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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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hinaufhelfen. Der Schock hatte dem Kind allen Mut, alle Lebenskraft geraubt. Sie mußte im Damesitz reiten, alles andere hätte zu weh getan.
    Sol zog es vor, nebenher zu gehen und das Pferd zu führen. Mama Silje würde es nicht gern sehen, wenn sie mit Läusen nach Hause käme. Darin war Silje immer unbeschreiblich streng gewesen, und die Kinder hatten unendlich viele schmerzhafte Kuren durchmachen müssen, um unerwünschtes Ungeziefer wieder loszuwerden.
    Zum Glück lag der Fluß in anderer Richtung, als die Landsknechte gelaufen waren. Sie waren nach Tollarp abgehauen, erklärte das Mädchen - und dorthin zog es sie und Sol überhaupt nicht, weil sie bereits westlich des kleinen Dorfes waren.
    »Wie heißt du?« fragte Sol.
    »Meta.«
    »Wohnst du in der Nähe?«
    »Ja. Nein. Nicht mehr.«
    »Was soll das heißen?«
    Das Mädchen hob die Hand, um sich die Tränen abzutrocknen, und das führte dazu, daß sie unter den Augen dunkle Ringe bekam. »Ich wohne nirgends«, piepste sie. »Ich gehe die Straßen entlang und bettle um Almosen.« »Aber hast du denn keine Eltern? Gehörst du nicht zu irgend einem Hof?«
    »Nein, meine Mutter war Tormädchen. Sie ist dieses Frühjahr gestorben. Seitdem bin ich unterwegs und nicht mehr zu Hause gewesen.«
    Tormädchen? Ein feineres Wort für Hure, dachte Sol. »Aber du warst vorher selbstverständlich noch Jungfrau?« »Oh, ja. Meine Mutter wollte unbedingt, daß es mir nicht »o wie ihr ergehen würde.« »Und dann mußte dir das passieren!«
    »Die wußten, wer meine Mutter war, daß sie nicht verheiratet war«, sagte sie beschämt. »Die wollten es mir beibringen.«
    Sol biß die Zähne zusammen. »Ich hätte sie in Pflastersteine verwandeln sollen und sie ihre Gefühle behalten lassen. Dann konnten Menschen sie mit harten Schuhen in Stücke trampeln!« Meta blieb stumm.
    Vielleicht habe ich sie nun erschreckt, dachte Sol. Sie schaute zu dem Mädchen auf. »Es wird schon alles wieder gut«, sagte sie und preßte ein Lächeln hervor. »Aber wo hast du mit deiner Mutter gewohnt?«
    »Am Fluß. Wir sind auf dem Weg dahin.« »Gut.« Der Weg war ziemlich lang, selbst dann noch, als sie den Fluß erreicht hatten. Das Schluchzen ließ allmählich nach, dennoch klammerte sich ein immer noch kümmerliches und zutiefst unglückliches Mädchen an dem Pferd fest in ihrem Versuch, nicht auf ihrem Po zu sitzen.
    Endlich deutete Meta auf eine baufällige Kate, die Sol nicht gesehen hatte. Am ehesten glich sie einem Erdhügel. Sie bat das Mädchen, abzusteigen.
    Meta zögerte. »Ich glaube … wir sollten nicht hineingehen.« »Warum nicht?« »Ich… will nicht.«
    Dummes Zeug, dachte Sol. Du mußt doch ein Zuhause haben.
    Doch dies war nicht gerade der richtige Platz zum Wohnen, so richtig dunkel und düster, wie es hier war.
    Sie entdeckte eine Art Eingang und beugte sich vor, um hineinzugehen.
    Im finsteren Inneren der Hütte zuckte sie zusammen. Ein halbverwester Leichnam lag gleich vornan auf einem Bett.
    Um alles in der Welt, hatte sie noch nicht einmal die Mutter begraben können? dachte Sol entmutigt. Niemand, mit dem sie hätte reden, niemand, der ihr hätte helfen können. Nun ja, sie mußte mitnehmen, was sie brauchten, hier konnte das Kind nicht bleiben.
    Sie fand einen Kochtopf, einen brüchigen Topf ohne Henkel Dann ging sie wieder hinaus, und mit einem kräftigen Ruck an einigen Pfeilern brachte sie den gesamten Erdhügel über der Toten zum Einsturz.
    »So. Das ist jetzt ihr Grab. Friede sei mit ihr«, murmelte Sol und fabrizierte geschwind ein beschützendes Amulett, das sie auf den Erdhügel fallen ließ. So würden sie nicht vom Geist der Toten verfolgt werden. Sol betete eigentlich nie, doch dem Mädchens zuliebe fertigte sie ein Kreuz aus Weidengerten an. Sie selbst hatte nichts übrig dafür, was sie Aberglauben nannte.
    Meta weinte noch immer still und mutlos. Sie setzten ihren Weg am Fluß noch eine Stunde fort. Dann kamen sie an eine Stelle, wo der Fluß ruhig floß. Sol entfachte ein Feuer. Es war ein schöner Platz, etwas offen auf beiden Seiten des Flusses, so daß er sich zu einem kleinen Damm ausbreitete. Während das Wasser im Topf kochte, holte sie für das Mädchen etwas zu Essen heraus. Die Kleine stürzte sich derart darauf, das Sol sie bremsen mußte.
    »Du wirst noch krank, wenn du so schnell ißt«, warnte Sol Nach dem Essen erhob sich Sol. »So, du bist fertig, dann können wir anfangen.«
    Meta sah erstaunt auf. »Womit denn?«
    »Dich sauber zu

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