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Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht

Titel: Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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zu antworten.
    Schließlich, als sie entspannt über einem Spiel saßen, das sie etwas unkonzentriert verfolgten, weil sie ziemlich viel Wein getrunken hatten, sagte Alexander:
    »Cecilie, was diesen nächtlichen Besuch angeht - und die Fieberanfälle, die du dir hast einfallen lassen… Wir sind dir riesig dankbar, mein Freund und ich.«
    »Das war das mindeste, was ich tun konnte, wo du doch immer so nett zu mir gewesen bist«, sagte sie nonchalant. Dann wurde sie ein wenig ernster. »Ich will nicht aufdringlich sein und dich fragen, warum der König dich in Ungnaden entlassen sollte, aber ich frage trotzdem. Du brauchst nicht zu antworten. Ich vermute dahinter eine Verschwörung gegen den König. Und das wäre ja wirklich eine schrecklich ernste Sache!«
    Alexanders schöne, kräftige Hand ließ den Spielstein auf den Tisch fallen. Er starrte sie eine ganze Weile an.
    »Verschwörung gegen Christian? Bist du von Sinnen?« Sie war verwirrt. »Oder stehst du etwa in ausländischen Diensten? Und spionierst hier? Du bist ja schließlich selbst ein Ausländer, nicht wahr?«
    Es verschlug ihm die Sprache. Schließlich brachte er hervor:
    »Nein, ich bin kein Ausländer. Meine Familie war schon dänisch, lange bevor ich geboren wurde.« Cecilie schwieg.
    Nach einem langen, bestürzten Schweigen stöhnte er auf und legte den Kopf in die Hände, die Ellbogen auf den Spieltisch gestützt.
    »Gütiger Gott!«, flüsterte er. »Willst du damit sagen, daß du nicht begreifst? Daß du es nicht gewußt hast?« »Gewußt? Was denn?«
    Alexander sah zu ihr auf. Sein faszinierendes Gesicht hatte einen gequälten, verzweifelten Ausdruck. »Aber Cecilie! Kleine, treuherzige Cecilie aus der norwegischen Provinz! Liebe Freundin, wie habe ich dich nur behandelt? Ich habe geglaubt, du weißt es! Du hast doch den jungen Hans ein paarmal hier gesehen, und weil du nichts gesagt hast, dachte ich, es ist alles klar. Aber mein liebes, unschuldiges Kind!« Cecilie waren die Tränen in die Augen gestiegen. »Was ist los, Alexander? Ich mache mir solche Vorwürfe, wenn du so unglücklich aussiehst. Ist er… ist er vielleicht dein Sohn?«, sagte sie leise.
    Wieder war Alexander entgeistert, aber auch ein wenig pikiert. »Mein Sohn? Jetzt hör aber auf! Das war ja fast schon eine Beleidigung. Was glaubst du eigentlich, wie alt ich…«
    »Nein, nein, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, was so schrecklich und so geheimnisvoll sein soll, daß der König dich deswegen vom Hofe jagt. Nein, vergib mir, ich werde nicht weiter fragen.«
    Er war verstummt, betrachtete sie nur vollkommen gedankenverloren.
    »Sag mir, Cecilie, was empfindest du für mich? Nein, sag es nicht, ich will es nicht wissen! Gütiger Himmel, was habe ich dir nur angetan, mein liebes Kind?« »Du? Du bist immer gut zu mir gewesen.«
    »Nein! Ich habe dich ausgenutzt. Habe mit deiner Freundschaft gespielt, mit heiligen Gefühlen. Ich hoffe bei Gott, daß ich dich nicht allzu sehr verletzt habe, ich hoffe, ich habe nicht etwas Edles in dir besudelt. Aber in dieser Atmosphäre der Dekadenz hier konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als daß du Bescheid weißt. Ich habe nicht verstanden, wie rein und unverdorben du bist. Nein, frage mich nicht, Cecilie, ich schäme mich so unsagbar vor deiner Reinheit. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, daß ich ein heimliches Laster habe, und daß mir viele hier am Hof feindlich gesonnen sind. Man verdächtigt mich einer bestimmten Sache, aber niemand kann Beweise vorbringen. Ich genieße die Gunst des Königs - aber wenn man ihm Beweise bringt, bin ich erledigt. Sofort! Und jetzt, Cecilie, müssen unsere Wege sich trennen. Für alle Zeit. Ich bin dankbar dafür, daß du Fredriksborg jetzt verläßt und mich los bist. Die Freundschaft mit dir war meine Stärke. Aber möge Gott verhüten, daß jemals mehr daraus wird als Freundschaft! So böse will ich dir nicht mitspielen.«
    Cecilie war aufgestanden, benommen und unglücklich. Sie verstand nicht, wollte sich nicht von ihrem besten Freund trennen. Aber er blieb unerbittlich.
    Dann hatte sie Fredriksborg verlassen, aber ihre neue Herrin, Ellen Marsvin, war nicht viel gnädiger als ihre Vorgängerin. Daß die Hofmeisterin mitkam, machte die Sache nicht besser.
    Sie sah Alexander Paladin nicht wieder, und kurz darauf erhielt sie die Erlaubnis, zu ihrem ersten Besuch nach Norwegen heimzufahren. Aber sie vermißte ihn schrecklich. Auf der Fahrt von Oslo nach Grästensholm hatte sie es dann

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