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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ins Dunkel hinein.
    »Das war eine wunderbare Hochzeit«, sagte Silje glücklich lächelnd. »Ich fühle mich wie ein ausgewrungener Scheuerlappen.«
    »Ja, du hast dir wirklich viele Mühe gemacht«, sagte Tengel. »Ich habe dich die ganze Zeit in Bewegung gesehen. Und dennoch waren diese drei Tage bloß der Abschluß einer langen Reihe an Vorbereitungen.«
    Silje ergriff seine Hand. »Haben wir richtig gehandelt, Tengel? Sie ist doch noch so jung!«
    Er seufzte. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Aber du warst damals genauso jung. Und du wußtest damals genau, was du wolltest! Hat du es je bereut?«
    Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. »Nun fischst du aber nach Komplimenten. Aber ich fand, Liv sah so klein und erschöpft aus. So wehrlos… so unsicher… nein, ich finde dafür keine Worte.«
    »Ich weiß, was du meinst. Wenn der Bursche nicht so eifrig und unermüdlich gewesen wäre, dann hätte ich niemals zugestimmt. Aber er ist ein guter Mann. Solide. Und sehr in Liv verliebt.«
    »Und sie selbst wollte es ja auch. Pfui, wir sind doch bloß ganz gewöhnlich besorgte Eltern, die ihre Kinder nicht loslassen wollen. Unser Kind der Liebe, Tengel…«
    »Ja. Damals warst du stur. Wolltest dieses Kind haben. Nun hin ich dir für deine Sturheit dankbar.«
    »Sie verlassen uns, Tengel! Zuerst Dag, dann Sol - aber die kommt wohl zurück, hoffe ich - und nun Liv. Nun haben wir nur noch Are.«
    »Ja. Und er wird bleiben.«
    »Gott sei Dank!«
    »Es tut weh, die Kinder zu verlieren.«
    »Wir verlieren sie doch nicht. Sie sind da, aber wir sehen sie nur nicht mehr.«
    »Das ist richtig«, sagte Tengel. »Lindenallee ist ein Teil von ihnen geworden - ein Teil, den sie mit hinaus in die Welt nehmen. Genau wie sie etwas von sich hier zurückgelassen haben. Sie sind noch immer hier, Silje. Ihr Lachen auf dem Dachboden, ihre Schritte auf dem Fußboden … Sie haben das Haus und den gesamten Hof mitgeprägt.«
    »Ja. Und ich glaube, sie sind hier glücklich gewesen.« »Bestimmt waren sie das!«
    Er legte seine Arme um sie, und sie rückten näher zusammen.
    Im Haus in Oslo wurden die Lichter gelöscht. Liv lag im Bett, in den Armen von Laurents. Er flüsterte ihr schöne Worte ins Ohr, strich vorsichtig über ihren Körper. Liv war in Gedanken ganz woanders, als würde ihr all das nicht gelten. Doch sie entsann sich Siljes Worten und legte ihren Arme um seinen Hals. Seine Liebkosungen wurden allmählich wagemutiger, und mit einem Mal verspürte Liv eine neue Empfindung, eine süße Wärme, die langsam und träge in ihrem Körper entflammte. Sie stöhnte und schmiegte sich enger an ihn.
    »Laurents«, flüsterte sie ihm verwundert ins Ohr. Seine Hand blieb unbeweglich liegen. Im Zimmer wurde es ganz still.
    »Lieg still«, sagte er halberstickt. »Bleib ruhig, Liv, du brauchst nichts zu tun oder zu sagen. Eine Ehefrau hat das Begehren ihres Mannes zu empfangen. Er ist der Jäger, sie das Wild.«
    Sie versuchte, einen Einwand anzubringen. »Aber ich möchte dir doch so gern zeigen, wie sehr ich dich lieb habe«, sagte sie unglücklich. »Meine Liebe zu dir… «
    »Dein Liebe kannst du auf tausenderlei andere Weise zeigen sagte er streng. »Indem du mir immer zu Gefallen bist. Der Mann ist der aktive Part beim ehelichen Akt, die Frau soll sanft sein, eine Quell der Freude für ihn. Es schickt sich für sie nicht, Gefühle zu zeigen. Das tun nur Dirnen oder Straßenmädchen.«
    Liv starrte mit großen verzweifelten und verständnislosen Augen in die Dunkelheit, und alles schien in ihr abzusterben. Das Feuer in ihr erlosch, und mit einem Gefühl bodenloser Scham empfing sie die Begierde ihres Mannes, seine Zärtlichkeit und seinen Körper.
    Als er endlich vollkommen erschöpft neben ihr eingeschlafen war, weinte Liv still, zurückhaltend und hilflos in sich hinein.
    Sol folgte dem geheimnisvollen Preben in ein kleines heruntergekommenes Haus am Rand Kopenhagens. Ihr war es gelungen, sich aus dem Haus zu schleichen, so daß weder Dag noch jemand anders aus dem Haus des Richters sie gesehen hatte.
    »Sie haben dir nur unter größten Bedenken Zutritt gewährt«, sagte Preben mit gewichtiger Miene. »Deshalb bitte ich dich, ihre sakrale schwarze Messe nicht mit weltlichen Banalitäten zu stören! Satan ist heute abend mit uns, vergiß das nicht!« Sol nickte. Das klang spannend, fand sie. Sie gingen eine schmale Kellertreppe hinunter, und Preben hämmerte kräftig und dramatisch gegen die eine Tür. Von drinnen fragte eine

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