »Was haltet Ihr davon, Herr Tengel? Kursieren die Gerüchte über das Eisvolk in ganz Norwegen?«
    Er erwachte aus seiner Starre. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das tun sie wohl nur in Trondelag.«
    Silje sagte: »Aber Euer Gatte, der Herr Baron… was wird er zu einer solchen Regelung sagen?«
    »Er hat gar nichts zu sagen, was das Anwesen in Akershus betrifft. Das habe ich von meinem Vater geerbt.«
    Sie versuchten, all das Neue zu fassen, das über sie hereinbrach.
    »Nun? Was sagt Ihr zu meinem Vorschlag?«
    Silje und Tengel sahen sich an. Siljes Augen strahlten.
    Tengel wandte sich an die beiden Damen, mit einem breiten Lächeln, das sein furchteinflößendes Gesicht vollkommen veränderte.
    »Ich müßte ein Narr sein, wenn ich ein solches Angebot nicht dankbar und mit Freuden annehmen würde!«
    Charlotte atmete erleichtert aus.
    »Wir sind es, die dankbar sein müssen«, sagte die Baronin. Dann fuhr sie geschäftsmäßig fort: »Sehr gut.
    Aber das soll nicht heißen, daß Ihr die Sklavenarbeit auf dem Hof machen sollt. Silje scheint nicht der Typ dafür zu sein, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ihr auch nicht, wenn Ihr mir diese Offenheit gestattet. Ihr werdet zunächst als Verwalter eingesetzt, dann werden wir sehen, was daraus wird. Ihr werdet eine Menge Untergebener haben. Ihr habt also die Oberaufsicht - und könnt selbst schalten und walten, wie es Euch beliebt.«
    Tengel schlug die Hände vors Gesicht, nahm sie aber sogleich wieder herunter.
    »Ich kann es noch gar nicht fassen. Gestern noch war alles schwarz in schwarz. Und heute… Nur weil Silje ihren Kopf durchgesetzt hat und nach Trondheim gegangen ist.
    Ich hatte keine Ahnung, was sie sich vorgenommen hatte.«
    »Silje ist stark«, sagte die Baronin gedankenverloren.
    »Und ob sie das ist!« sagte Tengel.
    Silje protestierte. »Ich bin überhaupt nicht stark! Ich weine doch so leicht.«
    »Tränen haben gar nichts mit Schwäche zu tun«, sagte Tengel. »Du weinst ein bißchen, und dann beißt du die Zähne zusammen und machst weiter. Du gibst niemals auf - und du hast die Kraft der Liebe in dir. Die Liebe zu allem, was lebt - zu jedem Geschöpf in der Natur.«
    »Das habe ich mit Stärke gemeint«, nickte die Baronin.
    Auf dem Rückweg, kurz bevor sich ihre Wege trennen sollten, fragte die Baronin Tengel um Rat wegen ihrer Gicht. »Denn unsere kleine Silje hat gesagt, daß Ihr heilkundig seid.«
    »Wo spürt Ihr sie?« sagte Tengel bedächtig. »Im ganzen Körper?«
    »Nein, am schlimmsten in den Schultern. Und machmal in den Armen. Ich kann oftmals nachts nicht schlafen, weil ich solche Schmerzen habe.«
    Er zögerte. »Wenn es nur die Schultern wären, könnte ich Euch sicher sofort Linderung verschaffen, Euer Gnaden.
    Aber… » »Ach, bitte seid doch so gut!«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tengel kurz. »Eine Voraussetzung, um Euch helfen zu können, ist, daß Ihr Eure Schultern entblößt. Und das schickt sich wohl nicht.«
    Die Baronin focht einen inneren Kampf mit sich aus.
    »Aber liebste Mutter«, sagte Charlotte. »Ihr seid doch schon mit bloßen Schultern zum Ball gegangen!«
    »Ja, aber das war in meiner Jugend! Meine Haut ist nicht mehr jung und schön. Und hier in der Kutsche erscheint es mir so… unanständig irgendwie.«
    Silje wußte, was sie meinte. Tengels sinnliche, männliche Präsenz hatte immer diese Wirkung.
    Er wartete ab. Wollte sich in keinerlei Weise in eine Entscheidung einmischen. Sein Kopf war voll von all den Plänen, die sich in seinen Gedanken zu formen begannen, seit die vornehmen Damen ihr Angebot unterbreitet hatten. Er dachte daran, wie wenig er eigentlich über Landwirtschaft Bescheid wußte, und er hatte Angst, daß ihm das alles über den Kopf wachsen würde. Aber wie hätte er denn ein solches Angebot ablehnen können?
    Seine Familie würde gerettet sein, er und Sol würden entkommen aus dem gefährlichen Trondelag, und sie alle würden wieder ihr

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