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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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geübt, bis es klappte.«
    Cecilie drehte sich zu den anderen um. Sie seufzte. »Wißt ihr, manchmal kommt es mir vor, als ob ich schon einmal gelebt hätte. Das ist ein erschreckendes und gleichzeitig verhextes Gefühl.«
    Dag und Liv sahen sich an. Sie hatten Sols letzte Worte von Are gehört: Ich habe das Gefühl, daß ich wiederkommen werde. Als eine neue und nettere Ausgabe meiner selbst. Cecilie wußte natürlich, daß sie Sol sehr ähnlich sah. Aber die Worte hatte sie niemals gehört. Dag und Liv waren nicht sicher gewesen, wie sie sie aufnehmen würde. Cecilie sollte sie selbst sein dürfen. Sich nicht als eine andere Person fühlen müssen, die »zurückgekehrt« war.
    »Sie hat sich bewegt!« schrie Kolgrim. »Schau, Tante Cecilie, die Schüssel hat sich bewegt!«
    »He, du hast geschummelt, du kleines Schlitzohr!« »Nein, hab ich gar nicht!«
    »Doch, das hast du! Glaubst du etwa, ich hätte deinen Arm nicht aus den Augenwinkeln gesehen? Na los, Kolgrim! Wollen wir nach draußen gehen und Spaß haben und uns etwas beinahe Verbotenes ausdenken?« »Ja!« rief der Junge. »Mama, anziehen!«
    Yrja half ihm beim Anziehen, dankbar, daß Cecilie ihr den Jungen abnahm. Yrjas eigenes Kind konnte jetzt jeden Tag geboren werden, und es erschöpfte sie sehr, auf Kolgrim aufzupassen. Und Liv steckte mitten in den Weihnachtsvorbereitungen. Alle waren vollauf beschäftigt.
    Am Tag vor Heiligabend mußte die Hebamme gerufen werden.
    Cecilie schimpfte mit ihrem Bruder: »Hättest du das zeitlich nicht ein bißchen besser planen können, Tarald? Wer hat denn Zeit zum Kinderkriegen, wenn alle damit beschäftigt sind, Kerzen zu gießen und Würste zu stopfen?«
    »Es ist alles seit langem vorbereitet, Cecilie«, sagte Liv. »Nun mach Tarald nicht noch nervöser, als er schon ist! Vergiß nicht, daß er schlimme Erinnerungen hat, was Geburten hier im Haus angeht!«
    »Na, schließlich hat er damals die Schmerzen nicht aushalten müssen! Er hat sein Vergnügen gehabt, und das wars.«
    »Es gibt auch seelische Schmerzen, Cecilie. Sei nicht so zynisch!«
    »Glaubt Ihr, ich würde den Ernst dahinter nicht erkennen?« sagte Cecilie wehmütig. Dann rief sie munter: »Wo ist mein kleines Ungeheuer?«
    Kolgrim tauchte aus dem Nichts auf und rammte seine Lieblingstante.
    »Na los, du kleiner Troll, jetzt gehen wir nach draußen, wir beiden«, sagte Cecilie. »Ich glaube, hier sind wir keine große Hilfe. Mama Yrja wird dir einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester schenken, was sagst du dazu?«
    Kolgrim packte ein Messer, das auf dem Tisch lag, und stach damit immer wieder auf ein imaginäres Baby ein. Seine Augen funkelten vor Lust.
    »Also wirklich, mein Lieber«, sagte Cecilie ungerührt. »Wenn du das mit dem neuen Kind machst, kann ich dich nicht mitnehmen zum großen Fest der Trolle. Denn da, verstehst du, kommt es darauf an, daß man seinen kleinen Geschwistern nichts Böses angetan hat. Auf dem Fest nämlich erscheint der große, schreckliche Troll, der tausendmal größer ist als ganz Grästensholm, und der sagt: Habt ihr alle auch richtig gute Streiche gespielt?, und alle kleinen Trolle sagen Ja. Und dann fragt er: Wart ihr denn auch alle ganz lieb zu denen, die kleiner sind als ihr? Das ist nämlich ungeheuer wichtig für Trolle, mußt du wissen.«
    Kolgrim nickte mit großen Augen. Er war so fasziniert, daß er den Mund zu schließen vergaß und eine Menge Luft schluckte, und das bekam ihm nicht sehr gut.
    Cecilie fuhr fort: »Und dann sagen alle Ja, aber der Riesentroll schaut sich um, und dann sagt er: Aber Kolgrim war nicht lieb zu seinem kleinen Bruder - oder zu seiner kleiner Schwester, wir werden sehen -, und dann zeigt er auf dich und sagt: Fort von hier! Fort! Wir wollen dich nie wieder hier sehen, denn du bist kein richtiger Troll. Du warst böse zu kleineren Kindern, deswegen darfst du nie wieder hierher kommen! Und dann jagen alle Trolle dich raus. Willst du das etwa, Kolgrim?«
    Er schüttelte heftig den Kopf, stumm nach dieser Schilderung.
    »Willst du also immer noch böse zu dem neuen Kind sein?« »Nein, ganz bestimmt nicht! Wann gehen wir zu den Trollen?«
    »Du mußt erst noch ein bißchen wachsen. Wenn du mit dem Kopf an diesen Schild hier oben heranreichst, dann gehen wir dort hin, du und ich.«
    Kolgrim maß den Abstand bis zum Schild mit den Augen. Seine Blicke, die durch den Raum schweiften, sprachen eine deutliche Sprache. Konnte er vielleicht einen Stuhl darunter steilen? Damit es etwas

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