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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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sich viele aus ihrem Bekanntenkreis von ihr abgewandt, aber die noch übrig waren, waren wertvolle Freunde. Und wie über sie hergezogen wurde! In Küchen und Gesindestuben ebenso wie in herrschaftlichen Sälen. Es war eine schwere Zeit für sie gewesen, hieß es, aber sie hatte sie durchgestanden. Also der blonde Junge würde einmal ganz Grästensholm erben! Schade eigentlich, denn es sah nicht so aus, als ob er sich sonderlich für den Gutsbetrieb interessierte. Er wollte wohl lieber Bücher lesen.
    Und dann eines Tages bekam der Knecht, sein Name war Klaus, fast einen Schock. Das kleine Mädchen, Liv, hatte seine Geschwister dabei. Und Dag kam heraus und traf sie vor dem Stall, wo Klaus stand und ein Pferd striegelte.
    Der eine war ihr Bruder, wie er sehen konnte, er mußte der Jüngste sein, obwohl er ebenso groß war wie Liv und bedeutend kräftiger. Er war ein schwarzhaariger Junge mit hohen Wangenknochen und weit auseinanderstehenden Augen. Ruhig und sicher wie ein Felsen. Aber der Knecht hatte keine Gelegenheit, ihn noch näher zu betrachten, denn das größere Mädchen schlug ihn völlig in seinen Bann.
    Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er etwas so Anziehendes gesehen, und merkwürdige, dumpfe Gefühle begannen sich in ihm zu regen.
    Dunkelbraune Locken wippten um ein katzenähnliches, dreieckiges Gesicht mit funkelnden grünen Augen und einer zarten, goldrosa Farbe auf Lippen und Wangen. Sie bewegte sich geschmeidig und graziös, und der Anblick der wohlgeformten Hüften weckte ein Kribbeln in ihm.
    Dann verschwanden alle zusammen im Schloß.
    Lange stand er so da und striegelte immer dieselbe Stelle am Pferdebauch, bis das Tier unruhig zu werden begann.
    Da kam er wieder zu sich.
    Plötzlich kam der Jüngste auf ihn zu, verbeugte sich höflich und fragte: »Ist das Pferd lieb?«
    »Aber ja. Möchtest du es reiten?«
    Das wollte der Junge gerne, und der Knecht hob ihn hinauf. Er blieb an seiner Seite und führte das Pferd ein wenig herum.
    »Wie heißt du denn?«
    »Ich heiße Are, und ich bin sieben, aber beinahe schon acht.«
    »Und du bist zu Besuch auf Grästensholm?«
    »Ja. Dag macht ein Mittsommerfest für alle Kinder hier in der Gegend. Dag ist mein Bruder.«
    »Tatsächlich?« sagte Klaus verblüfft, denn er verstand nicht recht, wie das angehen konnte. »Waren das deine Geschwister, mit denen du gekommen bist?«
    »Ja. Liv und Sol.«
    Sein Herz begann zu hämmern. »Sol… Ist das das große Mädchen?«
    »Ja. Und Liv ist die kleinere.«
    »Wie alt ist Sol denn?«
    »Vierzehn.«
    Dem Knecht wurde das Herz schwer. Er hatte sie für mindestens sechzehn gehalten.
    »Da kommen die Kinder von Eikeby«, sagte Are. Er war ein offenherziger Junge, der keine Ahnung hatte, daß ein besonderes Motiv hinter all den Fragen lag. »Sie wollen auch zum Fest. Die armen Kinder, sie werden mehrmals am Tag verhauen, sagen die Leute.«
    »Ja, das werden doch alle Kinder.«
    »Wir nicht.«
    Klaus war schockiert. »Aber das ist ja gefährlich! Man muß doch die Erbsünde austreiben!«
    »Was ist das?«
    »Gehst du nicht in die Kirche?«
    »Doch. Aber da ist es so langweilig. Da sitze ich bloß und zähle die Sterne an der Decke. Oder ich gucke, wie der Bart von dem Pastor immer hoch und runter wippt. Ich höre nie zu, was er sagt, weil ich finde, daß er sich so böse anhört. Er schimpft immer nur mit uns.«
    »Aber alle Kinder brauchen Schläge! Der Teufel muß ausgetrieben werden, das verstehst du doch wohl?«
    »Welcher Teufel?«
    »Der, der in uns allen wohnt«, sagte Klaus aufgebracht.
    Are dachte eine Weile nach. »Warum soll er ausgetrieben werden? Was ist, wenn er einfach wieder reinspringt?«
    »Hast du noch nie Schläge gekriegt?« fragte Klaus ungläubig.
    »Doch. Einmal, als ich das Gras angezündet habe. Und dann, als ich die Mädchen im Schafstall eingesperrt habe.
    Mann, wie die geschrien haben!«
    Er grinste fröhlich bei dem Gedanken daran. »Aber das war kein Teufel, der sich das ausgedacht hat! Das war ich.
    Ganz von alleine. Nein, Vater hält nichts von Schlägen.
    Er sagt, Kinder müssen fühlen, daß man sie lieb hat. Als Vater klein war, hat niemand ihn lieb gehabt, sagt er.«
    Das war zu hoch für Klaus' einfache Lebensphilosophie.
    »Wo wohnt ihr denn?«
    Are zeigte es ihm.
    »Da?« sagte der Knecht. »Aber wohnt da nicht der berühmte heilkundige Herr Tengel? Der Handaufleger?«
    »Ja. Das ist mein Vater. Und Silje Arngrimstochter ist meine Mutter. Du hast bestimmt von ihr

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