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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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kann. Bosheit, Silje, haßerfüllte Bosheit, gegen unsere kleine Sol gerichtet. Und dennoch war es nicht wirklich. Sie wird doch wohl nicht etwa… Nein, ich habe keine Ahnung, was es war.« »Ist es jetzt vorbei?«
    »Ja. Ja, das glaube ich. Es fühlt sich weich und ruhig an. Der Widerstand ist fort.«
    »Der Widerstand?«
    »Ja. Da war eine Macht, eine schreckliche Kraft, gegen die sie ankämpfte. Ich glaube, Sol hat mit etwas Verbotenem und gefährlichem experimentiert.«
    »Der Zauberlehrling«, flüsterte Silje. »Ich habe ihr schon vor langer Zeit gesagt, daß sie vorsichtig sein muß.«
    Tengel legte sich wieder hin. »Sol ist nie vorsichtig gewesen, aber jetzt hatte sie Angst. Todesangst. Sie? Das hätte ich nie erwartet!«
    »Du weißt, was sie gemacht hat«, sagte Silje nachdenklich. Ich kann es fühlen.«
    Er legte seinen Arm unter ihren Kopf. »Ich weiß es nicht.
    Ich habe bloß einen Verdacht.«
    »Was für einen?«
    »Es gibt einen Zauberspruch… über den ich nur vage Gerüchte gehört habe. Über ein Gebräu, das aus bestimmten magischen Kräutern bereitet wird und das Halluzinationen hervorrufen kann. So, daß man seine Vorfahren sieht.« Silje drehte den Kopf und schaute ihn an. »Du meinst, daß sie das Eisvolk gesehen hat? Die Befallenen und Verdammten?«
    »Nein, natürlich hat sie sie nicht richtig gesehen! Aber sie selbst war darauf eingestellt, sie zu sehen, und dann hat sie daraus ihre eigenen Bilder geschaffen. Nur ihre Phantasie hat gearbeitet. Und Sol hat, wie du weißt, eine ganz lebhafte Phantasie.«
    Sie schwieg eine Weile. »Phantasiegespenster können uns genauso erschrecken wie wirkliche, das weiß ich. Aber warum glaubst du, daß sie gerade das erlebt hat?« fragte Silje mißtrauisch.
    Tengel zögerte. »Weil die Erscheinungen schemenhaft an mich weitergeleitet worden sind. Das heißt - eine einzige Erscheinung. Und wahrscheinlich hat das Mädchen eine makabre Phantasie!« »Du bist einmal zusammengezuckt.«
    »Bin ich das? Kein Wunder, etwas so Schreckliches habe ich noch nie gesehen. Er hat sie gehaßt, Silje. Mit einer tödlichen Stärke.«
    »Tengel der Böse?«
    Er zuckte gewaltig zusammen. »Sprich diesen Namen nicht aus, nicht hier!«
    »Aber dann hat also sie selbst sich vorgestellt, er würde sie hassen?«
    »So muß es gewesen sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    Es wurde still. Dann drückte er sie an sich.
    »Danke für die Hilfe übrigens!«
    »Hast du etwas davon gemerkt?« fragte sie überrascht. »Und wie! Ich glaube, gemeinsam haben wir Sol geholfen.« Das wies Silje entschieden zurück. Was für eine Idee, gerade sie… Sie seufzte tief, fast andächtig.
    Sol merkte, wie Friede sie durchströmte. Der Mann und die Frau legten sich wieder aufs Gras, immer noch erschreckt von den Ereignissen, deren Zeugen sie geworden waren. Die alte Frau war in ihre eigenen Erscheinungen versunken, und auch die beiden anderen kehrten schlaftrunken zu ihren zurück.
    Die grauenvolle Gestalt war in der Dunkelheit verschwunden. Die Erscheinungen gingen weiter, nun aber war Sol so erschöpft, daß sie sie kaum voneinander unterscheiden konnte. Diffus waren sie obendrein, und bald waren sie ganz vorbei.
    Sie hatte auch aus der Zeit vor Tengel dem Bösem vage ein paar Gestalten aufgeschnappt. Sie besaßen ein fremdartiges Aussehen. Einmal hatte sie einen Menschen auf der Wanderung über die schneebedeckten Ebenen erahnt. Etwas sagte ihr, daß die alten Vorfahren von weither gekommen waren, bevor sie sich nach einer unbekannten Völkerwanderung in Norwegen niedergelassen hatten. Sie erinnerte sich der Worte der alten Frau über die Schwenderfinnen aus dem Osten.
    Die Vorfahren von Tengel dem Bösen konnten Wanderer von einem mittlerweile ausgestorbenen Volksschlag von weit, weit aus dem Osten gewesen sein - mit besonderen, übernatürlichen Fähigkeiten. Ausgestorben - abgesehen von Sol und ihrer Familie.
    Liv, Are und sie selbst. Sie waren in der Lage, die Anlagen weiterzugeben.
    Selbst würde sie ihr Bestes geben, dachte sie. Das hatte sie Hanna versprochen. Aber damit eilte es nicht. Zuerst wollte sie leben!
    Das Eisvolk? Konnte es eine dritte Erklärung für diesen Namen geben? Daß es ein Volk war, das vor Jahrhunderten über Eis und Schnee gewandert war?
    Das war nicht unmöglich.
    Mit einem Mal stellte sie fest, daß sie wach war. Es bereits seit einiger Zeit war. Allein im Wald bei dem sterbenden Feuer, ja, denn sie anderen drei konnte sie kaum mitzählen, so vertieft

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