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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Tarjei hatte sich nun mal auf die Sauberkeit versteift. Yrja hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Sie traute sich nicht, etwas zu dem Thema zu sagen.
    »Du, Tarjei«, sagte Tengel, als sie auf die nahezu menschenleeren Gebäude von Lindenallee zugingen. »Ich habe mir das überlegt mit dem Trinken. Was ist mit Bier? Meinst du, es ist sauberer als Wasser?«
    »Bier? Das weiß ich wirklich nicht«, sagte der Junge unsicher. »Aber Branntwein müßte sauber sein.«
    »Wir können doch nicht an die ganze Gemeinde Branntwein ausschenken!« sagte Tengel und lachte.
    »Warum nicht? Wenn es notwendig ist? Aber ich habe etwas entdeckt, was das Wasser angeht«, sagte Tarjei nachdenklich. »Das war, als ich einmal richtig schmutziges Wasser gekocht habe. Hinterher war es fast völlig rein.«
    Tengel nickte. »Ich habe genau an dasselbe gedacht. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber wenn du den Leuten die Wahl läßt zwischen Branntwein und abgekochtem Wasser, dann weiß ich auf jeden Fall, wofür sich die alten Knaben entscheiden!«
    Er trommelte das Dienstpersonal zusammen und informierte sie darüber, was geschehen war. Sie mußten sich entscheiden, ob sie auf dem Hof bleiben oder nach Hause heimkehren wollten, wo sie dann aber bleiben mußten, bis die Kirchenglocken jubelnd verkündeten, daß die Pest ausgestanden war.
    Wieviel Zeit bis dahin verstreichen würde, wußte niemand. Die meisten liefen ängstlich heim, aber einige wenige, die kein anderes Zuhause hatten als Lindenallee, blieben getreu dort, um ihre geliebte Frau Silje und die übrige Herrschaft zu versorgen. Als Klaus angekommen war und seine Fracht abgesetzt hatte, humpelte er mit entsetzten Augen heimwärts zu seiner Kate im Wald, schloß sich und Rosa und die halbwüchsigen Kinder ein und verbarrikadierte die Tür mit allem, was er finden konnte. Dann hockte er sich auf sein Bett und kaute an den Fingernägeln, während er die Tür anstarrte, als ob er fürchtete, die Pest höchstpersönlich könnte durch das Schlüsselloch gekrochen kommen. Aber immerhin zeigte er auf diese Weise Verantwortung für seine Familie.
    Da hatten Tengel, Tarjei und Yrja schon längst alles zusammengesucht, was sie brauchten, hatten Verhaltensmaßregeln gegeben und waren die Lindenallee hinab weitergezogen. Tengel sah, wie Silje und die anderen aus Grästensholm eintrafen, aber er machte nicht kehrt, um ihnen zur Hand zu gehen.
    Sie begannen ihre Arbeit auf dem Pfarrhof. Sie baten den Pastor, zu allen Höfen der Gemeinde einen Mann zu entsenden, mit der Nachricht, sich zu isolieren, gründlich zu waschen und das Trinkwasser abzukochen. Die Pestglocke durfte er jedoch nichtläuten, denn Tengel wußte aus Erfahrung, daß dies meist dazu führte, daß die Leute von Hof zu Hof liefen, um Neuigkeiten auszutauschen.
    Sie baten um eine Hütte, in der sie wohnen konnten, wo sie auch ihre Medikamente aufbewahren konnten. Der Pastor war überhaupt nicht begeistert davon, daß sein Anwesen zu einem Treffpunkt werden sollte, aber er konnte es ihnen auch schlecht abschlagen. Es war genau so, wie Tengel sagte: Der Pastor hatte ihn schließlich um Hilfe gebeten. Der erste, den sie sich vornahmen, war der Leibdiener des Pastors.
    Ja, doch, er war auf einem der Höfe gewesen, wo es kranke Menschen gab, vor ein paar Tagen.
    Tengel gab ihm einen Kräutersud zu trinken und dieselben Ermahnungen auf den Weg, die auch der Pastor erhalten hatte. Tengel grinste ein wenig bissig hinter seinem Tuch, das er sich um die untere Gesichtshälfte gebunden hatte. Er und Yrja hatten sich die Worte des Jungen zu Herzen genommen. Sie wuschen sich gründlich, nachdem sie Kontakt mit dem Mann gehabt hatten, und sie verbrannten seine verseuchten Kleider. Sie versprachen, am Abend wiederzukommen. Sie erlaubten ihm keine Besuche, kein Essen, nur das abgekochte Wasser, das Yrja mitgebracht hatte. »Soll ich etwa hier liegen und mutterseelenallein sterben?« Tengels Augen lächelten ihn beruhigend an. »Du wirst nicht sterben. Du bist nicht sehr schwer krank, und du wirst es schaffen. Du mußt nur tun, was wir sagen.«
    »Und nicht die Finger in den Mund stecken«, sagte Tarjei. »Was? Wieso denn nicht?«
    »Weil die Blutseuche sich an ungewaschene Finger heftet« sagte Tarjei, und sogar Tengel sah ihn verwundert an. Was hatte dieser Junge nur für einen scharfen Verstand! Der Mann starrte entsetzt auf seine Fingerspitzen. »Und im übrigen wird dein Herr sicher zu dir kommen und mit dir beten«, sagte Tengel

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