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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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mit ihm, aber dennoch konnte sie es nicht unterlassen, Alexander eine Frage zu stellen: »Wie konnte dich Hans seinetwegen verlassen?« murmelte sie zwischen den Zähnen hervor.
    »Geld«, antwortete ihr frischangetrauter Ehemann genauso leise. »Ein ganzes Schloß als Geschenk.«
    Dann war es also ein vermögender Mann, dachte sie. Dann war es um ihn nicht allzu schade. Das war zwar etwas inkonsequent gedacht, da auch Alexander gut situiert war.
    Aber sie war auf den Fremden nicht gut zu sprechen, der ihren Mann vollkommen unnötigerweise verraten hatte. Sowohl Hans als auch des Fremden Sache waren bereits verhandelt worden. Dieser Tag galt Alexander von Paladin, den der Mann bei seinem Fall mitzuziehen versuchte. Alexander hatte Cecilie erklärt, daß Hans sich auf seine Jugend berufen hatte, daß er von dem älteren Mann gelockt und verführt worden sei.
    Nicht sehr hübsch von dem auf diesem Gebiet so durchtriebenen Jüngling - aber vielleicht ganz menschlich. »Möchtest du Hans gern retten?« flüsterte sie. Alexanders Gesicht war schmerzerfüllt. »Das kann ich nicht. Aber ich will es so einzurichten versuchen, daß er nicht den Kopf einbüßt. Denn er war ja mir gegenüber loyal, indem er behauptet hat, er habe nur geprahlt, als er dem Mann von mir erzählt hat.«
    Oder um es deutlicher auszudrücken, dachte Cecilie: Hans versucht verzweifelt, jetzt ans rettende Ufer zu gelangen, seine eigene Haut zu retten.
    Doch sie nickte bloß. Sie hatte Todesangst, daß Alexander vor ihr verhört werden würde. Sie bat den Amtsrichter, zuerst aussagen zu dürfen - sie habe wichtige Dinge vorzutragen. Um diesen Gefallen konnte sie bitten, weil der Richter ihren Vater, den Amtsrichter Dag von Meiden aus Norwegen kannte, sehr gut kannte. Cecilie war unbescheiden genug gewesen, die Verwandtschaft anzuführen. Ob der Richter ihrem Wunsch stattgeben würde, wußte sie nicht.
    Wenn Alexander zuerst an die Reihe käme, dann würde er in die Katastrophe schliddern. Er konnte keinen Meineid schwören - und er würde mit aller Sicherheit die Schuld dafür auf sich nehmen, daß Hans ins Verderben gerissen wurde. Das durfte nicht geschehen!
    Ängstlich hörte sie den Aussagen eines Zeugen nach dem anderen zu. Einige sprachen sich für Alexander von Paladin aus - er sei ein richtiger Mann und ein großer Kriegsstratege. Als ob Letzteres bei der Sache von irgendeiner Bedeutung wäre. Andere - einige wenige - fanden, er habe sich mehrmals verdächtig benommen. Einige hatten Hans Barth morgens sein Haus verlassen sehen, und Cecilie verfluchte die Arroganz des jungen Mannes. Sie stand voll und ganz auf der Seite ihres Mannes.
    Dann trat eine Hofdame auf, die ihr früher nicht sonderlich aufgefallen war, und hob Alexanders hingebungsvolle, langjährige Freundschaft zu Cecilie hervor. Sie hätte aufspringen und diese unscheinbare Hofdame umarmen mögen und beschloß, ihr zukünftig auf jede erdenkliche Weise ihre Dankbarkeit zu erweisen.
    Alexanders Diener sprach in herzlichen Worten von seinem Herrn und verneinte mit Bestimmtheit, daß er irgendwelche abweichenden Tendenzen habe. Du begehst Meineid, dachte Cecilie. Denn der Diener mußte es wissen. Auch er betonte die lange Freundschaft mit seiner frischangetrauten Ehefrau.
    Ein Herr vom Hofe erklärte, er habe in Gabrielshus am Morgen des vorangegangenen Tages an der Prozession ins Brautgemach teilgenommen, und er könne bezeugen, daß Frau Cecilie als Jungfrau dorthin geführt worden war und daß die Ehe in der Nacht vollzogen worden sei.
    Das waren schwerwiegende Worte. Und plötzlich war die Reihe an Cecilie. Vor Alexander!
    Danke, lieber Gott, dachte sie, als sie benommen im Zeugenstand Platz nahm. Oder besser gesagt: Danke, lieber Amtsrichter!
    Sie mußte ihren Namen nennen, sie schwor den Eid mit der Hand auf der Bibel, ohne zu erröten, und dann fragte der Richter, wie lange sie Alexander von Paladin kenne. »Viereinhalb Jahre, Euer Ehren«, antwortete sie und hoffte, daß er mit diesem Titel angesprochen werden wollte.
    »Und wie lange hat er Euch seine Aufwartung gemacht?« »Wir sind seit viereinhalb Jahren gute Freunde. Seine Aufwartung machte er mir fast genauso lange, ohne daß ich den Zeitraum genau benennen kann. Dergleichen wächst oft Schritt für Schritt.«
    »Warum hat er nicht schon früher um Eure Hand angehalten?«
    »Wir haben oft darüber gesprochen«, log Cecilie frisch von der Leber weg. »Doch ich wollte zuerst nach Hause fahren, um meine Eltern vorzubereiten,

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