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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wir haben einen wunderbaren kleinen Jungen bekommen, und ich liebe euch beide.«
    Ein nahezu unsichtbares Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Sie versuchte die Augen zu öffnen, schaffte es aber nicht.
    »Es kam so unerwartet«, murmelte sie undeutlich. »Hab's nicht mehr geschafft, dir Bescheid zu sagen.
    »Du hast es noch nie richtig berechnen können«, lächelte er gerührt. »Bei Liv hast du dich auch verrechnet, und als sie dann plötzlich kam, waren wir alle vollkommen unvorbereitet.
    Sie lächelte wieder schwach. »Mir ist so kalt«, flüsterte sie.
    Das Kind wurde zurück in die Wiege gelegt, wo es sofort wieder zu schreien begann. Tengel legte seine Hände auf Siljes Schultern. Die Hebamme holte noch eine Decke, die sie über Silje breitete. Charlotte kam mit dem abgekochten Wasser, und Tengel bat sie, Sol zu holen.
    Während er Silje mit seinen Händen wärmte, gab er dem Mädchen Anweisungen.
    »Such Beinwell heraus. Ich brauche viel davon. Und dann etwas Brennessel und Frauenmantel. Hast du das gefunden? Gut. Dann nimmst du Eicheln. Hast du keine?
    Na ja, dann muß es ohne gehen. Aber Weißdorn und reichlich Wacholderbeeren hast du? Gut. Hast du das jetzt alles?« »Ja«, sagte Sol.
    »Sehr gut. Fräulein Charlotte wird dir helfen, einen Trank daraus zu kochen.«
    Silje trank das Gebräu mit gierigen Schlucken. Ihr Mund war so trocken, daß ihr die Zunge am Gaumen klebte.
    Wenig später war sie wieder soweit zu Kräften gekommen, daß sie nicht nur sprechen, sondern auch das Neugeborene bewundern konnte. Sie nahm Tengels Hand.
    »Ich habe mich nicht getraut, einen Namen für das Kind zu überlegen. Aber wir haben ja keines unserer Kinder nach einem anderen Menschen benannt. Möchtest du, daß wir ihm einen Namen geben, der an deine Mutter erinnert?«
    »Das ist nicht nötig«, lächelte Tengel. »Wir haben doch schon eines unserer Kinder nach ihr genannt. Meine Mutter hieß Line.«
    »Natürlich, ja, in Liv lebt der Name deiner Mutter weiter.
    Und was ist mit deinem Vater?«
    Tengels Augen wurden kalt. »Ich weiß seinen Namen nicht, und außerdem ist er es auch nicht wert, daß ein Kind nach ihm heißt. Aber was ist mit deinem Vater? Er hieß doch Arngrim.«
    »Ja. Aber den Namen finde ich zu wuchtig. Was hältst du von Are? Das war immer unser Name für den Seeadler.«
    »Are klingt doch gut. Und Silje… es deutet nichts darauf hin, daß er… » »Wie schön! Jetzt mußt du einen neuen Baum pflanzen, Tengel!«
    »Ja«, lachte er. »Ich werde gleich noch ein paar dazu pflanzen, damit es eine ganze Allee wird, nicht nur ein paar Bäumchen ganz unten am Weg!«
    Er war so glücklich, so unsagbar glücklich, und insgeheim dankte er Sol dafür, daß sie ihn damals an seinem Plan gehindert hatte. Es hatte so wenig daran gefehlt…
    Das Mädchen stand ganz dicht neben ihm. Wie immer spürte er den erschreckend starken Kontakt, der zwischen ihnen bestand.
    Er sah sie an. »Es hätte schiefgehen können, das weißt du.«
    Sol schüttelte den Kopf. »Hanna sagte einmal, daß ihr beide, du und Silje, berühmte Menschen sein würdet. Du bist es schon, aber sie noch nicht.«
    »Also hast du gewußt, daß sie es überleben würde?«
    »Wenn Hanna es doch gesagt hat?«
    Hanna war eine Göttin für sie.
    »Aber warum hast du mich das nicht wissen lassen?
    Weißt du denn nicht, welche Angst Silje und ich ausgestanden haben?«
    »Hättest du mir denn geglaubt? Oder Hanna?«
    Tengel schwieg. Sein Kampf gegen Hanna war immer ein Kampf um Autorität gewesen… Und er konnte und wollte selbst jetzt nicht zugeben, daß er immer großen Respekt vor der alten Hexe gehabt hatte.
    Silje bekam Kindbettfieber, und der Feldscher mußte erneut hinzugerufen werden. »Tja, das habt Ihr ja fein hingekriegt«, sagte der rauhbeinige alte Knochenflicker grob. »Das war eine viel zu schwere Geburt. Eure Frau wird keine Kinder mehr bekommen können, Tengel.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?« fragte Tengel, während Charlotte, die jeden Tag hereingeschaut hatte, den Säugling in die Küche trug.
    »Ihr wißt doch selbst, was ein solches Fieber bedeutet!.
    Keine weiteren Kinder, das ist ganz ausgeschlossen, da könnt Ihr Euch noch so sehr anstrengen. Nun, jedenfalls hat sie das Kindbettfieber überstanden.«
    Mit diesen Worten schritt er von dannen, um zu speisen und sich seinen verdienten Schluck Branntein zu genehmigen.
    Die frischgebackenen Eltern sahen einander an. In ihren Mundwinkeln begann es zu zucken. Vermutlich war noch nie zuvor

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