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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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jetzt muß ich aber gehen. Ich werde Bescheid sagen, daß du dich einsam fühlst. Dann wollen wir sehen, was wir tun können. Ich bin auch bald zurück.«
    Eli sah ihr lange sehnsüchtig nach. Gabriella lächelte ihr aufmunternd zu.
    Draußen auf dem Flur blieb sie einen Moment stehen. Zum ersten Mal seit vielen Wochen hatte sie ihre eigene Situation vergessen. Mehrere Minuten lang.
    In Großmutters Salon sprach sie mit den anderen über Elis Einsamkeit.
    Die drei stellten insgeheim fest, daß eine Andeutung von Leben in Gabriellas Augen getreten war.
    Mattias sagte zögernd: »Ich wüßte da tatsächlich ein Mädchen. Der Pastor fragte, ob wir uns nicht einer kleinen Zehnjährigen annehmen könnten. Aber sie paßt wohl nicht ganz in unseren Rahmen.« »In welcher Hinsicht?« wollte Liv wissen.
    »Sie ist hier aus dem Kirchspiel. Aber als ihre Eltern starben, zog sie zu ihrer Schwester nach Christiania. Und das war offenbar keine gute Lösung.« »Wieso nicht?« sagte Kaleb scharf.
    »Nun, weil die Schwester sie in einen üblen Sumpf hineingezogen hat. Tatsächlich ist die Kleine mit ihren zehn Jahren schon so verdorben, daß sie kaum eine gute Gesellschaft, für Eli wäre.«
    »Weißt du, wo die beiden Schwestern wohnen?« »Ja, der Pastor gab mir die Adresse. Die Ältere soll unglaublich verkommen sein. Wandert durch die Straßen und sammelt Männer auf, stiehlt, betrügt und macht sonstwas, um an Geld zu kommen. Und die kleine Schwester geht bei ihr in die Lehre.«
    »Aber natürlich müssen wir versuchen, der Kleinen zu helfen«, sagte Liv. »Laßt es uns als eine Herausforderung betrachten!«
    »Ja. Wir fahren, und zwar alle beide«, entschied Kaleb. »Derartige Mädchen können sehr unangenehm werden. Ein Mann allein richtet da nicht viel aus, denn wir werden vermutlich zu recht harten Mitteln greifen müssen.« Liv lächelte. »Nehmt auch Gabriella mit! Sie soll eure Anstandsdame sein - damit euch nicht die große Schwester noch am Ende verführt!« Die Männer grinsten.
    »Kaleb doch nicht«, neckte Mattias. »Sein Ideal ist ein gesundes, unverfälschtes Mädel, blond und stark und reinen Herzens, das mit beiden Beinen fest auf der Erde steht. Ist es nicht so?«
    »Jedenfalls habe ich nicht das geringste übrig für Nachtfalter oder neurotische Zicken«, brummte Kaleb und machte ein ziemlich unwirsches Gesicht, weil Mattias so eine Plaudertasche war.
    Liv versuchte die Wogen zu glätten. »Wenn ihr gleich losfahrt, könntet bis zum Abendessen zurück sein.« »Aber Eli kann doch nicht mit einem so verderbten Ding in einem Zimmer schlafen«, sagte Gabriella erschrocken.
    »Das überlaß getrost mir«, lächelte Liv. »Wenn ihr nur das Mädchen holt, dann… «
    »Aber Großmutter, ich habe Eli versprochen, bald zurückzukommen. Kann ich… « »Ich werde gehen«, sagte Liv.
    Kurz darauf waren sie mit dem Schlitten unterwegs. Gabriella saß zwischen den beiden Männern, ein wenig aufgeregt, daß sie sich in die schlimmsten Tiefen der Großstadt begeben sollte, aber gleichzeitig war ihr seltsam leicht zumute.
    Simon hat mich sitzengelassen, na und? Ich pfeife drauf, daß Männer mich nicht anziehend finden, ich pfeife drauf, daß ich niemals heiraten werde. Was bedeute ich denn schon? Das einzig wichtige ist doch wohl, daß man für andere etwas tun kann. Sich selbst hintanstellt. Eli wollte, daß ich in ihrem Zimmer schlafe. Gott, wie das mein eingefrorenes Herz erwärmt hat!
    Soll Kaleb mich doch neurotisch und zickig nennen. Denn ich weiß wohl, daß seine Worte auf mich gemünzt waren!
    Mattias war voller Pläne und redete die ganze Zeit. Kaleb war skeptischer. Inkonsequent, wie sie war, gefiel Gabriella seine pessimistische Haltung Menschen gegenüber nicht. Genauso wie ihm genau diese Einstellung an ihr mißfiel.
    Der kann sich seine blonden, prallen Bauernmädel sonstwohin stecken, dachte Gabriella. Was das mit alldem zu tun hatte, wußte sie allerdings selber nicht. Die Adresse, die Mattias vom Pastor bekommen hatte, war wohl ziemlich alt. Ein übles Frauenzimmer kreischte ihnen entgegen, daß sie diese Hure schon vor langer Zeit an die Luft gesetzt hätte.
    »Wo sollen wir denn dann suchen?« sagte Mattias ratlos. »Zuletzt hat dieses Luder in einem Treppenhaus in der nächsten Querstraße gehaust! Aber daß so feine Herren sich mit einer wie der abgeben wollen, das geht über meinen Verstand. Die hat die Krätze und den Tripper dazu, bei meiner Seel'!«
    »Wir wollen nur ihre kleine Schwester«,

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