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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Täschchen holen.
    Ihre Mutter betrachtete mit wachsender Bestürzung das größere Mädchen. Das mußte Sol sein, die vom Schicksal Ausersehene. Ja, soviel war sicher und gewiß, daß sie etwas Besonderes war! Was für Augen! Zweifellos war sie ein entzückendes Mädchen, und doch…
    Das andere kleine Mädchen, Liv, war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Baronin lächelte ungewollt, ein bewegtes und warmes Lächeln, das die Mädchen zaghaft erwiderten.
    Endlich erhoben die Damen den Blick, um Siljes Mann zu begrüßen.
    Ein keuchender Laut entschlüpfte ihnen beiden.
    Instinktiv wichen sie leicht zurück.
    Das Menschentier, dachte Charlotte. Sie spürte, wie sie zu zittern begann. Die gelblichen Augen, das rabenschwarze Haar und der kraftvolle Mund - und dann diese enormen Schultern, die nichts Menschliches an sich hatten. Aber das erschreckendste war der Ausdruck der Augen. Sie waren so… so allwissend! Genau wie die Augen der kleinen Sol. Nein, sie konnten alle beide nicht verbergen, wesen Blutes sie waren!
    Die adeligen Damen konnten nicht wissen, daß Sols eigenartige Züge bei der Geburt noch nicht vorhanden gewesen waren. Sie hatten sich erst nach und nach eingestellt. Wenn man sie nur oberflächlich ansah, wirkte sie überhaupt nicht erschreckend, nicht so wie Tengel.
    Vielmehr ließ sich erahnen, daß im Laufe der Zeit eine wunderschöne Frau aus ihr werden würde. Aber niemand ertrug es, Sol längere Zeit in die Augen zu blicken.
    Aber dieser Mann… Häßlich war er sicher nicht, eher ganz im Gegenteil, aber so… so unmenschlich! Und mit ihm war die kleine zarte Silje verheiratet! Ein Kind hatten sie auch zusammen. Es schien unvorstellbar. Charlotte fragte sich flüchtig, wie es wohl sein machte, sich mit einem solchen… Dämon zu vereinigen. Sie hätte es um keinen Preis der Welt gewagt, aber bei dem Gedanken rollte eine heiße Woge durch ihren Leib, und sie verspürte einen kleinen Stich von Wehmut und Entsagung. Sie wollte ihn nicht haben, oh nein, aber daß es überhaupt eine Frau wagte! Charlotte ahnte, daß der Mann ungeheuer sinnlich sein mußte, wenn er sogar eine solch hochstehende Frau wie sie beeindrucken konnte.
    Silje war zu ihm gegangen und hatte ihre Arme um ihn geschlungen. Sie reichte ihm kaum bis zum Hals, wenn sie so dastand. Aber die Liebe, die aus seinen Augen leuchtete, als er sie rasch und innig umarmte, rührte Charlotte und ihre Mutter zutiefst.
    Silje machte sich frei. »Tengel, möchtest du nicht Baronin von Meiden und ihre Tochter Charlotte von Meiden begrüßen?«
    Tengel konnte seine Überraschung nicht verhehlen, aber er fing sich sofort wieder und begrüßte die Damen höflich.
    Endlich fand die Baronin ihre Stimme wieder, sie hatte nicht recht gewußt, was sie dieser unwirklichen Gestalt gegenüber sagen sollte. »Wir haben einige Kleinigkeiten für die Kinder mitgebracht«, stammelte sie und warf einen beklommenen Blick auf die jämmerliche Holzhütte.
    »Und dann würden wir uns gerne ein wenig mit Euch und Eurer bezaubernden Frau unterhalten. Wir haben die kleine Silje so liebgewonnen.«
    Tengel wußte nicht recht, was er darauf antworten sollte.
    Alles kam so überraschend für ihn. Was, wenn sie den kleinen Dag mitnehmen wollten…? Aber nein, danach hörte es sich eigentlich nicht an.
    »Selbstverständlich«, sagte er steif.
    Seine tiefe Stimme ließ sie wieder einen Schritt zurückweichen, aber sie faßten sich schnell. Dann begannen sie die Sachen auszupacken, die sie mitgebracht hatten.
    Sol kreischte vor Freude auf, als sie das Kleid sah, das die Baronin ihr an den Körper hielt, um zu sehen, ob die Größe richtig war.
    »Es scheint ganz perfekt zu passen«, sagte die vornehme Dame. »Zieh es über, mein Kind! Wenn es paßt, gehört das Kleidchen dir!«
    Sol ließ ohne Hemmungen ihr altes, zerrissenes Kleid, aus dem sie herausgewachsen war, auf den Boden fallen und kämpfte sich mit aufgeregt rudernden Armen in das perlenbesetzte Kleid hinein. Die Baronin half ihr, es zuzuknöpfen.
    »Wenn nur Merete und Inger das sehen könnten!« brach es spontan aus Sol heraus.
    Silje sah Tengel erschrocken an. Ihr saß ein Kloß im Hals.
    Merete und Inger waren zwei der Kinder aus dem Tal des Eisvolks…
    Oh Gott, wie weh das tat! Tengels tröstende Hand half ihr ein wenig durch den tiefen Kummer.
    In der Zwischenzeit hatte Charlotte Dag ein Paar Hosen und eine Jacke angezogen. Allein schon das Gefühl, ihn zu berühren, die warme, lebendige Haut unter

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