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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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geworfen haben.«
    Er ließ seinen Fuß mit einem dumpfen Laut auf den Boden fallen. »Das darf nicht geschehen!« sagte er scharf. Silje hielt beim Entkleiden inne, das Kleid halb über den Kopf gezogen. »Warum nicht?« fragte sie und lugte unter dem Stoff hervor. »Ich finde, sie wären ein zauberhaft schönes Paar, die beiden jungen Leute.«
    »Aber verstehst du denn nicht? Sie sind beide vom Stamm des Eisvolks!«
    Endlich hatte Silje sich des Kleides entledigt. Sie schlüpfte am Fußende ins Bett und kroch unter den Fellen hindurch zum Kopfende. »Ja, aber überleg doch mal, Tengel! Ich glaube, das böse Erbe ist dabei, auszusterben. Du und Sol, ihr wart die letzten, und ihr hattet vor allem Gutes in euch. Du wirst sehen, es löst sich langsam auf und verschwindet.« »Nein, Silje, wir können es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Tarald ist mein Enkelkind, und ich bin von diesem unglückseligen Vermächtnis betroffen. Sunniva ist Sols Tochter - und sie ist auch das Enkelkind meiner Schwester! Das geht nicht, das ist eine lebensgefährliche Kombination!« »Na ja«, sagte Silje einlenkend und legte ihre Arme zurecht, damit er seinen Kopf darauf betten konnte. »Aber eine kleine Liebesaffäre dürfen sie doch wohl miteinander haben? Keiner sagt, daß sie heiraten und Kinder in die Welt setzen sollen.«
    »Willst du deine Hand dafür ins Feuer legen, daß sie das nicht tun, wenn sie sich ernsthaft ineinander verlieben? Vielleicht sollten wir einen von beiden fortschicken?«
    »Aber auf keinen Fall Sunniva. Sie kommt draußen in der Welt nicht zurecht.«
    »Und ich glaube nicht, daß Liv oder Charlotte Tarald jemals gehen lassen würden. Er ist noch zu weich und unreif Nun, wir müssen wohl abwarten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Silje blieb hartnäckig. »Ich glaube wirklich, daß du zu schwarz siehst. Das böse Erbe hat seine Macht verloren. Sieh doch uns beide an! Wir haben zwei Kinder, die beide vollkommen normal sind. Sol hat eine normale Tochter geboren. Wir haben sechs Enkelkinder, wenn wir Sunniva mitrechnen. Um keines von ihnen ist von dem Vermächtnis betroffen.«
    »Na…«, sagte Tengel, »da wäre ich mir nicht so sicher.« Sie richtete sich halb auf. »Was willst du damit sagen?« »Ich weiß nicht, Silje. Aber ich habe etwas gesehen. Etwas Beunruhigendes. Einen Schimmer von Katzengelb hier und da…« »Was sagst du da? Bei wem?«
    »Nein, das möchte ich nicht sagen. Es ist so vage. Aber es kann wieder ausbrechen, irgendwann. Oder es verschwindet wieder.«
    Silje sank in die Kissen zurück und starrte an die Decke. Die hätte eine Ausbesserung nötig, fiel ihr auf, da war ein dunkle: Streifen von Feuchtigkeit an zwei Eckpfeilern zu sehen. Wer? Wer von den sechs? Ein gelber Schimmer in den Augen… Nein, sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wer das sein sollte.
    Sunniva? Die bescheidene, stille und melancholische Sunniva. Wie eine kleine Maus hielt sie sich im Hintergrund, trotz ihrer blühenden Schönheit.
    Tarald? Prächtig anzusehen wie ein junger Gott, aber noch unsicher und ungeschickt in seinem Gebaren, mit den scharfen Zügen derer von Meiden und den dunklen Augen der Eisvolk-Sippe. Tarald hatte unausgegorene Zukunftspläne, Gutsherr wollte er sein und nichts anderes, und er ließ sich von Jacob Skille und Are beraten, mit denen er ausgezeichnet zusammenarbeitete.
    Ja, doch, die Führung eines Gutsbetriebes wäre zweifellos das Beste für Tarald, dachte Silje und erinnerte sich voller Unbehagen an die schweren Jahre, als sie sich mit dem Holzhandel in Oslo herumplagen mußten. Dag und Liv hatten das Geschäft verkauft, es war zu beschwerlich geworden, und Tarald zeigte weder Talent noch Interesse dafür. Dag hatte seine Aufgabe als Amtsrichter, Are war mit Lindenallee voll ausgelastet, und Liv hatte die Kinder großziehen müssen. Außerdem war niemand in der Familie ein Kaufmann - und alle Steuern und Abgaben und Zehnten, die an die Krone abzuführen waren, ärgerten sie rasend. Als sie endlich das ganze »Gelumpe«, wie Cecilie es nannte, abgestoßen hatten, atmeten alle erleichtert auf.. Aber sie hatten eine hübsche Summe bei der ganzen Sache verdient, so daß sie ein gutes Polster hatten. Nein, jetzt hatte sie den Faden verloren… wo war sie doch gerade stehengeblieben? Tarald… Nein, er konnte es nicht sein. Er hatte nicht genug Feuer in sich.
    Cecilie allerdings hatte dieses Feuer, aber auf sie traf der Verdacht womöglich noch weniger zu. Zwar konnte

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