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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Er ging ganz zu dem Mädchen heran.
    Dann blieb er ruckartig stehen.
    »Zum Teufel«, sagte er.
    Er begann, vor Angst und Gram zu heulen. »Zum Teufel! Zum Teufel!«
    Die anderen standen fassungslos da. Sol nutzte die Stille. »So wird es jedem ergehen, der sie anrührt.«
    »Du Satanshexe!« sagte er weinerlich, wobei er sich dem Pferd näherte. Er konnte nicht ahnen, daß das einzige Mittel, dessen Sol sich bedient hatte, etwas Psychologie war. Und, selbstredend, noch etwas Suggestionskraft.
    »Faß mich nicht an, du Schwein, du räudiges Gewürm«, sagte sie kalt und deutlich. »Jedem, der sich an ihr oder mir vergreifen will, widerfährt das gleiche Schicksal wie dir, unter dem du dein ganzes Leben lang leiden wirst.«
    Sie hatten einige Schritte auf Sol zu gemacht, nun jedoch blieben sie zögernd stehen. Sie saß so aufrecht im Sattel, und ihre Augen waren so gelb und eigenartig, daß sie sie dazu brachte, sich eines anderen zu besinnen. Alle hatten bei jedem ihrer Worte die Begierde sinken fühlen. Einer solchen Zukunft wollten sie tunlichst entgehen.
    »Verschwindet von hier«, sagte Sol gleichgültig und ungeduldig. Jetzt war sie mit den Schurken fertig. »Verschwindet, und ihr könnt dankbar sein, daß ihr so billig davongekommen seid.«
    »Das soll der Landvogt erfahren«, versuchte der eine von ihnen, ihr zu drohen.
    Sol heftete ihr gelbgrünen Augen auf ihn. »Davor würde ich mich an deiner Stelle in acht nehmen«, sagte sie mit mühsam unterdrücktem Zorn. »Tu das, und ich werde dich verhexen, ohne in deiner Nähe zu sein.«
    »Mir machst du keine Angst«, sagt der Mann mit etwas zittriger Stimme. Ganz offensichtlich war ihm vor den anderen daran gelegen, sein Gesicht nicht zu verlieren. »Kriech auf der Erde wie ein Hund«, sagte Sol tonlos. Zur Verwunderung aller Kameraden sank er auf die Knie und winselte wie ein feiger Hund. Er krabbelte vor ihr auf Händen und Füßen.
    Das war zuviel für die tapferen Landsknechte. Nach kurzem Zögern machte einer von ihnen in ihre Richtung ein beschützendes Zeichen mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger - wie das Hörn des Teufels. Dann rief einer: »Kommt, Kameraden!«
    Und wie aufgescheuchte Hasen sprangen sie über Stock und Stein, gefolgt von einem kläffenden »Hund«.
    Sol erlöste ihn von der Hypnose, und er stolperte vornüber. Dann rannte er, als sei ihm Satan höchstpersönlich auf den Fersen.
    Sie wartete ab, bis sie nur noch kleine Punkte in der Ferne waren. Erst dann stieg sie vom Pferd und ging zu der Bedauernswerten, die weinend am Zaun festgebunden stand. »Oh, mein Gott«, murmelte sie, als sie der Frau den Rock über ihr geschundenes Körperteil legte. »Was für Bestien!« Sie bückte sich und löste die Riemen, mit der die Frau an den Zaun gebunden war.
    Eine blonde Haarmähne verdeckt das Gesicht, aber Sol konnte am Kopf und an den Armen erkennen, daß die Frau nicht alt sein konnte. Am Ende half sie der Armen, sich wieder aufzurichten.
    »Aber um Himmels Willen!« rief sie beinahe. »Wie alt bis du?«
    Das Mädchen war vor lauter Schluchzen kaum in der Lage zu antworten. »Dreiheizehn Jahare.«
    »Nein, aber liebes Kind«, sagte Sol, wieder einmal fast Tränen gerührt, ohne daran zu denken, daß sie selbst gerade vierzehn gewesen war, als sie den jungen Klaus verführt hat Aber das war schließlich etwas vollkommen anderes. Etwas so Wehrloses wie dieses Kind hatte sie noch nie gesehen. Das verweinte Gesicht machte den Eindruck, als sei einmal rund und robust gewesen, nun jedoch hatten Armut und Hunger sie bis an die Grenzen des Erträglichen ausgezehrt Auch ihren Kleidern und ihrem Haar war die Armut deutlich anzusehen.
    »Jesus Maria«, murmelte Sol, wobei sie etwas Gras nahm, um dem Mädchen die Innenseiten der Schenkel abzuwischen. »Du brauchst ein gründliches Bad! Aber zuerst müssen wir fort von hier. Und ich brauche deine Hilfe, denn ich habe mich verirrt Wie komme ich nach Tollarp? Oder besser gesagt in das Gebiet westlich von Tollarp?« Das Mädchen bemühte sich, ihr hysterisches Weinen dämpfen. »Da seid Ihr schohon.«
    »Wirklich? Da sollte ein Fluß sein, der westlich an Tollarp vorbeifließt. Oben in den Hügeln.«
    »Der Fluß fließt hinter der kleinen Hügelkette da drüben.«
    »Na, das ist gut zu wissen. Rauf aufs Pferd mit dir!«
    »Soll ich wirklich?«
    »Natürlich. Nun mach schon!«
    Das Mädchen unternahm einen Versuch, gab dann aber einem kläglichen Heulen auf. »Mir tut alles weh!« Sol mußte ihr

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