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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Verräter.«
    »Sehe ich aus wie eine Spionin oder Verräterin?« »Nein. Du siehst aus, als seist du von Mystik angezogen.« »Ja, das bin ich - zumindest vom dem, was du Mystik nennst. Für mich sind das Binsenwahrheiten. Aber ich hungere nach Kontakt mit Gleichgesinnten. Ich habe in Norwegen mein ganzes Leben lang isoliert gelebt. Ich muß mit jemanden darüber sprechen, kann mehr lernen!« Er setzte eine gewichtige Miene auf und nickte. »Lernen wirst du reichlich! Ganz entsetzliche Dinge gehen vor sich, mußt du wissen.
    »Angst habe ich nicht gerade«, lachte Sol gedämpft. »Wie du willst. Ich werde deine Bitte bei der nächsten Versammlung vortragen - und wenn sie dich akzeptieren, darfst du das Mal darauf dabeisein. Aber ich warne dich, es ist nicht, eben wenig, was sie können! Hast du eine Empfehlung?« »Nur mich selbst. Das sollte eigentlich ausreichen. Du kannst Dag fragen, aber ich glaube nicht, daß das so sinnvoll wäre. Er darf nicht alles wissen, was ich in Kopenhagen treibe.« »Gut! Das ist eine vernünftige Einstellung.«
    Die Hochzeit von Liv und Laurents Berenius fand wie geplant statt, aber weder Sol noch Dag konnten zu diesem Fest nach Hause reisen. Es war beiden einfach nicht möglich, da zu diesem Zeitpunkt kein Schiff nach Oslo auslief. Der Segelverkehr zwischen Dänemark und Norwegen war sehr sporadisch und unregelmäßig. Liv war das sanfteste der vier Kinder von Tengel und Silje. Sogar noch sanftmütiger als Silje, der sie ansonsten sehr glich. Es war, wie Charlotte es geschrieben hatte. Sie war der Traum von einer Ehefrau und einer Schwiegertochter. Paßte sich leicht an, konnte sich ganz in den Hintergrund stellen, wenn es nötig war, und war im Großen und Ganzen auf den meisten Gebieten sehr geschickt.
    Ihre Geschicklichkeit hatte Laurents Berenius in seine Berechnung mit einbezogen.
    Liv selbst lebte in einer Zustand der Betäubung. Sie verfolgte die Gespräche der anderen, ohne selbst viel zur Unterhaltung beizutragen. Alles wird schon gut werden, sagte sie sich selbst. Laurents ist so nett. Und ein so angenehmer Anblick. Ich glaube, ich bin außerordentlich glücklich, und Dag wird die Baronesse Trolle heiraten, und zu Hause freuen sich alle unseretwegen. Doch, ich bin wirklich glücklich.
    Charlotte hatte sich nicht lumpen lassen, was das Ausrichten der Hochzeit anging. Silje wollte sie auf Lindenallee feiern, und das war natürlich auch ihr gutes Recht. Charlotte jedoch ließ ganze Wagenladungen von Speisen auffahren und hatte einen feierlichen Zug mit prunkvollen Kutschen zur und von der Kirche aufgeboten. Am letzten Tag wollte sie unbedingt die letzte Mahlzeit auf Grästensholm abhalten. Doch, dem konnte Silje zustimmen, solange der Großteil der Feierlichkeiten auf Lindenallee stattfand.
    »Wir müssen auf die Familie Berenius Eindruck machen«, sagte Charlotte bei ihren Versuchen, Tengel und Silje zu überreden. »Der Junge darf nicht glauben, daß er unter seinem Stand heiratet. Denn das tut er nicht. Nichts ist gut genug für Dags beste Spielkameradin.«
    Liv war in der Tracht der Region ein bezaubernder Anblick. Ihr Haar war mit den Jahren nachgedunkelt und hatte nun den Glanz von unpoliertem Kupfer. Ihre Augen waren derart intensiv blaugrün und zuversichtlich, daß man nahezu gerührt war, wenn man in sie schaute. Laurents war so verliebt, daß er strahlte.
    Sie lächelte ihm schüchtern zu, wobei sie versuchte, ihr Herzklopfen zu verbergen. Sie hatte Angst, war unsicher, und hatte ein schmerzendes Gefühl von Leere in der Brust. Aber so ging es wohl allen Bräuten, dachte sie. Laurents war so elegant. Hoch-: gewachsen, mit ganz kurz geschnittenem, schimmernd braunem Haar, graubraunen Augen und einer geraden, edlen Nase. Sie gelobte sich, ihn glücklich zu machen.
    Der einzige Wehmutstropfen im Becher war, daß Dag und Sol nicht da waren. Mit ihnen hätte sie sich in den letzten Wochen so gern unterhalten. Ihre Meinung über Laurents gehört, Sol hatte ihn immerhin kennengelernt, aber sie hatte sich ungewöhnlich zurückhaltend verhalten - stets hatte sie etwas anderes vor, wenn Laurents zu Besuch war, so daß Liv Sols Ansicht über Laurents nicht kannte.
    Doch immer war es Dag gewesen, an den sie sich mit ihren Sorgen gewandt hatte. Und jetzt war er so weit fort. Er konnte sich jetzt nicht mit ihren Gedanken und Überlegungen befassen, wenn er die Baronesse Trolle im Kopf hatte. Eine Schwester war nicht so interessant wie eine Liebste.
    Das Ausbleiben der Geschwister

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