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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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betrübt. »Willst du mich nicht, Liv? Ist es das, was du sagen willst?«
    Sie war so sehr in die Enge getrieben, daß sie in krampfhaftes Weinen ausbrach.
    »Es gibt wohl… nichts auf der Welt… daß ich lieber möchte. Aber er hat mich getötet. Er hat alles getötet … in mir.« Dag schlang die Arme um sie. »Komm, Liv«, sagte er sanft. Er drehte sich zu den anderen um. »Ich nehme Liv mit, damit wir unter vier Augen miteinander reden können.« Sie nickten.
    Liv und Dag gingen in das Zimmer nebenan. »Sol hat mir erzählt, was Laurents dir angetan hat. Er hat deine Fähigkeit getötet, deine sinnliche Liebe zu zeigen. Ich akzeptiere das, Liv. Ich akzeptiere, daß du dich wahrscheinlich dagegen sträuben wirst. Oder total passiv sein wirst.«
    Sie war noch immer sehr aufgeregt., Aber das ist dir gegenüber nicht richtig, Dag.«
    Er lächelte zärtlich. »Laß uns sagen, ich nehme es als Herausforderung. Denn ich weiß, wieviel Glut und Wärme du in dir hast. Gib mir eine Chance, Liv, sie wieder zum Leben zu erwecken. Und wenn es Jahre dauert.« Sie lächelte schluchzend und lehnte den Kopf an seine Wange. »Ich halte es keinen Tag länger mehr allein mit meinen Gedanken aus. Ich brauche deine Nähe so grenzenlos.«
    »Das ist doch genau das, was wir alle dir schon seit langem zu sagen versuchen.«
    »Aber ich kann doch nicht so egoistisch sein! Wenn ich vielleicht nie wieder wie früher werde.«
    »Liv, hör mir zu …«
    Draußen in der großen Stube seufzte Silje.
    »Ich bin außer mir vor Sorge. Unsere beiden Mädchen haben es so schwer. Es ist so schrecklich, nichts tun zu können.«
    Are holte tief Luft und erhob sich. »Ich reite morgen nach Oslo und versuche, Sol aufzustöbern.«
    »Nein, nicht du«, sagte Tengel. »Du wirst hier gebraucht. Aber genau das wollte ich gerade selber vorzuschlagen.« Im gleichen Augenblick traten Liv und Dag wieder ein. Hand in Hand. »Wir versuchen es!« sagte Dag.
    Liv sagte nichts. Doch in ihren Augen lag ein kleines, scheues leuchten, und das freute alle grenzenlos. Tengel jedoch fand keine Spur von Sol.
    Bis er durch einen Zufall von einer Hexe mit Katzenaugen erfuhr, die von der letzten Fahrt ihres sündigen Lebens zum Scheiterhaufen entkommen war.
    Tengel zuckte zusammen, wagte jedoch nicht, viel weiter nachzufragen. Inzwischen war klar, daß dieser Hexe die Flucht gelungen war. Und nun war sie wie vom Erdboden verschluckt. Und das war für ihn schwer genug zu verkraften.
    Es gab nicht viele Spuren, denen er nachgehen konnte. Doch es könnten Spuren von Sol gewesen sein.
    Tengel wünschte ihr von ganzem Herzen alles Gute. Dann ritt er wieder nach Hause. Nach Hause zu den Sorgen, die sie dort hatten.
    Es war vor allem Dag, der Probleme hatte - mit der Holzhandlung. Er war bitter enttäuscht über alles und jeden. Er hatte es so gut gemeint, hatte für die Arbeiter und die, die mit dem Holz kamen, Bedingungen ausgehandelt. Aber was war passiert? Andere Bauern hatten von seinen Entscheidungen gehört und kamen mit ihrem Holzfuhren, um sie für einen anständigen Preis zu verkaufen. Er konnte sie nicht berücksichtigen, sie mußten zu ihrem vorherigen Sägewerk zurückkehren, und die Eigner der Sägewerke waren rasend vor, Wut auf Dag. Er fiel bei ihnen in Ungnade, die Arbeiter standen Schlange, um bei ihm Anstellung zu finden, und die Obrigkeit wollte von Kritik nichts hören, wenn es um die hohen Steuern ging.
    Der junge Dag mußte schnell und schmerzvoll lernen, daß es nicht so einfach war, etwas für die untere Gesellschaftsschicht zu tun.
    Und zu Hause auf Lindenallee lief Meta wie ein ergebener Hund hinter Are her. Sie begleitete ihn beim Herbstpflügen und beim Kalben, und draußen auf dem Hof harkte sie mit ihm Laub zusammen, genauso gewissenhaft, als bestünde das Laub aus wertvollen Küken.
    Are seufzte oft über einen solchen Willen zur Zusammenarbeit. Er schalt sie jedoch nie mehr aus. Es machte Sol Spaß, in Klaus' primitivem Haus zu wohnen - eine Zeitlang. Sol und er hatten nicht viel gemeinsam, abgesehen von den Nächten, aber ihr gefiel es, all dem alten Krempel aufzuräumen und das Haus für Klaus gemütlich herzurichten.
    Tagsüber war er draußen, fischte und pflückte gefrorene Preiselbeeren. Zum Leben hatten sie nicht viel, doch sie kamen über die Runden.
    Sol jedoch wußte, daß das nicht lange so weitergehen konnte. Klaus war jetzt glücklich, doch bald würden Reue und Zukunftsängste auftreten. Und Sol war nicht die Geduldigste auf der Welt.

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