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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gehört?«
    »Nein…« sagte der Knecht zögernd. Er versuchte immer noch, das Verwandschaftsverhältnis zwischen Dag und Fräulein Charlotte zu ergründen. Es gelang ihm nicht ganz, Ares raschen Gedankengängen zu folgen.
    »Aber von Meister Arngrim hast du sicher gehört?«
    »Natürlich, ist das nicht der, der Wände bemalt?«
    »Genau. Das ist nämlich meine Mutter. Weißt du, sie kann nicht ihren eigenen Namen nehmen, denn Frauen können ja nicht malen oder sowas. Deshalb weiß keiner, außer dem, der ihr den Meisterbrief gegeben hat, daß Meister Arngrim meine Mutter ist. Sie malt Tapeten.
    Entweder auf eine Leinwand oder direkt an die Wand.
    Aber am liebsten auf eine Leinwand, weil sie dann zu Hause sein kann. Ganz viele Leute wollen sowas haben, denn sie ist unheimlich begabt.«
    Klaus kaute immer noch auf seinen Gedanken herum.
    »Also Herr Tengel ist Dags Vater?«
    »Ja.«
    »Und Fräulein Charlotte ist seine Mutter?«
    »Nein, das… Nein, so ist das nicht. Dag ist nicht mein richtiger Bruder, wir sind überhaupt nicht verwandt, aber Mutter und Vater haben ihn aufgezogen und sich um ihn gekümmert, als er klein war, deshalb sind wir schon immer Geschwister gewesen. Verstehst du?«
    Doch, so langsam ging ihm ein Licht auf.
    »Und Sol ist auch nicht meine richtige Schwester.«
    »Nicht?«
    Jetzt war der Knecht wieder ganz Ohr.
    »Nein«, sagte Are. »Sie ist meine Cousine. Ihre Eltern sind an der Pest gestorben. Sol kann zaubern. Aber das darfst du keinem verraten.«
    Klaus lächelte. An sowas glaubte er nicht. Sie hatten den Hofplatz inzwischen zweimal umrundet, und er hob den Jungen wieder vom Pferd.
    Charlotte von Meiden blickte vom Fenster aus zu ihnen hinüber, als sie dort stand und darauf wartete, daß das Festessen fertig wurde. Sie hörte mit halbem Ohr, wie Dag im Hintergrund mit seinen »Geschwistern« plauderte. Draußen auf dem Rasen versammelten sich inzwischen die anderen Kinder.
    Sie erinnerte sich an den Tag im Winter, als sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und dem Jungen erklärt hatte, wer sie war. Natürlich hatte sie vorher die Einwilligung von Silje und Tengel erhalten. Sie waren der Meinung gewesen, daß er groß genug war, um die Wahrheit zu erfahren.
    »Dag«, hatte sie mit weicher, aber zitternder Stimme gesagt, denn das Herz klopfte ihr bis in den Hals hinauf.
    »Hast du dich eigentlich nie gefragt, wer deine richtige Mutter ist?«
    Die klugen, klaren Augen musterten sie. »Nein. Ihr seid es, nicht wahr?«
    Sie fuhr heftig zusammen. »Wer hat das gesagt?«
    »Niemand. Ich weiß es einfach. Schon lange.«
    Charlotte war unfähig, sich zu bewegen. »Findest du das schlimm?«
    »Nein«, hatte er ernst geantwortet. »Wir nennen Euch unsere gute Fee.«
    Während sie jetzt am Fenster stand, mußte sie wieder daran denken. Ja, sie und ihre Mutter hatten viel für die kleine Familie getan. Sie hatten sie von den Demütigungen der Armut erlöst und ihnen ein Leben ermöglicht, daß ihrer wert war. Ihre eigenen Geschwister hatten sich darüber empört, sie hatten nicht verstanden, wie Charlotte und die Baronin sich mit Leuten von so geringem Stand abgeben konnten, hatten vermutet, es seien Schnorrer, die versuchen würden, ihnen das letzte Hemd auszuziehen. Aber ihre Verwandten kannten Tengel und Silje nicht, sie wußten nicht, welche starken Bande sie mit den beiden verband, welchen Inhalt ihr Leben und das ihrer Mutter auf einmal bekommen hatte.
    Das erschütternde Erlebnis, als Are geboren wurde und Silje fast gestorben wäre… Da hatte Charlotte ein Gefühl gehabt, als ob sie auf gewisse Art Buße tat für ihr eigenes unfaßbares Verbrechen damals, als sie Dag geboren hatte.
    Denn sie hatte zweifellos auch ihr Teil dazu beigetragen, daß Silje immer noch am Leben war. Hätte sie nicht so rasch gehandelt, hätte sie nicht Hilfe gerufen und wäre sie nicht selbst dorthin geeilt… Obwohl es natürlich Tengel war, der am meisten getan hatte.
    Und sie und ihre Mutter hatten nie bereut, was sie für Silje und Tengel getan hatten. Die beiden waren die besten Freunde, die sie sich vorstellen konnte, und nun, da sie sich einen geachteten Namen gemacht hatten, brauchte sich niemand ihrer Bekanntschaft zu schämen.
    Das hatte Charlotte sowieso niemals getan. Und ihre Mutter auch nicht.
    Dag war am selben Tag ins Schloß hinaufgezogen, als er zwölf Jahre alt wurde. Die ersten Tage war Are bei ihm gewesen, damit der Übergang nicht so abrupt ausfiel.
    Aber Dag hatte sich vom ersten Moment an

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