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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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wie sie in sich selbst und ihre eigenen Visionen waren.
    Sol gelobte sich, nie mehr an Experimenten dieser Art teilzunehmen! Die anderen hatten einen friedlichen Gesichtsausdruck. Sie hatten sicher nette, harmlose Vorfahren. Sie hatte die grotesken, schrecklichen Geschöpfe des Eisvolkes. Sie hatte sie einmal gesehen. Und das reichte. Noch einmal erschauerte sie. Dem bösen Geist des Eisvolkes noch einmal zu begegnen, wäre der Gipfel der Selbstquälerei. Dem würde sie sich nie mehr aussetzen! Sie setzte sich auf und legte Holz aufs Feuer nach. Was hatte sie gerettet? Was hatte die schreckliche Erscheinung vertrieben? Sei versuchte, zurückzudenken, jetzt jedoch lag alles undeutlich vor ihr. Etwas hatte an ihr gerüttelt, an ihr geschüttelt, aber es hatte keine Spur geholfen. Nein, da war etwas anderes…
    Konnte es Tengel gewesen ein? Sie hatte in ihrer Not nach ihm gerufen, aber er konnte doch wohl nicht… Doch, war nicht so etwas gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern. Liebe? War sie nicht von einer warmen, selbstlosen Liebe umgeben worden, die sich wie eine beschützende Decke über sie gebreitet hatte? Tengel - und Silje? Silje? Fähigkeiten?
    Nein, das war unmöglich. Silje hatte keine übersinnlichen Fähigkeiten.
    Aber der Eindruck der grenzenlosen Liebe der Stiefeltern hatte sich ihr eingeprägt.
    Innerlich fühlte sie warme, wunderbare Tränen.

8. KAPITEL
    Nachdem alle wieder richtig erwacht waren, unterhielten sie sich bis zum frühen Morgen. Am Ende mußte die Dunkelheit dem Morgengrauen weichen, über das Gras legte sich Tau, und die Vögel begannen wieder zu singen. Sol hatte vorgehabt, noch ein paar Tage bei ihnen zu bleiben, doch die Worte der einen alten Frau, daß sie nach Hause nach Norwegen mußte, hatten sie beunruhigt. Und außerdem wartete auch noch Meta auf sie. Für eine Weile hatte sie das Mädchen in der Tat vergessen. Sie mußte das arme Kind an einer sicheren Stelle unterbringen. Am besten auf Fulltofta.
    Und so würde sie Jacob Skille wiedertreffen. Darauf freute sie sich schon.
    Doch zuallererst wollte sie den Ritt auf den Blocksberg machen, von dem sie seit dem Verlassen Norwegens geträumt hatte. Alle Kräuter für die Salbe, mit deren Hilfe sie den langen Weg über Berg und Tal überwinden würde, waren eingesammelt und jetzt wollte sie keine Zeit mehr verlieren, denn auf diesen Augenblick hatte sie schon ihr ganzes Leben gewartet. Und würde sie zuerst Meta wieder einsammeln, dann hätte sie für den Blocksbergritt keine Zeit mehr. Zunächst wollte sie sich mit Jacob treffen, und danach mußte sie warten, bis sie wieder in Norwegen war. Das wollte sie nicht. Für dieses Unternehmen war es absolut notwendig, allein und ungestört zu sein. So wie jetzt.
    Meta konnte gern noch etwas warten. Sol hatte ihr gesagt, sie sei nach zwei, drei Tagen wieder zurück. Das würde sie schaffen.
    Eigentlich hätte sie ein schlechtes Gewissen haben müssen, weil sie das vergewaltigte Mädchen in einer einsamen Wildnis sich selbst überlassen hatte, doch Meta war seit dem Tod ihrer Mutter allein und sicher daran gewöhnt, dachte Sol sorglos.
    Sie nahm von ihren neugewonnenen Freunden herzlich Abschied und kehrte an den Ort zurück, an dem sie das Pferd angebunden hatte.
    Es war ein unglaublich öder Platz oben auf dem Linderödbergkamm. Von dort hatte sie meilenweit Überblick über die Landschaft. Weit, weit in der Ferne konnte sie ein paar Häuser erkennen, ansonsten war alles Wildnis. Ihre neuen Freude hatten Kurs nach Süden genommen, wo die alte Frau wohnte. Dort wollten sie ein paar Tage bleiben. Sol konnte sie noch als drei klitzekleine Punkte erkennen.
    Die drei alten Leute hatten sie gefragt, ob sie nicht mitkommen wolle. Doch als sie ihnen erklärte, daß sie den Nachtschatten ausprobieren wolle, hatten sie für ihren Wunsch nach Alleinsein volles Verständnis.
    »Bist du dazu imstande, nach dem, was du alles heute nacht erlebt hast?« hatte der Mann gefragt.
    »Schlimmer kann es wohl nicht mehr werden«, hatte Sol geantwortet.
    »Nein, schlimmer kann es nicht werden«, hatte die krank Frau gelacht. »Ganz im Gegenteil! Bist du wirklich noch nie zuvor dort gewesen? Dann kannst du dich ja noch darauf freuen!«
    »Ruh dich aber zuerst aus«, hatte ihr die alte Frau geraten. »Dann kannst du loslegen. Aber du mußt damit rechnen, daß der Ritt zum Blocksberg lange dauert.« »Wie lange?«
    »Das hängst ganz von deinem Ritt ab. Bei einigen dauert es länger, bei anderen geht es

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