Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
Angst, das er aufgehört haben könnte zu atmen.
    Einmal drehten sie sich um und blickten zurück. »Wir dürfen ihn trotzallem nicht verurteilen«, sagte Kaleb nachdenklich.
    »Nein«, murmelten die anderen zustimmend. »Das dürfen wir nicht. Nicht so hart jedenfalls.«
    Hoch über ihnen ragte der schroffe Felsen empor. An seinem Fuß befand sich nun ein Weines Grab. Einsam und allein würde Kolgrim hier ruhen.
    Aber so einsam vielleicht doch nicht? Unten zwischen den Häusern gab es viele unsichtbare Gräber. Und das Tal des Eisvolks hatte einen eigenen Friedhof… Kolgrim ruhte zwischen all seinen Ahnen aus vielen Jahrhunderten.
    Plötzlich stürzte eine Windböe herab, und ein wirbelnder Schneevorhang hüllte die Felsnase ein und verbarg sie. Sie drehten sich wieder um und setzten ihre schwere Wanderung fort.

8. KAPITEL
    Ziemlich rasch fanden sie den Weg heraus aus dem Tal des Eisvolks, und am Morgen, als der Fluß wegen des Nachtfrostes niedrig stand, passierten sie den Tunnel unter dem Gletscher. Langsam und vorsichtig und fast ohne ein Wort bugsierten sie die Trage hindurch. Draußen stießen sie auf Kolgrims Pferd. Das erleichterte ihnen den Transport. Stumm wanderten sie über die weite Hochebene, suchten einige Zeit, bis sie den Weg hinab ins Tal fanden, und als sie wieder bei ihren eigenen Pferden angelangt waren, bauten sie eine neue, bessere Trage und befestigten sie zwischen zwei Pferden, auf den sie ritten.
    Auf diese Weise zogen sie Tag um Tag den unendlich langen Weg zurück, oft ohne zu wissen, ob Tarjei noch lebte oder schon tot war. Wenn sie auf heilkundige Menschen trafen und um Hilfe baten, erhielten sie als Antwort nur ein Kopfschütteln. Keiner konnte etwas tun. Niemals zuvor hatten sie sich so niedergeschlagen und hilflos gefühlt! Drei einfache Männer aus dem Volk - und ein lebensgefährlich verletzter, großartiger junger Mann. Viele, viele Tage später, in strömendem Regen, bogen sie in Tengels und Siljes Lindenallee ein.
    Die Bestürzung und Trauer, die ihnen entgegenschlug, als sie den Hof erreichten, war unbeschreiblich. Are schickte unverzüglich nach dem Bader, und Ares ganze Familie sowie Liv und Dag saßen wie versteinert an Tarjeis Krankenlager.
    Damit hatten sie in ihren schlimmsten Albträumen nicht gerechnet! Tarjei - ihre Hoffnung, ihre Stütze, das herausragendste, leuchtendste Mitglied ihrer Familie. Tarald schloß sich ein, wollte mit niemandem sprechen. Und die anderen konnten ihn verstehen. Es war sein Sohn, der dies alles verschuldet hatte, und dieser Sohn war nun tot. Sie konnten nur ahnen, was er empfinden mochte. Yrja teilte sich auf zwischen Mattias' Pflege und Taralds selbstgewählter Einsamkeit, treu wie immer. Aber Liv hatte schon vor langer Zeit an Cecilie geschrieben. Über die Freude angesichts der Heimkehr von Mattias - und über den neuen Kummer, als Kolgrim weglief.
    Dieses eine Mal hatte die Post ihr Ziel schnell erreicht. Und als Tarjei am zweiten Tag zu Hause lag, traf Cecilie mit ihrer ganzen Familie ein. Denn, wie sie zu Alexander gesagt hatte: »Jetzt will ich euch alle zusammen bei mir haben, ich will unsere hübschen Kinder vorstellen. Und ich will Mattias sehen, und außerdem brauchen sie uns jetzt, und ich werde gut achtgeben auf Gabriella und Tancred, wenn Kolgrim wieder auftaucht.«
    Die Nachrichten, mit denen sie empfangen wurden, als sie ankamen, erschütterte sie zutiefst. Kolgrim tot - und Tarjei im Sterben! Cecilie eilte zu ihm.
    Dort waren alle versammelt. Tarjei lag kreidebleich im Bett. Ohne ein Wort bedeutete Cecilie dem Bader, er möge ihr Platz machen. Dann untersuchte sie die Wunde. »Cecilie, du kannst doch nicht… «, sagte Liv.
    Die Tochter drehte sich zu ihr um, mit Tränen in den Augen. »Einmal kam Tarjei uns zu Hilfe. Er hat mir meinen Alexander gerettet. Ein klein wenig habe ich damals gelernt. Und Tarjei und ich, wir standen uns immer sehr nahe.«
    Mehrere Tage lang kämpften der Bader und Cecilie um Tarjeis Leben.
    Am Abend des fünften Tages öffnete er zum erstenmal wieder die Augen. Sofort wurden die erwachsenen Familienmitglieder gerufen.
    »Tarjei, kannst du mich hören?« fragte Cecilie. Er hatte die Augen wieder geschlossen, nickte aber fast unmerklich.
    »Kann ich etwas für dich tun? Für deine Gesundheit, meine ich?«
    Er nickte wieder - es war nicht mehr als eine winzige Bewegung des Kopfes. »Gibt es irgend ein Medikament?« Er runzelte die Augenbrauen, die Frage war offenbar nicht deutlich genug. »Aus

Weitere Kostenlose Bücher